Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 123

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Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Schwentner. Ich darf die Damen und Herren Klubobleute parallel dazu kurz zu mir bitten. Es geht um die Redezeit. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


16.08.18

Abgeordnete Mag. Judith Schwentner (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Da­men und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Man kann es nicht oft genug wiederholen: In diesem ehrwürdigen Saal befinden sich zu viele Männer. (Zwischen­rufe bei männlichen Abgeordneten von SPÖ und FPÖ. Abg. Ing. Gartlehner: Sollen wir gehen, oder was?!) Wenn wir hier nämlich die österreichische Bevölkerung reprä­sentieren sollen, dann ist etwas schief gelaufen. Über 51,4 Prozent der österreichi­schen Bevölkerung sind Frauen. – Die sind hier bekannterweise nicht aliquot repräsen­tiert. In diesem Saal erleben wir heute einen historischen Tiefstand: Es sind nur 50 von 183 Abgeordneten weiblich; das sind nur mehr 27,3 Prozent. Es geht dabei nicht nur um bloße Repräsentation, sondern auch um die Interessenvertretung von Frauen. (Bei­fall bei den Grünen.)

Da stellt sich natürlich die Frage, welche Schlüsse die neue Regierung daraus zieht, die ja übrigens auch nur zu einem Drittel aus Frauen besteht. Welche Maßnahmen sol­len künftig gesetzt werden, damit Frauen in der Politik wie in der Wirtschaft gleicherma­ßen gut vertreten sind? Und wie kann es sein, dass das, was Frauen für unsere Gesell­schaft leisten, nicht genügend honoriert wird; dass Teilzeitarbeit noch immer weiblich ist; dass die geringfügig Beschäftigten zu über 70 Prozent weiblich sind und dass auch Armut weiblich ist?

Damit wäre ich beim Programm der neuen Regierung: Das liest sich leider noch wie ein kurzer Wunschzettel an das Christkind, denn nur ganze sechs Seiten von den ins­gesamt 267 sind den Frauen gewidmet. Hinweise auf konkrete Maßnahmen  (Abg. Silhavy: Da haben Sie schlecht gelesen! Ein Kapitel Frauenpolitik! Zwi­schenruf der Abg. Mag. Wurm.– Das schon, aber immer nur seitenweise und absatz­weise ganz kurz. Ich habe es schon ganz genau gelesen, danke. Aber das Frauenkapi­tel ist trotzdem sehr kurz. Gender Budgeting ist ein Fremdwort, ein gesetzlicher Min­destlohn wird auch nicht erwähnt – gerade Maßnahmen, die Frauen betreffen würden!

Kein Wunder also, dass die geplante Steuerreform in erster Linie Männern zugute kommt. Jede dritte erwerbstätige Frau – nämlich 1,6 Millionen Frauen – wird keine Ent­lastung spüren.

Ein nationaler Aktionsplan für Gleichstellung, wie er im Programm steht, ist zwar schön, wir brauchen aber verbindliche Handlungsaufträge. Wo finden wir in diesem Programm einen Vorschlag, wie Frauen zu besser bezahlter Erwerbsarbeit kommen sollen und wie qualifizierte Teilzeitarbeit forciert werden soll? (Zwischenruf bei der SPÖ.) – Sehr schön, wir unterstützen Sie gerne dabei.

Im gesamten Kapitel finden sich keine konkreten Budgetansätze. Nicht einmal die be­rühmten „Sternchen“ – mit denen sonst die Passagen mit Budgetvorbehalt gekenn­zeichnet sind – kommen vor. Noch sind es nichts als Lippenbekenntnisse, und wir hof­fen, dass diese frauenpolitisch sehr wichtigen Lippenbekenntnisse mit frauenpoliti­schen Inhalten gefüllt werden. Wir Grünen unterstützen Sie sehr gerne dabei, Frau Mi­nister. Danke. (Beifall bei den Grünen.)

16.11


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Bevor ich nun Herrn Bundesminister Dr. Hahn das Wort erteile, gebe ich bekannt, dass die Redezeitvereinbarung nach Rücksprache mit den Klubs nunmehr bis 17 Uhr so aussieht, dass die kommende Runde noch wie besprochen abläuft, dass aber in der Runde Gesundheit – beginnend mit Herrn Bun­desminister Stöger – und in der Runde Landwirtschaft – beginnend mit Herrn Bundes­minister Berlakovich – die Redezeit der Abgeordneten auf jeweils 2 Minuten verkürzt


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