Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 71

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Ich möchte an dieser Stelle auch ganz klar auf die Ausführungen der Frau Mag. Lunacek ein­gehen. Sie hat anscheinend nicht zugehört oder war nicht im Haus, denn Herr Vizekanzler Herbert Haupt hat sich ganz klar gegen diesen Krieg ausgesprochen und hat als Einziger auf der Regierungsbank auch im Gegensatz zum Koalitionspartner ganz klar die Ablehnung dieses Krieges zum Ausdruck gebracht und damit die freiheitliche Position in dieser Sache klargestellt. (Abg. Öllinger: Sie haben sie durch Ihre Wortmeldung jetzt entwertet! – Zwischenruf der Abg. Mag. Stoisits.)

Eigentlich ist der Irak-Krieg zu ernst, als dass Sie immer dazwischenschreien müssen. Sie können es auch weiterhin machen. Dann wissen die Fernsehzuschauer wenigstens, wie ernst es Ihnen mit Ihrer Fahne ist.

Geschätzte Damen und Herren! Saddam Hussein war ja über viele Jahre, ich möchte sagen Jahrzehnte nicht nur geachtet, nicht nur geduldet von Amerika, nein, er war viel mehr, er war ein Verbündeter. Saddam Hussein und sein Regime waren enge Verbündete von Amerika und schon in der Zeit von George Bush 1 Alliierte gegen Khomeini, gegen den Iran. Es ist für mich bedenklich, wenn wir heute in den Medien, etwa im Fernsehen oder in den Zeitungen Fotos von Raketen in der arabischen Welt sehen, auf denen sich nicht arabische Buchstaben und arabische Ziffern befinden, sondern es handelt sich um englische Buchstaben und englische Ziffern, denn es sind amerikanische Waffen.

Ich stelle hier wirklich mit Recht die Frage, mit welcher Berechtigung Amerika sich über alle Konventionen und Beschlüsse hinwegsetzt und damit erreicht, gegen die eigenen Waffen Krieg zu führen. In diesem Zusammenhang ist es bedenklich, dass ein so hochmoderner Staat wie Amerika, der an Waffen und Zahlen einem Lande wie dem Irak weit überlegen ist, ihn vorher auch noch entwaffnen lässt, vorher auch noch die letzten Raketen vernichten lässt, im An­schluss daran bis an die Zähne bewaffnet gegen diesen Staat Krieg führt, aber nicht erst seit einer Woche, nicht erst seit mehreren Wochen, sondern seit Jahren. Denn in Wirklichkeit sind auch dieses Oil-for-Food-Programm, die ganzen Beschränkungen im Irak nichts anderes als ein Krieg gewesen.

Geschätzte Damen und Herren! Es kommt nicht von ungefähr, dass der Chefkoordinator dieses Oil-for-Food-Programms, Graf Hans von Sponeck, zurückgetreten ist. Er sagte dazu: Dieses Programm ist eher ein Völkermord, als dass es Saddam Hussein und sein Regime stürzen würde. – Ich glaube, das sollte uns zu denken geben, denn in Wirklichkeit steht im Mittelpunkt dieses Krieges nur das Geld.

75 Milliarden US-Dollar, meine Damen und Herren, fordert George Bush von seiner Regierung. Nur knapp 3 Prozent, nämlich nicht einmal ganz 3 Milliarden, dienen dem Wiederaufbau und der humanitären Hilfe.

Geschätzte Damen und Herren! Ich glaube, wir alle sollten hier einer Meinung sein, dass dieser Krieg nicht gutzuheißen ist, und wir sollten hier wirklich noch stärker und noch massiver auftre­ten, um diesen Krieg zu beenden und damit einen neuen zu verhindern. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

13.47


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Abgeordneter Peter Schieder. Es ist eine Runde mit je 3 Minuten. Es geht sich genau aus, wenn sich alle daran halten. – Bitte, Kollege Schieder.

13.47


Abgeordneter Peter Schieder (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der österreichische Nationalrat gibt heute zwei wichtige Signale.

Erstens: Österreich ist einig. Alle Parteien, die im Nationalrat vertreten sind, haben in dieser wichtigen Frage des Irak-Krieges eine gemeinsame Linie.

 


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