Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 3. Sitzung / Seite 82

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

darstellen, dann gäbe es ja auch kaum einen Nettoeffekt für das Budget: Wenn die Stipendien so ausgeweitet worden sind, dass das alles abgefedert ist, dann kann nicht viel übrig geblieben sein. (Abg. Dr. Brinek: Sie vermischen da einige Dinge!)

Was mir abschließend auch noch wichtig ist, ist folgende Frage: Wenn man die Zahl der Studie­renden wirklich verdoppeln will, dann wird es dazu nicht nur Maßnahmen an den Universitäten brauchen. Wir wissen, dass wir in Österreich an höheren Schulen Abgängerquoten haben, die weit unter jenen der Vergleichsländer liegen. Die ÖVP nennt als eines ihrer Ziele auch, einen möglichst hohen Anteil von Jugendlichen in der dualen Ausbildung, der Lehrlingsausbil­dung, zu belassen, nämlich 40 Prozent, eine Zahl, die es in keinem anderen OECD-Land auch nur ansatzweise gibt. Diese beiden Ziele fallen ein bisschen auseinander: Auf der einen Seite sollen möglichst viele keine höhere Bildung haben und dual ausgebildet werden, und auf der anderen Seite sollen die Studierendenquoten verdoppelt werden. Woher sollen diese Studieren­den denn kommen? Wenn sich das rechnerisch ausgehen soll (Abg. Dr. Brinek: Schauen Sie die Bil­dungsstatistik an!), bleiben eigentlich nur mehr diejenigen, die aus berufsbildenden Schulen, aus höheren Schulen kommen, übrig, die dann offenbar nicht direkt in den Beruf gehen, son­dern studieren sollen. Ob das das Ziel ist, weiß ich auch nicht wirklich. (Abg. Dr. Bri­nek: Berufs­reifeprüfung! Lesen Sie die Bildungsstatistik!)

Wenn Sie von der sozialen Lage der Studierenden in Österreich reden – ich darf Sie bei dieser Gelegenheit nochmals darauf hinweisen, dass der Bericht zur sozialen Lage ein bisschen über­fällig ist; vielleicht können Sie da etwas tun, damit wir nicht noch ein paar Jahre darauf warten müssen –, dann möchte ich Ihnen Folgendes sagen: Was die Situation im Schulsystem betrifft, so wissen Sie – ich verweise hiezu auf die PISA-Studie –, dass Österreich dafür gerügt wurde, dass die sozialen Verhältnisse ganz ausschlaggebend für Bildungskarrieren und Bildungs­chancen in diesem Land sind, dass es kaum ein anderes Land gibt – es wurden in diesem Zusammenhang Österreich und Deutschland genannt –, wo die soziale Schicht der Eltern, das Einkommen der Eltern sowie die kulturellen Bedürfnisse und die kulturelle Beteiligung der Eltern so ausschlaggebend für den Erfolgsweg, den Bildungserfolgsweg der Kinder sind. (Abg. Dr. Brinek: Was fällt Ihnen dazu ein? – Gar nichts!)

Natürlich hat das Folgewirkungen auf das Studium, denn wenn diese Kinder schon früher aus der Schule aussteigen, dann kommen sie gar nicht mehr in die Situation, überhaupt studieren zu können, weil sie keine Matura, keine Zutrittsberechtigung zur Uni haben. (Abg. Dr. Brinek: Was fällt Ihnen dazu ein?)

Daher bedarf es, um die Studierendenzahlen zu erhöhen, eines Maßnahmenpakets an den Uni­versitäten und der Förderung bildungsferner Schichten von Beginn weg an den Schulen. (Abg. Dr. Brinek: So ist es! Welche Vorschläge?) Das ist etwas, was die Grünen in den nächsten Jahren noch mit allem Nachdruck einbringen werden. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Bri­nek: Keine Vorschläge!)

14.18


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abge­ordneter Broukal. – Bitte.

14.18


Abgeordneter Josef Broukal (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich weiß, dass man bei der ersten Rede auch ein wenig abseits der Tagesordnung sprechen darf, und ich möchte das im Folgenden kurz tun.

Ich bin diesem Haus seit vielen Jahrzehnten verbunden, vermutlich länger als die meisten von Ihnen. Thomas Ortner war so freundlich, im ORF-Archiv nachzusehen: Am 27. Mai 1977 war ich zum ersten Mal dort oben hinter diesem Glaskobel, der immer noch so unbequem ist wie da­mals, und hatte das Vergnügen und die Ehre, einer Plenarsitzung beizuwohnen. Und weil ich als junger Redakteur bei der „Zeit im Bild 2“ anfangen musste, hatte ich das Vergnügen, sehr viel länger als die Kollegen von der „Zeit im Bild 1“, die zu Mittag schon mit den OTs der Groß­kaliber zufrieden waren, und auch das Ver­gnügen, länger hier zu sein als die Kollegen von den


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite