Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll100. Sitzung / Seite 204

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Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben in seinen Grundzügen erläuterte Ent­schließungsantrag wurde ausreichend unterstützt und ob seiner Länge gemäß § 53 Abs. 4 in Verbindung mit § 55 Abs. 3 Geschäftsordnungsgesetz verteilt. Er steht mit in Ver­handlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Heidemarie Unterreiner und anderer Abgeordneter betreffend die Situation der Filmförderung in Österreich, eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt 17, Bericht des Kulturausschusses über die Regierungsvor­lage (1072 d.B.): Trilaterales Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland, der Regierung der Republik Österreich und der Regierung der Schweize­rischen Eidgenossenschaft über die Zusammenarbeit im Bereich Film (1107 d.B.), in der 100. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP, am 31. März 2011

Die Situation des österreichischen Films ist trist und trotz des Oskar-Gewinnes für den Film "Die Fälscher" und die Oskar-Nominierung für "Das weiße Band" alarmierend. Für den Kinogeher ist der österreichische Film ein unbekanntes Wesen, der sich seit Jahr­zehnten in der Dauerkrise befindet. Es handelt sich um einen Langzeitkomapatienten, der am Subventionstropf hängt. Seit 2004 gibt nun der Filmwirtschaftsbericht Auskunft über die Entwicklungen am heimischen Filmmarkt. Er ist ein in Zahlen gegossener Be­weis, dass die Filmförderung ineffizient ist. Obwohl der Marktanteil sich auf niedrigem Niveau leicht steigern konnte, bleiben die Zahlen weit hinter dem vergleichbaren Markt­anteil deutscher Filme in Deutschland zurück.

Die Förderungseinrichtungen zahlten 2009 Förderungen in Höhe von rund 60,4 Mill. EUR aus. Die Förderungen stiegen also nochmals um 4,74%. Aus dem jüngsten Filmwirt­schaftsbericht ergibt sich demnach bei lediglich 672591 Besuchern bei rein österreichi­schen Produktionen. Somit wird jede Kinokarte für eine österreichische Produktion mit knapp 90 EUR subventioniert.

Der deutsche Film liegt in Deutschland dagegen bei einem sensationellen Marktanteil von fast 20 Prozent und soll in den nächsten Jahren auf 30 Prozent gesteigert werden. Der Oskar-prämierte Film "Das Leben der Anderen", dessen Produktion lediglich 1,8 Millionen Euro kostete und somit soviel wie ein österreichischer Film, konnte allein in den ersten Monaten nach seinem Erscheinen in der BRD zwei Millionen Kinobe­sucher verzeichnen und spielte in seinem ersten Jahr weltweit insgesamt 70 Millionen US-Dollar ein. (Einspielergebnis in Millionen US-Dollar: D: 19,1, USA: 11,0, F: 10,8, E: 6,2, GB: 5,2, I: 4,5, AUS: 2,3, NL: 2,2)

Der Vergleich mit der Filmförderung in Deutschland zeigt, dass dort jährlich insgesamt 200 Millionen Euro an Förderungen ausgeschüttet werden. Zusätzlich wurde 2007 das deutsche Produktionskostenerstattungsmodell – auch Filmzulage genannt – eingerich­tet, wofür jährlich 60 Millionen Euro aufgewendet werden.

Das deutsche Modell, die sogenannte Filmzulage will insbesondere kleine und mittlere Nachwuchsproduzenten fördern. Jedem Produzenten in Deutschland, der einen Kino­film herstellt, werden zwischen 16 und 20 % der in Deutschland ausgegebenen Pro­duktionskosten erstattet.

Dieses Produktionskostenersatzmodell ist unbürokratisch, transparent und berechen­bar. Diese Zulage wird automatisch, also ohne Jury-Entscheidungen, als Zuschuss, oh­ne Einschaltung teurer Berater und zusätzlich zur bereits bestehenden Förderung ver­geben. Jeder Film, für den eine Zulage beantragt wird, müsse zuvor einen so genann­ten kulturellen Eigenschaftstest bestehen und eine bestimmte Punktzahl erreichen.

 


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