Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 25

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Nun zum aktuellen Thema: Tatsache ist, dass Landtag und Landesregierung dem Landes­finanzreferenten den Auftrag gegeben haben, die Wohnbauförderungsdarlehen zu verkaufen und den Erlös zu verwerten. Tatsache ist, dass in einem Beirat – und dazu komme ich noch –, in dem wir nicht vertreten waren, Sie (in Richtung SPÖ) aber sehr wohl, über die Art der Veranlagung einstimmig entschieden worden ist. (Abg. Parnigoni: Das stimmt überhaupt nicht!)

Tatsache ist, dass durch diese Veranlagungen mittlerweile ein Schaden von 270 Millionen € erwirtschaftet wurde. Das ist ein Schaden von – ich sage es in Schilling, das ist immer noch ein bisschen besser vorstellbar – 2 500 S pro niederösterreichischen Landesbürger, vom Baby bis zum Greis. Herr Sobotka – ohne jeden Zweifel – hat dafür die Verantwortung zu tragen, diese Veranlagungen waren hoch spekulativ.

Öffentliche Gelder zu 40 Prozent in Aktien zu veranlagen ist ein derart überraschendes Unter­nehmen, dass man das im Finanzministerium – als ich dort rückgefragt habe – gar nicht glauben wollte. (Abg. Parnigoni: Was sagen Sie da dazu, Herr Staatssekretär? Das ist aller­hand!) 40 Prozent in freiverzinslichen Aktien zu veranlagen ist hoch spekulativ, und Herr Sobotka hat auch die Ernte eingefahren: Er hat große Verluste produziert. (Abg. Parnigoni: Das ist allerhand!)

Herr Sobotka ist auch deshalb rücktrittsreif, weil absolut keine Einsicht besteht und Wieder­holungsgefahr gegeben ist. Als er darauf aufmerksam gemacht wurde, dass dies nicht das ist, was man sich von einem Landesfinanzreferenten erwartet, hat er gesagt: Regt’s euch net auf, i werd mein Schnitt schon machen! – Der Landesfinanzreferent von Niederösterreich bedient sich der Sprache eines Börsenhais. Schon deswegen sollte er dieses Amt nicht länger ausüben. (Demonstrativer Beifall bei der SPÖ.)

Dennoch: Sie von der SPÖ waren in diesem Beirat vertreten. Die Beamten Ihres Landesrates haben das gewusst und haben ihn informiert oder auch nicht informiert. (Abg. Eder: Wir haben ja keine Beamten dort! Lauter Schwarze!) Jedenfalls waren Sie mit dabei.

So ist es eben in Niederösterreich, so ist es dort in der gesamten Politik: Sie, denen die ÖVP einen Platz am Katzentisch zuteilt, wo Sie immer wieder ein paar Brosamen bekommen – jetzt in Vorwahlzeiten natürlich weniger –, tragen einfach alles mit. Sie sind und bleiben die Minist­ranten der ÖVP-Allmacht, und das werden auch keine Sondersitzung und keine Aktuelle Stunde hier im Nationalrat zu verschleiern wissen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

10.09


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr Frau Abgeordnete Dr. Petrovic. Rede­zeit: 5 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

10.09


Abgeordnete MMag. Dr. Madeleine Petrovic (Grüne): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Es ist schon eine merkwürdige Debatte, wenn Sie, Herr Staatssekretär, als Haupt­argument gegen den Vorwurf, dass hier mit öffentlichen Geldern spekuliert wurde und ein gewaltiger Verlust eingetreten ist, anführen, in Wien sei etwas Ähnliches passiert.

Von der ÖVP kommt quasi das Argument: Ätsch, die Wiener haben auch Geld auf Grund gesetzt. Und der andere Vorwurf geht in Richtung Niederösterreich.

Tatsache ist, dass Geld österreichischer Steuerzahlerinnen und Steuerzahler verwirtschaftet wurde, dass die Potentiale für den künftigen Wohnbau geschmälert wurden. Wenn Sie, Herr Staatssekretär, dazu sagen, dem sei nichts mehr hinzuzufügen, muss ich sagen: Na servus, das ist eine schöne Einstellung! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die Debatte greift vor allem ein bisschen zu kurz, denn wir von den Grünen, die wir im Nieder­österreichischen Landtag damals als einzige Partei dagegen gestimmt haben und dafür von Ihnen ziemlich mitleidig ausgelacht worden sind, haben immer verlangt, einmal auf einer sehr allgemeinen Ebene die Frage zu klären: Was sind öffentliche Aufgaben? Auch in der zurzeit laufenden GATS-Debatte wird vor allem von Seiten der ÖVP wieder argumentiert, alles müsse


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite