Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 102

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Fortsetzung der Tagesordnung


Präsident Dr. Heinz Fischer: Wir kehren zurück zu Punkt 1 der Tagesordnung, der Debatte über das Budgetprovisorium.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Ing. Gartlehner. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

15.42


Abgeordneter Ing. Kurt Gartlehner (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Bun­desminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf noch kurz an die vorige De­batte anschließen, weil der Herr Bundesminister in seinen Ausführungen von erfolgreichen Privatisie­rungen gesprochen hat, und ich muss sagen: Davon hat Österreich noch nicht viel bemerkt! Ich denke dabei nur etwa an die wirklich dramatische Unterdotierung der UMTS-Lizenzen, die weni­ger Ertrag gebracht haben als das GSM-Netz, was ein total atypischer Zustand war, eine Situa­tion, die wirklich dramatisch gewesen ist und bei der wirklich von einem politischen Versagen dieser Bundesregierung gesprochen werden muss. Ich denke aber auch an die ATW, die, wenn man den Wert dieser Firma nach Shareholder-Regeln definiert, um ungefähr drei Achtel oder drei Siebentel – wenn man großzügig ist – des wahren Wertes an die Investoren ergangen ist. Ich glaube, da kann man wirklich nicht von erfolgreicher Privatisierungspolitik reden! Wir jeden­falls finden Privatisierungspolitik dann erfolgreich und gut, wenn sie den bestmöglichen Ertrag für den Staat und für die Steuerzahler ergibt. (Beifall bei der SPÖ.)

Da es in der Vergangenheit üblich war, dass die Finanzminister immer wieder versucht haben, Punktlandungen zu erzielen, und das auch im Großen und Ganzen immer wieder gelungen ist und es dann dennoch am Beginn der vergangenen Regierungsperiode wiederholt den Hohn von Seiten des neuen Finanzministers und der Regierungsmitglieder gegeben hat, weil nicht jede einzelne Budgetposition auf Punkt und Beistrich erreicht worden ist, sondern nur die ge­samte Konstellation ausgewogen war, möchte ich heute einige Zitate des Herrn Bundesmi­nisters Grasser in Erinnerung rufen:

Im Jahr 2000 – großer Optimismus, neuer Minister, keine Frage –: „Budgetkonsolidierung,“ haben Sie damals gesagt, „bedeutet aus unserer Sicht also nicht eine lineare Streichung von Ausgaben, sondern die Überprüfung der Erreichung der Ziele staatlicher Ausgaben.“ – Das war an sich ein sehr vernünftiger Ansatz.

Im Jahr 2001 ertönte am 18. Oktober die große Frohbotschaft – jeder wird es noch in Erinne­rung haben –: „Ein guter Tag beginnt mit einem sanierten Budget.“ – Sie haben damit das Doppelbudget 2001/2002 gemeint. – Dazu kann man sagen, das war auch noch eine optimis­tische Version. Ist ja in Ordnung. Jeder versucht, seine Ware bestmöglich zu verkaufen. (Abg. Mag. Posch: Das war eine Lachnummer! Das war eine Anleihe bei Charlie Chaplin! Da hat er den „Großen Diktator“ gesehen!)

Aber auch im Jahr 2002 gab es, wirklich schon zu einem späteren Zeitpunkt, immer noch die­sen Optimismus vom ausgeglichenen Budget. Meine Damen und Herren, ich zitiere: „Mit die­sem Bundesvoranschlag werden wir ... erstmals seit den frühen siebziger Jahren ein Nulldefizit für den Gesamtstaat ausweisen.“ Und: „Das Budgetbegleitgesetz 2002 enthält keine neuen Belastungen.“ – Und so weiter und so fort.

Wir wissen, dass diese Thesen Thesen geblieben sind und dass das darin Angekündigte nicht wirklich erreicht wurde. Der Herr Bundeskanzler hat versucht, diese Thesen zu verteidigen, indem er sagte: Nun ja, wir haben wirklich große Konjunkturprobleme, es gab aber auch das Hochwasser. – Dem stehen jetzt wiederum die Aussagen der Statistik Austria gegenüber, dass ja genau deshalb, weil die budgetierten beziehungsweise die versprochenen Hochwasseraus­gaben nach der Nationalratswahl nicht mehr ausbezahlt wurden, das Budgetdefizit überhaupt nicht noch höher ausgefallen ist, als es ausgefallen ist. Daher glaube ich, dass der Herr Bundeskanzler die Österreicherinnen und Österreicher diesbezüglich wirklich falsch informiert. Darüber hinaus ist ja klar – Kollege Matznetter hat das in seiner Rede ausführlich dargelegt,


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