Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 135

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Stadlbauer. Sie will 6 Minuten sprechen. – Bitte, Frau Abgeordnete. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

17.00


Abgeordnete Bettina Stadlbauer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Bundes­minister! Hohes Haus! Der Ministerrat vom 29. April hat wieder einmal sichtbar gemacht, wie egal Bundeskanzler Schüssel, wie egal dieser Regierung, wie egal ÖVP und FPÖ, wie egal Ihnen die Menschen in Österreich sind. (Abg. Ellmauer: Falsch! Völlig falsch!)

Gerade die Debatten um die Pensionsreform und den Ankauf von Abfangjägern haben wirklich ganz eindrucksvoll bewiesen, wie die Bevölkerung ihre Stimme erhebt. (Abg. Großruck: Uns sind alle Menschen gleich!) Ich erinnere Sie nur an den gestrigen Tag, an dem über 500 000 Menschen auf die Straße gegangen sind, um ihren Unmut zu zeigen. Ich erinnere Sie aber auch an das Volksbegehren gegen den Ankauf von Abfangjägern, das über 600 000 Menschen in Österreich unterschrieben haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Doch was machen Sie daraus? Wie gehen Sie damit um? – Sie fahren drüber! Sie nehmen die Menschen einfach nicht ernst! Und vor allem: Sie, Herr Bundeskanzler, tragen die Verant­wortung für die sozialen Spannungen in Österreich. (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ.)

Sie nehmen den Menschen ihre soziale Sicherheit weg, um damit in die militärische „Sicher­heit“ – unter Anführungszeichen – zu investieren. Ich sage jetzt ganz ausdrücklich: Unsere Kritik richtet sich gegen den Ankauf von Abfangjägern, von Kampfjets, von Kriegsgerät! Das ist nämlich die richtige Bezeichnung dafür und nicht, wie es jetzt auf einmal verharmlosend heißt: Luftraumüberwachungsflugzeuge. Es sind Abfangjäger, es ist Kriegsgerät – das ist der richtige Ausdruck. (Beifall bei der SPÖ.)

Nennen Sie die Dinge beim Namen! Und wenn Sie es nicht tun, wir machen es.

Herr Kanzler Schüssel! Sie haben soeben eine Garantie abgegeben, dass für die Abfangjäger kein einziger Euro aus dem Bereich der Pensionsreform genommen wird. Herr Kanzler! Wie können wir Sie denn da beim Wort nehmen? Ist das die gleiche Garantie, die Sie für die private Beschaffungsplattform der Wirtschaft, die es bis heute nicht gibt, abgegeben haben? Gilt da Ihr Wort wie in diesem Fall?

Neben der fraglichen Finanzierung ist noch eine weitere Frage bei den Abfangjägern offen. Ich habe noch nie ein Argument gehört, das mich wirklich überzeugt hat, dass wir die Abfangjäger brauchen. Ich habe ganz aufmerksam die Zeitschrift der Österreichischen Offiziersgesellschaft „Der Offizier“ gelesen und habe mir gedacht, dass darin vielleicht Stellungnahmen der Experten zu finden sein werden, die mir erklären können, warum wir denn die Abfangjäger brauchen. Ich war gespannt, ob ich darin Argumente finde. Doch was musste ich lesen? – Zuerst las ich eine Überschrift, die mich noch sehr positiv stimmte, und diese lautet: „Ein Beitrag zur Ver­sachlichung der Abfangjägerdiskussion.“

Das ist löblich! Nur: Dann las ich Folgendes weiter: „Der Großteil der in Österreich gegen die Beschaffung von Abfangjägern ins Spiel gebrachten Argumente leitet sich nicht aus neuen europäischen Bedrohungsanalysen oder Sicherheitskonzepten ab, sondern aus der generellen Ablehnung der verfassungsmäßig verankerten militärischen Landesverteidigung.“

Na super! (Abg. Mag. Tancsits: Sehr sachlich!) Eben, sehr sachlich. Das würde ich auch sagen. Also kein einziges Argument! Da wird auch nur mit Unterstellungen gearbeitet. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ich möchte hier an dieser Stelle ausdrücklich sagen, dass sich die SPÖ – hören Sie ganz genau zu, vor allem der Kollege Murauer, der das wieder in den Raum gestellt hat – eindeutig zur Lan­desverteidigung bekennt. (Abg. Scheibner: Aber nur, wenn sie nichts kostet!) Ein Nein zu diesen Abfangjägern bedeutet nicht ein Nein zur Landesverteidigung. Das möchte ich Ihnen


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite