Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 68

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ten Menschen im Irak auch beiseite zu stehen. Umso mehr bedaure ich die Kriegshandlungen der Regierungen der USA, Großbritanniens und weniger anderer Staaten.

Das durch den Sicherheitsrat nicht gerechtfertigte Einschreiten muss ganz einfach unweigerlich zur Frage führen: Heiligt nun tatsächlich der Zweck die Mittel? – Ich bin der Meinung, der Zweck kann die Mittel nicht heiligen, sondern die Mittel entheiligen ganz einfach auch den Zweck, meine Damen und Herren. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Waffeninspektoren mit ihrer Arbeit nicht fertig waren, diese nicht beendet haben, aber die Bush-Regierung hat zu einem Mittel gegriffen, das nur das allerletzte sein darf. Da ist Bush allein in seiner Einschätzung, wir teilen seine Einschätzung hier nicht.

Wenn wir uns das vor Augen halten, sollten wir innehalten und uns Gedanken darüber machen, was Österreich beitragen kann. Wir werden auf der einen Seite natürlich ganz wesentlich in Richtung humanitärer Hilfe schreiten müssen. Umso bedauerlicher ist es, wenn wir uns vor Augen führen müssen – das ist unglaublich absurd –, dass auf der einen Seite Waffen einge­setzt werden, um Menschen Leid zuzufügen, sehr vieles auch zu beschädigen, 80 Milliarden Dollar als Kriegsmittel zur Verfügung gestellt werden, während wir andererseits hier und auch in anderen Staaten darüber reden, wie wir Wiederaufbauhilfe leisten können, wie wir humanitäre Hilfe leisten können. Diese Absurdität müssen wir uns täglich vor Augen halten, meine Damen und Herren.

Wir sind auf der Seite jener Hunderttausender, die Nein zu diesem Krieg gesagt haben. Wir dürfen das nicht nur jetzt nicht zulassen, sondern wir müssen uns auch in Zukunft unserer Auf­gaben immer wieder bewusst werden. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

13.35


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Mitterlehner. Gleiche Redezeit. – Bitte, Herr Kollege.

13.35


Abgeordneter Dr. Reinhold Mitterlehner (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Neben den bisher angesprochenen völkerrechtlichen, politischen und moralischen Aspekten der Irak-Krise möchte ich nun auf die wirtschaftlichen Implikationen zu sprechen kommen. Und zwar möchte ich mich nicht mit Aspekten befassen wie etwa den Auswirkungen von Kriegsschlagzeilen auf den Kapitalmarkt oder Verwertung der Ölfelder oder Wiederaufbaumaßnahmen, sondern mit den langfristigen Konsequenzen, die die österreichische Wirtschaft auf Grund der gesamten Krisensituation zu erwarten hat.

Es gibt, wie ich meine, ein prägendes Wort, das so wie in anderen Bereichen auch für den Wirt­schaftsbereich anzuwenden ist, und dieses Wort heißt Unsicherheit, Unsicherheit, was Investo­ren und Konsumenten anbelangt, Unsicherheit aber auch, was die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt anbelangt, negative Auswirkungen vermutlich auch was den Außenhandel betrifft, negative Auswirkungen was den Tourismus betrifft. Es ließe sich die Liste in negativer Richtung beliebig fortsetzen. Warum? – Weil niemand auch bei einem militärischen Erfolg weiß, welche Konsequenzen es auf Dauer auf politischer Ebene geben wird und wie sich die Situation insgesamt entwickeln wird.

Gerade in dieser Situation müssen wir uns damit auseinander setzen, dass vermutlich schon übermorgen auch die entsprechenden Auswirkungen auf die heimische Konjunktursituation in Zahlen prognostiziert werden. Experten rechnen damit, dass im europäischen Gesamtgefüge das Wachstum um etwa einen halben Prozentpunkt auf das Jahr gesehen zurückgehen könnte.

Genau diese Situation macht es erforderlich, auf das einzugehen, was der Herr Bundeskanzler auch angesprochen hat, nämlich die Themen des Gipfels in Brüssel, des Frühjahrsgipfels am Wochenende, weil eben der Lissabon-Prozess einen ganz besonderen Schwerpunkt dargestellt hat und weil es darum geht, eben genau in dieser Situation Reformen zu beschleunigen, um entsprechend positive Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum zu haben.

 


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