Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 73. Sitzung / Seite 195

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18.50

Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (Grüne): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Ich freue mich sehr, dass es möglich war, aus einer Initiative von mir – einem Entschließungsantrag – tatsächlich einen Vier-Parteien-Antrag zu machen, der die massiven Menschenrechtsverletzungen im Westsudan, die zum Teil schon an Genozid grenzen, verurteilt.

Das Regime in Khartoum soll zu einem tatsächlichen Handeln aufgefordert werden und nicht, wie schon mein Vorredner gesagt hat, immer noch wegschauen, so tun, als ob die Janjaweed-Milizen mit ihm nichts zu tun hätten, und außerdem immer noch einem Großteil der Hilfsorganisationen den Zutritt zu den Vertriebenen verwehren.

Ich denke, es ist höchst an der Zeit, dass sowohl auf europäischer Ebene – da ist schon einiges passiert – als auch auf UNO-Ebene, aber auch auf bilateraler Ebene von jedem Staat Druck ausgeübt wird.

Frau Ministerin! Ich freue mich sehr, dass Sie diesem gemeinsamen Antrag jetzt auch positiv gegenüberstehen. Es war leider so, dass Sie noch vor knapp zwei Monaten im Auswärtigen Rat, als ich einen ähnlichen Antrag gestellt habe, nicht bereit waren, zum Beispiel auch gegenüber dem sudanesischen Botschafter in Wien deutlich Ihre persönliche Meinung und die Meinung der EU kundzutun. Ich habe das damals sehr bedauert.

Es sind mittlerweile fast zwei Monate vergangen. Im Sudan sind weiterhin Menschen umgekommen, Frauen vergewaltigt worden, Menschen vertrieben worden. Die Situation ist tatsächlich dramatisch. Und es stimmt, was auch Frau Hakl und Frau Bayr gesagt haben: Es gibt immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit dafür. Ich denke, ein Entschließungsantrag im österreichischen Parlament, von allen vier Parteien getragen, unterstützt dieses Anliegen.

Frau Außenministerin! Ich ersuche Sie, dieses Anliegen tatsächlich auch gegenüber dem sudanesischen Botschafter öffentlich und offen kundzutun und zu sagen, dass dieses Regime in Khartoum umdenken muss! – Das geht so nicht mehr! (Beifall bei den Grünen.)

Ein Zweites: Wenn Kollege Scheibner gesagt hat, wir sind hier hilflos, wir können nur Resolutionen verabschieden, so stimmt das zu einem Teil. Ganz so hilflos sind wir aber nicht. Es ist sehr wohl möglich, politischen Druck zu machen und Geld zur Verfügung zu stellen. Österreich hat einmal 200 000 € zur Verfügung gestellt. Das ist immer noch viel zu wenig für das, was dort passiert.

Auch ein Drittes: Es war vorgesehen, für die Einhaltung und Absicherung des Waf­fenstillstandes vom April auch Militärbeobachter zu entsenden. Auch Österreich wurde dazu aufgefordert, dies zu tun. Heute früh hat Minister Platter auf meine diesbezügliche Frage gemeint, das müsse man erst überlegen, und Schwerpunkt sei Südosteuropa.

Frau Ministerin! Ich bedauere, dass Österreich nicht bereit war, zumindest einen Militärbeobachter in diese Region zu entsenden und im Rahmen einer internationalen Delegation zum Beispiel die Entwaffnung der Milizen und den Schutz der Zivil­bevölkerung voranzutreiben. – Das finde ich bedauerlich, und hier wären wir nicht hilflos, Herr Kollege Scheibner! Da könnte auch Österreich etwas tun. (Präsident Dr. Khol übernimmt wieder den Vorsitz.)

Insgesamt möchte ich noch einmal sagen: Ich freue mich, dass es diesen Vier-Parteien-Antrag gibt. Die Freude ist insofern gedämpft, als die Situation vor Ort ganz dramatisch ist. Ich hoffe, dass es zumindest auch dazu beiträgt, dass Sie, meine Damen und Herren, auch wenn Sie jetzt in den wohlverdienten Urlaub gehen, diesem Thema doch auch Ihre Aufmerksamkeit widmen und etwas dazu tun, dass dieses


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