Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 3. Sitzung / Seite 76

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auch noch stärker dazu zu bewegen, sich einem akademischen Studium zu widmen. (Abg. Dr. Grünewald: Wie?)

Das ist eine sehr komplexe Aufgabe. Das ist in einer Fun- und Spaßgesellschaft eine schwie­rige Aufgabe, weil die Leistung, sich einige Zeit dieser Disziplinierung zu unterwerfen, vielleicht nicht ganz so einfach zu erbringen ist und der Gewinn des Studiums erst später sichtbar wird. Wir brauchen sicher einen langen Atem.

Wir liegen auch – und das ist richtig zu stellen – im Verhältnis zu Ländern wie etwa Bayern, Baden-Württemberg oder der Schweiz mit der Akademikerquote nicht so schlecht, wie Sie es darstellen wollen. Wir sind, gemessen an der Einwohnerzahl, besser! Wenn Sie unsere Zahlen mit den amerikanischen Zahlen vergleichen, dann trifft es natürlich zu, dass diese höher sind. (Abg. Dr. Grünewald: Nein, bitte! Mit Schweden, Skandinavien!) Was aber Vergleiche mit amerikanischen Zahlen betrifft, so würde ich bereits bei Highschool-Abschlüssen vorsichtig sein. Nicht jeder Abschluss einer amerikanischen Highschool ist mit unserer Matura gleichzu­setzen.

Ich komme zum Schluss. Ich meine, die künftige Generation, genauso wie die jetzt im Berufs­leben stehende, hat allen Grund, an der Budgetstabilität zu arbeiten. Wenn wir den jungen Studie­renden diese Einschätzung vorenthalten, wenn wir sie nicht motivieren, an der Umset­zung, an dieser Praxis zu arbeiten, dann führen wir sie sehenden Auges in eine ungewisse Zu­kunft.

Diese Ministerin beziehungsweise die jetzige Regierung – und ich hoffe, jede Regierung sieht das ebenso – kann der jungen Generation nicht zumuten, in eine unsichere Zukunft zu gehen. Nur gemeinsam, unter Abwägung und Wertschätzung aller Argumente, Herr Kollege Grüne­wald, werden wir diese Budgetstabilität bei sozialer Ausgewogenheit und bei Berück­sichtigung der Bedürfnisse von Universitäten und Hochschulen (Abg. Dr. Grünewald: Ich bitte darum!) bewerkstelligen können. Ich lade Sie alle dazu ein. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

13.55


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Nieder­wieser. – Bitte.

13.55


Abgeordneter DDr. Erwin Niederwieser (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werden die Studiengebühren jetzt abgeschafft oder nicht? – Das ist zweifellos eine der spannenden Fragen in diesen Tagen. Faktum ist, dass unsere 69 Abgeordneten und die 17 Kollegen der grünen Fraktion nicht ausreichen werden, um einen Mehrheitsbeschluss für die Abschaffung herbeizuführen.

Bundeskanzler Schüssel, der ja den Auftrag zu einer Regierungsbildung hat, hat gestern erklärt, er akzeptiert keine Bedingungen. Das wird schwierig, denn die einzige Partei, die sich nach unserer Beobachtung bedingungslos der ÖVP auszuliefern bereit ist, sind die Freiheitlichen. Aber Knittelfeld kann sich jeden Tag wiederholen. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Mein Gott, er kann es nicht lassen!)

Wir Sozialdemokraten hingegen haben ein klares Programm für einen offenen Zugang zur Bil­dung ohne Barrieren, und auch wir haben eine Verpflichtung unseren 1,8 Millionen Wählerinnen und Wählern gegenüber. Und es gehört wohl zu den Binsenweisheiten jeder Verhandlung, dass sie nur dann zu einem Ergebnis führen kann, wenn beide Teile bereit sind, Schritte aufeinander zuzugehen. Den Auftrag zur Regierungsbildung hat allerdings die Österreichische Volkspartei vom Herrn Bundespräsidenten bekommen, und sie wird zunächst einmal erklären müssen, welche Schritte sie zu gehen bereit ist.

Ich bin aber nicht hier herausgekommen, um Ihnen unsere Schmerzgrenzen zu erklären. Das wäre in dieser Phase sicherlich nicht klug. Aber ich kann Ihnen erläutern, weshalb wir nach wie


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