Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll4. Sitzung / Seite 164

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hat, weil es rein am Geld gefehlt hat – von dritten Klassen Gymnasium oder auch Hauptschulen kennen wir so etwas.

Ich möchte darauf eingehen, was eigentlich die pädagogischen Gründe dafür sind, dass diese 25 als Klassenschülerhöchstzahl so notwendig sind.

Ich weiß nicht, wann Sie das letzte Mal mit LehrerInnen von Pflichtschulen gesprochen haben. Ich habe gestern ein Gespräch mit einer Hauptschullehrerin geführt. Sie unter­richtet Physik. Zahlreiche Versuche zu machen mit 30 Kindern ist nahezu unmöglich – kein Platz, keine Möglichkeit der Betreuung.

Diese Lehrerin unterrichtet Hauptfächer: Leistungsgruppen nahezu abgeschafft, Spar­programm, Binnendifferenzierung. Da sollten in 50 Prozent der Fälle zwei Lehrer drinnen sein, wird nicht gemacht – wir müssen ja sparen, wir müssen gratis supplieren. Also ist im Normalfall nur eine Lehrkraft drinnen. Das bedeutet, sie allein muss mit 30 Schülern auskommen und diese fördern und fordern, wie es in den Lehranfor­derungen so schön heißt. Das heißt, die Guten so weit zu fordern, dass sie sich auch wirklich gefordert fühlen, und die Schwächeren so zu fördern, dass sie mit dem Stoff mitkommen. Das bedeutet im Endeffekt, dass sich diese Lehrkräfte zersprageln, sich den ganzen Tag bemühen, dann aber unzufrieden nach Hause gehen, weil sie es wieder einmal nicht geschafft haben, jedem Kind individuell das zu geben, was es braucht, was sie eigentlich laut ihrem Anforderungsprofil leisten sollten. (Beifall bei den Grünen.)

Besonders eklatant wird die Situation in einer ersten Klasse Volksschule, wo man daran gewöhnt ist, dass Kinder mit sehr unterschiedlichem Niveau kommen, von Kin­dern, die gerade einen Bleistift halten können, bis zu Kindern, die bereits perfekt lesen können. In kleineren Schulen ist dann noch dazu oft die Vorschulklasse aufgelöst, dann darf man diese Kinder auch noch mit betreuen.

Es kann nicht sein, dass es allein bei Lippenbekenntnissen bleibt, dass Bildung uns etwas wert ist. Das reicht einfach nicht. Wir brauchen Änderungen im Bildungssystem, die müssen uns etwas wert sein, und „etwas wert sein“ heißt, Geld dafür in die Hand zu nehmen. Das bedeutet auch: keinen langen Weg, keine ewigen Prozesse, bis wir so weit sind, sondern Umsetzung der Klassenschülerhöchstzahl von 25 so schnell wie möglich. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

17.47


Präsident Dr. Michael Spindelegger: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Hauser. Ich stelle die Uhr auf die gewünschten 4 Minuten. – Bitte, Sie sind am Wort. (Abg. Dr. Jarolim: Die Rede hat sich schon wohltuend vom Amon abgehoben! – Gegenruf des Abg. Mag. Molterer.)

 


17.47.32

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minister! Geschätzte Damen und Herren! Der Grundkonsens in dieser Frage ist sicher­lich unbestritten, aber das war es dann auch schon. Das Problem muss man, glaube ich, wesentlich differenzierter betrachten.

Wenn wir uns zum Beispiel den ländlichen Raum anschauen, stellen wir fest, dort gibt es in Wirklichkeit dieses Problem überhaupt nicht. Die meisten Schulen, Volks- und Hauptschulen im ländlichen Raum haben doch wesentlich weniger als 25 Schüler. (Abg. Brosz: Ist ja nicht wahr! – Abg. Ing. Westenthaler: Stimmt nicht!) Wir haben in Tirol zum Beispiel Schulklassen mit 7 Schülern. Da stellt sich die Frage, wie wir mittelfristig überhaupt die Finanzierung vieler Klein- und Kleinstschulen sicherstellen. Sie ist derzeit zum Beispiel im Land Tirol nur deswegen sichergestellt, weil auch das Land Tirol Geld in die Hand nimmt. Das heißt, da geht es einfach darum, dass wir


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