Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 117. Sitzung / Seite 62

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Wenn ich hier und jetzt versuche, die Bedeutung der Sprache – und damit meine ich auch die Bedeutung der Gebärdensprache – für die Entwicklung des Denkens und damit für den Bildungsprozess herauszustellen, dann nicht deshalb, um die oftmalige Aussage des Kollegen Walch „denken – lesen – sprechen“ zu untermauern oder zu verwerfen, sondern deshalb, um die Wichtigkeit der Sprach- und Leseförderung zu unterstreichen.

Sprache ist zwar nicht die einzige hinreichende Bedingung der Möglichkeit für die Ent­wicklung des Denkens – dafür ist auch die Internalisierung von Bewegungs- und Hand­lungsmustern bedeutsam –, aber komplexe Denkleistungen, komplexe Denkprozesse sind in Sprache eingebettet, werden von der Sprache getragen und sind und bleiben auf Sprache angewiesen.

Sprache wird in spezifischen Phasen in den ersten Lebensjahren erworben und ist in ihren Grundstrukturen im Alter von 5 Jahren fertig. In diesem Alter soll ein Kind alle Laute beherrschen und alle wesentlichen grammatikalischen Strukturen besitzen. Später erfolgen nur mehr quantitative Zuwächse.

Zirka 10 bis 15 Prozent unserer Kinder haben in diesem Bereich Defizite. Diese wer­den in Zukunft früher erhoben, und in einem guten, durchdachten Fördermodell wird diesen Defiziten entgegengewirkt. Ich bin überzeugt davon, dass wir dann eine andere Ausgangsbasis als jetzt bei den Schulanfängern vorfinden werden.

Das dafür vorgesehen Ausmaß von 4 Stunden pro Woche ist ausreichend, und ich denke, dass das genauso wichtig ist wie die Leseförderung.

Lassen Sie mich aber zum Lesen noch einiges sagen:

Dem Lesen wird leider im Elternhaus immer weniger Stellenwert eingeräumt. Kinder erleben ihre Eltern so gut wie nie lesend, vorgelesen wird kaum noch, und es ist daher nicht verwunderlich, dass die Kinder sich immer weniger auf das Lesenlernen freuen. Dabei sollte es aber so sein, dass es die Kinder gar nicht mehr erwarten können, end­lich Lesen zu beherrschen. Ich denke, dass wir hier über die Förderkurse die entspre­chenden ausgleichenden Momente schaffen können. Notwendig ist es auf jeden Fall.

Ich freue mich aber, dass über die wesentlichen Punkte dieses Schulrechtspaketes Übereinstimmung besteht, und ich freue mich auch auf die weiteren Schulpakete. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

12.09


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abge­ordnete Heinisch-Hosek. Wunschredezeit: 4 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


12.09.30

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Staatssekre­tär! Die Frau Ministerin wird wieder kommen, denke ich mir. – Ist Ihnen aufgefallen, dass die Frau Bundesministerin heute dieses Schulrechtspaket nicht als Meilenstein gepriesen hat? – Das tut ja diese Bundesregierung an und für sich so gerne: Bei jeder Neuerung wird alles als Meilenstein verkauft. Aber das ist kein Wunder! – Kollegin Fuhrmann hat es dann unternommen, sie hat versucht, einen Meilenstein in ein kleines Packerl hineinzupressen – das ist ungefähr so, wie sie eine Wurstsemmel um 10 € kauft – So viel dazu.

Wir SozialdemokratInnen haben daran mitgewirkt, dass dieses kleine Schulrechtspaket doch noch verbessert werden konnte. Wir haben hart verhandelt, wir haben gut ver­handelt und erreicht, dass ein Teil dieses Paketes, beispielsweise was die Berufsreife­prüfungen anlangt, mit Verbesserungen bestückt werden konnte.

 


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