Bundesrat Stenographisches Protokoll 619. Sitzung / Seite 63

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Attraktivitätssteigerung des Börseplatzes Wien. Es wird damit nicht nur der Schutz für die Anleger verbessert, sondern es werden auch die dem Ansehen der Börse so immens schadenden Insidergeschäfte verhindert. Gerade in Österreich, wo zwar eindrucksvolle Zuwächse bei der Vermögensbildung zu verzeichnen sind, aber immer noch traditionelle Veranlagungsformen im Vordergrund stehen, ist es besonders wichtig, die Rahmenbedingungen und die Informationsarbeit hinsichtlich der Börse zu verbessern.

Meine Damen und Herren! Modernes Wertpapiersparen hat in Österreich leider keine große Tradition. Wie schon ausgeführt wurde, sind nur 4 Prozent der österreichischen Bevölkerung Privataktionäre, was im internationalen Vergleich ein verschwindend geringer Anteil ist. Umso wichtiger ist es, diesen Mangel an institutionellen und an privaten Anlegern auf der Nachfrageseite des heimischen Aktienmarktes entgegenzuwirken.

Eine wichtige Maßnahme in diesem Zusammenhang wären beziehungsweise sind beispielsweise der Ausbau der Pensionskassen und der Aufbau privater Pensionsfonds. Auch auf diesem Gebiet besteht in unserem Land im Vergleich zu anderen europäischen Staaten einen deutlichen Nachholbedarf. Die USA will ich in diesem Zusammenhang gar nicht erwähnen, denn da fiele der Vergleich noch viel drastischer aus.

Abgesehen von der Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen ist es auch notwendig, die Informationstätigkeit in puncto Börsegeschehen, Aktienmärkte et cetera zu verstärken, denn es ist absolut notwendig, der Bevölkerung die volkswirtschaftlich so wichtige Funktion der Börse ins Bewußtsein zu rücken. Es muß auch viel stärker verdeutlicht werden, daß es sich bei der Börse nicht um eine Spielstätte für vielleicht nur ein paar Insider handelt.

Meine Damen und Herren! Das Aktienforum, der Österreichische Verband für Aktienemittenten und -investoren, verwies im Vorjahr auf eine Untersuchung, wonach rund 15 Prozent der Österreicher die Aktienveranlagung als durchaus attraktiv bezeichnen. Stellt man diese Zahl dann dem Prozentsatz der Privataktionäre gegenüber, so zeigt sich, daß zwischen grundsätzlichem Interesse an Aktien und tatsächlichem Anlageverhalten eine ziemlich große Lücke klafft. Diese Lücke zu schließen sollte unser aller Anliegen sein.

Meine Damen und Herren! Gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang aufgrund der aktuellen Ereignisse auch ein paar Worte zum Euro, von dessen Einführung zum geplanten Zeitpunkt ich überzeugt bin: Der jüngste sogenannte "Schwarze Freitag" auf den Finanzmärkten der Welt, der durch eine Rede des Chefs der US-Notenbank Alan Greenspan ausgelöst worden ist, zeigt einmal mehr, wie wichtig eine gemeinsame Währung für Europa ist, um derartigen Ereignissen etwas entgegensetzen zu können. – In diesem Zusammenhang möchte ich auf den Kommentar im "Kurier" vom letzten Samstag hinweisen, in dem Reinhard Göweil auf eben diesen Umstand – wie ich meine – sehr gut hinweist.

Zum Abschluß meiner Ausführungen möchte ich auch noch kurz auf die Einbringung der Österreichischen Postsparkasse in eine Aktiengesellschaft eingehen. Die Ausgliederung der nicht hoheitlichen Bereiche aus der Bundesverwaltung entspricht zweifellos den Zeichen der Zeit. Daher erachte auch ich die Schaffung einer Österreichischen Postsparkassen Aktiengesellschaft als einen Schritt in die richtige Richtung, wenn es auch gilt, vieles noch im Detail sehr genau zu überlegen.

Da es sich bei beiden mir vorliegenden Bundesgesetzen um richtungsweisende und notwendige Maßnahmen handelt, erheben meine Parteifreunde und ich keinen Einspruch. – Danke vielmals. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

12.54

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Es ist dies nicht der Fall.

Die Debatte ist geschlossen.


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