Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 183

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Es sind immer nur Gesten, und es sind alle Summen, die sowohl im Nationalfonds als auch im Versöhnungsfonds je ausbezahlt wurden, immer nur als Gesten zu betrachten, weil es keine Rechtsansprüche gibt, was ich bedauere. Aber diese Geste, die gesetzt wird, wird von vielen mit Dankbarkeit aufgenommen.

Herr Präsident Fischer als ehemaliger Vorsitzender des Nationalfonds und Herr Präsident Khol, sie kennen die Briefe, die kommen – ich kenne sie vielfach auch –, und sie kennen die Reaktionen von Menschen, wenn sie nach Jahrzehnten vielfach erstmals eine Geste der Republik empfangen, mit der es um die Wahrnehmung ihres schweren Schicksals geht. Es geht nicht um diese 70 000 S, es geht auch vielen Zwangsarbeitern nicht um das Geld, das sie bekommen, sondern es geht ihnen um den Respekt, den man ihnen als Opfer entgegenbringt.

Deshalb möchte ich hier zum Ausdruck bringen, dass wir jetzt in den Diskussionsprozess über die Zukunft des Nationalfonds eintreten sollen, denn mit den Gestenauszahlungen und auch mit den Aufgaben, die er im Zusammenhang mit dem Allgemeinen Entschädigungsfonds hat, wird es nicht getan sein, weil es nicht getan sein kann.

Die Tausenden und Abertausenden Seiten des Berichtes der Historikerkommission, der sich nur mit dem Komplex Vermögensentzug auf der einen Seite und Rückstellungen und Entschädi­gungen nach 1945 auf der anderen Seite beschäftigt, stellen keine komplette wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas dar, sondern das ist nur ein Aspekt dieser Zeit und der Zeit danach.

Der Bericht der Historikerkommission zeigt uns, dass wir hier im Nationalrat, dass die Politik insgesamt und im Speziellen auch die Bundesregierung noch wesentliche Aufgaben zu leisten haben, und ich lade Sie dazu ein, dass wir gemeinsam so konstruktiv wie in der Vergangenheit diese Dinge angehen und dann auch lösen. – Danke ganz herzlich. (Beifall bei den Grünen.)

21.26


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als Nächste zu Wort gemeldet hat sich Frau Abgeordnete Mag. Frieser.

21.26


Abgeordnete Mag. Cordula Frieser (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine sehr ge­ehrten Kolleginnen und Kollegen! Wir alle begrüßen – das haben auch schon meine Vor­redne­rinnen und Vorredner gesagt – die Verlängerung der Funktionsdauer des Öster­reichischen Versöhnungsfonds beziehungsweise die Verlängerung der Antragsfrist. Lassen Sie mich daher nur einige allgemeine Feststellungen treffen.

Meine Damen und Herren! Die wenigen der Sklaven- und Zwangsarbeiter des national­sozialistischen Unrechtsregimes, die bis heute überlebt haben, haben nicht nur den Anspruch auf unsere innigste Solidarität, sondern sie haben auch einen Anspruch darauf, in den letzten der ihnen noch verbleibenden Jahre wenigstens einen kleinen materiellen, einen kleinen finanziellen Ausgleich zu erhalten, wiewohl diese Entschädigung in keinem Verhältnis zu dem ihnen angetanen Unrecht und Leid stehen kann.

Das ist grausam, aber wir müssen auch klar zwischen Erinnerung und einem andauernden Schuldbekenntnis unterscheiden. Ich für mich – ich verweise auf die viel zitierte Gnade der späten Geburt – verweigere mich der Anerkennung einer so genannten Kollektivschuld für die nachfolgenden Generationen. Schuld kann zwar nicht verjähren, aber Schuld stirbt auch mit den Schuldigen. Moralische Schuld darf sich nicht weitervererben. Für die Nachkommenden, wie wir es sind, besteht die große Verantwortung, für eine bessere Zukunft einzustehen.

Die sachliche und konstruktive Diskussion muss weiter bestehen bleiben, aber weder in der Form von Hetze und Schuldzuweisung, noch im Fortbestand einer undifferenzierten Selbstbe­zichtigung. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

21.28


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet hat sich Frau Abgeordnete Dr. Partik-Pablé. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Ich bin gestrichen!) – Gut.

 


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