Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 82

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dürfen, sondern dass nur das größte gemeinsame Vielfache das Ergebnis dieses Prozesses sein kann, Kollege Grillitsch!

Das größte gemeinsame Vielfache bedeutet, im Interesse der Wirtschaftlichkeit der Landwirt­schaft die höchstmöglichen Standards einzuführen. Das wurde mehrfach betont. Warum? – Weil letztlich ein wirklich gutes Stallregime, ein optimales Stallmanagement den Bauern die Verluste minimiert. Eine artgerechte Schweinehaltung führt zu wenig Medikamenteneinsatz, zu wenig Verlusten im Stall – also eine wirtschaftlich sinnvolle Perspektive.

Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass es natürlich notwendig sein wird, auch besonders artgerechte Tierhaltungssysteme zu kennzeichnen, also ein Tierschutz-Gütesiegel einzuführen, damit diese bäuerlichen Betriebe Chancen auf dem Markt haben. Mit einem guten Tierschutzsiegel wäre das möglich. Damit wäre auch eine Aufwertung des AMA-Gütesiegels denkbar, das habe ich schon mehrfach angesprochen. Die Basis für diese Weiterentwicklung ist ein bundeseinheitliches Tierschutzgesetz. (Beifall bei den Grünen.)

Schlussendlich müssen auch die Träger der öffentlichen Einrichtungen, die öffentliche Hand im Rahmen des Beschaffungswesens auf diese Entwicklungen der bäuerlichen Produktion reagieren. So wie wir fordern, dass in derartigen Einrichtungen verstärkt Bioprodukte konsu­miert werden, muss es selbstverständlich zum Prinzip werden, dass für den öffentlichen Sektor nur Produkte aus artgerechter Tierhaltung eingekauft werden. Dann ist es auch den Bauern gut vermittelbar, Kollege Grillitsch, und dann ist ein Dialog möglich: wenn man zuhört, wenn man die Chancen nutzt und wenn man die Möglichkeiten, die die Wissenschaft und die Technik heute bieten, endlich auch für die Landwirtschaft voll nutzt! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.43


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner ist Herr Abgeordneter Schweis­gut zu Wort gemeldet. – Bitte.

13.43


Abgeordneter Johannes Schweisgut (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staats­sekretär! Herr Vizekanzler! Wir sind nun schon fast am Ende dieser zum Teil doch kontrovers geführten Diskussion hier im Plenum. Man sieht, dass, wenn es nicht um rein Sachliches geht, die politischen Fronten heftig aufeinander treffen und wieder mehr das politische Hickhack im Mittelpunkt steht. Mein Eindruck von der Enquete-Kommission war nämlich, dass das gemein­same Ziel, nämlich ein effizientes Gesetz, als Wunsch aller im Mittelpunkt stand. Auch die heutigen Ausführungen von Vertretern der verschiedenen Parteien, die sich damit befasst haben, haben ein einheitliches Ziel im Sinn gehabt.

Ich möchte ganz kurz auf zwei Wortmeldungen eingehen. Frau Sima hat gesagt, dass Öster­reich von einem modernen Tierschutz meilenweit entfernt sei. Diese Aussage ist, glaube ich, nicht richtig. Wir mögen zwar kein österreichisches Tierschutzgesetz haben, aber vom moder­nen Tierschutz sind wir nicht besonders weit entfernt, weil es in den Ländern bereits sehr effi­ziente und auch sehr gute Gesetze gibt, die im Sinne der Tiere sind und auch vollzogen wer­den.

Gestört hat mich auch, dass Frau Glawischnig dieses eine Beispiel eines Schweinehalters in den Vordergrund gestellt hat, der so perfekt ist, vielleicht nicht wissend, dass dort 2 500 Hektar von sechs Personen bewirtschaftet werden, zu denen gehören diese Schweine nämlich, viel­leicht auch nicht unterstellend, dass man ein perfektes Beispiel als Standard hernimmt – auch das kann es nicht sein. Gute Beispiele gibt es natürlich überall, aber sie deswegen als den Standard der Zukunft darzustellen, war, glaube ich, auch nicht ganz richtig.

Wir von der ÖVP wollen die unterschiedlichen Gesetze so vereinheitlichen, dass sie für ganz Österreich nachvollziehbar sind. Wir wissen, dass wir im Sinne des Tierschutzes das einzelne Tier in den Mittelpunkt stellen sollten und nicht Lobbyisten, nicht Vertreter von Organisationen, sondern das einzelne Tier soll vor Tierquälerei geschützt werden. Wenn man, auch im Sinne


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