Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 160. Sitzung / Seite 274

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Gründen. Es ist auch noch kein Ende des Unterausschusses in Aussicht. Und ich bin eigentlich überzeugt davon, dass der Unterausschuss eine wesentliche Vorarbeit für die Untersuchung dieses unglaublichen Politikskandals, in den bedauerlicherweise we­sentliche SPÖ-Funktionäre involviert sind, leistet. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheit­lichen – BZÖ.)

22.35


Präsident Dr. Andreas Khol: Herr Abgeordneter Matznetter gelangt nunmehr für 5 Mi­nuten zu Wort.

 


22.35.49

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Ich weiß nicht, ob „Heuchelei“ auf dem Index steht. – Nein? Dann kann ich es als das bezeichnen, was es ist, nämlich Heuchelei, Kollege Amon. (Beifall bei der SPÖ.) Wenn das stimmen würde – wir haben gesagt, wir stimmen zu –, dann ermöglichen Sie doch jetzt den Untersuchungsausschuss! Stimmen Sie dem Antrag zu, dann fangen wir nämlich das zu untersuchen an, was Auftrag ist!

Erstens: Ein Kriminalfall gehört aufgeklärt durch die zuständigen Behörden. Das sind Sicherheitsbehörden, Staatsanwaltschaft und Untersuchungsrichter. Der bankrecht­liche Teil gehört durch die Aufsicht überprüft. Wenn es Zweifel daran gibt, dass die Auf­sicht ordnungsgemäß funktioniert hat, dann ist es Aufgabe dieses Hauses, das zu untersuchen, denn dann ist es ein Vollziehungsproblem. Und genau dort haben wir die Schwäche gesehen: ein Finanzminister, der keine der kritischen Fragen beantwortet hat. 96 Fragen musste ich einbringen, weil er nicht geantwortet hat. Im Untersuchungs­ausschuss müsste er uns Rede und Antwort stehen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Und wenn Sie den politischen Skandal angehen – wo ist Kollege Amon? –: Warum laden Sie Herrn Wolfgang Flöttl nicht? Das hat doch ganz andere Gründe! – Na klar müssten wir das Umfeld klären, na klar müssten wir klären, wie die politischen Kon­takte sind, wie die persönlichen Beziehungen sind. (Zwischenruf der Abg. Dr. Fekter.) Und wir müssten auch fragen, welche Informationen wann vorgelegen sind. Denn eines ist ja auch klar, meine Damen und Herren: Wir haben größtes Interesse daran, dass die Täter gefunden werden, dass jene festgestellt werden. (Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Das ist relativ einfach beantwortet, wenn Sie Zweifel haben: Diese Gewerkschaftsbe­wegung wurde zuerst um 1,5 Milliarden beraubt und in der Folge durch das Zudecken dieses Bankraubes um weitere 1,5 Milliarden, wenn man Refco mitrechnet. Und das ist Geld der Gewerkschaftsmitglieder! – Wenn es in der Verfolgung der Täter keine Ver­haftungen gibt, zu spät Hausdurchsuchungen gibt, dann werden wir das untersuchen. Wenn Prüfberichte ignoriert werden, werden wir das untersuchen. Und wenn es poli­tische Gründe dafür gibt, dass fünf Jahre geschlafen wurde, dann gehören diese auf den Tisch – auch wenn es für viele unangenehm ist, die nicht dem Risiko unterliegen, vielleicht einmal als stellvertretender Generaldirektor der SPÖ beigetreten zu sein. Es wird ungeachtet der Person aufgedeckt werden. (Abg. Wittauer: Das ist Heuchelei!)

Es wird auch Ihnen nicht gelingen, durch Ablehnung des Antrages des Kollegen Kogler zuzudecken und zu glauben, auf diese Art billig Propaganda zu fahren. Es gehört auf­geklärt, es gehört festgestellt, wer kriminell verantwortlich ist, und dem gebührt auch die volle Härte des Gesetzes. Wer versagt hat bei der Aufsicht oder bei der Justiz, ge­hört ebenfalls lückenlos aufgeklärt, und es gehört die politische Verantwortung für alle Beteiligten lückenlos aufgeklärt.

Wir werden für den Untersuchungsausschuss stimmen, Sie stimmen dagegen, und Sie werden wissen, warum Sie das tun. Auch darüber werden wir uns noch unterhal-


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