Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 84. Sitzung / Seite 198

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Lernen wieder geben, damit wir sie motivieren, in weiterführende Schulen zu gehen und zur Matura zu kommen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Dr. Lichtenberger: Das Gegenteil erfolgt!)

20.45

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Schasching. – Bitte. (Abg. Mag. Schweitzer: Wo habt ihr die Gabi? Warum lasst ihr die Gabi nicht reden?)

20.45

Abgeordnete Beate Schasching (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Schön langsam, ganz langsam, wird vielleicht doch klar: Was im Sommerloch ursprünglich einmal "Aufnahmetest" geheißen und wozu sich Ihr Kollege Grollitsch sogar im Ausschuss noch ein paar Mal geäußert hat, dass er eigentlich ein Aufnahmetestverfahren für die AHS-Unterstufe möchte – was Sie ihm dann doch ausgeredet haben –, das soll jetzt "Prognoseverfahren" heißen. – Das ist der Punkt.

Schön langsam lichtet sich auch der Nebel, Herr Kollege Schweitzer, was Sie eigentlich mit Prognoseverfahren meinen. Das ist bisher im Dunkeln gewesen. Was soll das sein? Wer testet, wann testet er, wie wird getestet? – Das ist alles noch nicht heraußen. Eines aber ist völlig klar: Die, die am besten feststellen, wie sich ein Kind entwickelt, die das auch in unzähligen Tests abprüfen, sind die Volksschullehrer. Die machen das hervorragend! (Abg. Mag. Schweitzer: Die werden auch verantwortlich mit einbezogen! Da sind wir uns ja einig gewesen!) Denen wollen wir die Kompetenz nicht absprechen. Ganz sicher nicht! Wir haben hervorragende Volksschullehrer, die bestens dazu geeignet sind, diese Prognosen zu erstellen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ein wenig klärt sich mittlerweile auch auf, wohin solche Prognoseverfahren führen sollen. Wenn ich mir den Entschließungsantrag und Ihre Analyse in diesem Entschließungsantrag ansehe, in dem steht, dass eben 70 Prozent der Volksschulabsolventen quer durch Österreich eine Hauptschule besuchen, aber in Ballungszentren weniger als 50 Prozent, und Sie diese umlenken wollen, wenn die Frau Ministerin Gehrer eben gesagt hat, dass ohnedies alles so durchlässig sei, dann frage ich mich: Ja warum wollen wir dann umlenken? – Offensichtlich haben wir hier ein Problem, einen Bedarf, und darum sollten wir uns kümmern: um das bildungspolitische Problem der AHS-Unterstufe beziehungsweise der Schülerinnen und Schüler zwischen zehn und 14 in den Ballungszentren. Das sollte bildungspolitisches Thema sein und nicht ein wie auch immer geartetes, noch nebulos erscheinendes Prognoseverfahren, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Öllinger . – Abg. Mag. Schweitzer: Was ist das bildungspolitische Problem in der Unterstufe?)

Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen. Wenn ich an meinen eigenen Sohn denke, der gerade die 3. Klasse der Volksschule besucht und bei dem sich die vielfältigsten Neigungen herausentwickeln, bei dem eine unterschiedliche Leistungsfähigkeit festzustellen ist – einmal hat er mehr mathematische Fähigkeiten, sodass ich mir denke, da ist er ganz besonders tüchtig, dann ist das wieder einmal im sprachlichen Bereich der Fall –, so tue ich mich als beobachtende Mutter schon sehr schwer, herauszufinden, wohin sich das Kind entwickeln wird. Auch die Volksschullehrer arbeiten daran, das herauszufinden.

Wie soll aber jetzt jemand, der dieses Kind überhaupt nicht kennt, der mit dem Kind überhaupt nicht zusammenarbeitet, jemand, der von außen kommt und auch gewisse Entwicklungen gar nicht wahrnehmen kann, also ein völlig Fremder, feststellen, dass ein Kind für höhere Bildung geeignet ist oder nicht? – Ich kann es mir nicht vorstellen, dass es so einen Wunderwuzzi geben kann, der dann den Eltern sagt: Dieses Kind ist für die Mittelschule geeignet und macht dann einen Hochschulabschluss! Das kann ich mir nicht vorstellen, und das ist auch nicht nachvollziehbar.

Was aber völlig klar ist, das ist Ihr Grundsatz, Schülerströme von der AHS-Unterstufe in die Hauptschule umzuleiten. Und was auch immer der Hintergrund ist, für mich bleibt unter anderem ein Punkt stehen: Es muss für diese Überlegung wohl doch auch einen budgetpolitischen Ansatz geben, denn finanziell dafür zuständig sind allemal die Länder, wenn viele die Pflicht


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