Bundesrat Stenographisches Protokoll 634. Sitzung / Seite 120

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man ihnen auch diesen Zugang nicht mehr verwehren. Warum sollte man es auch tun? – Sie werden damit die Möglichkeit haben, auch dann, wenn sie nicht im Aktivstand sind, sich nicht nur weiterzubilden, sondern in ihren Funktionen weiterzurücken und in weiterer Folge, wenn sie wieder Zeit, Lust und Liebe haben, wieder einzutreten und in eine höhere Funktion zurückzukehren.

Ich bin völlig sicher, daß sich diese Frage innerhalb allerkürzester Zeit erledigen wird. Ich bin auch völlig sicher, daß ebenso wie in anderen Armeen Frauen im österreichischen Bundesheer "ihren Mann stehen" werden, weil ich gesehen habe, daß sich Frauen nicht nur in Staaten, in denen Funktionen für sie beschränkt sind – es gibt viele Staaten, die Frauen grundsätzlich zugelassen haben, aber nur zu bestimmten Bereichen –, sondern dort, wo sie in eher atypischen Bereichen Dienst versehen, durchzusetzen verstehen.

Natürlich muß man von vornherein einmal feststellen – es ist geradezu grotesk –, daß beim Bundesheer insgesamt 3 000 Frauen arbeiten. Die gesamte Verwaltung wird von Frauen dominiert. Sie haben zwar die Möglichkeit, im Bürobereich tätig zu sein, aber sie hatten nicht die Möglichkeit, Sanitätsdienst zu leisten oder etwa im Fernmeldebereich – einem typischen Bereich, der üblicherweise zu 80, 90 Prozent von Frauen besetzt ist – im militärischen Bereich zu arbeiten. Ich sehe einfach nicht ein, warum es diese Möglichkeit nicht geben sollte.

Wenn aber unabhängig davon eine Frau Hubschrauberpilotin werden will, frage ich mich, warum sie es nicht werden sollte. Ich habe selbst gesehen, wie Frauen in der amerikanischen Armee Einsätze mit Kampfjets fliegen et cetera. Warum nicht? – Wenn eine Frau das möchte, das entsprechende Können und die körperlichen und geistigen Fähigkeiten und auch die entsprechende Ausbildung dazu hat: Warum sollte diese Möglichkeit einer Frau verwehrt sein? Gibt es tatsächlich noch Schranken, die man einer Frau in der Berufsausübung aufgrund ihres Geschlechtes auferlegen möchte? – Ich meine, die österreichischen Frauen sind so mündig geworden, daß sie auch die letzten Reste an Vorbehalten entsprechend überwinden werden.

Zweiter Punkt: Es liegt ein Entschließungsantrag, der von Herrn Bundesrat Bösch eingebracht wurde, vor, der sich weniger auf die zukünftige Situation der Frauen im Heer im entsprechenden Gesetzentwurf bezieht, sondern auf Fragen der Heeresorganisation, die damit zusammenhängen. Ich möchte dazu in aller Deutlichkeit folgendes sagen: Es kommen in diesem Entschließungsantrag einige Dinge zum Ausdruck, und zwar ist es unter anderem die Frage, daß es in Zukunft aufgrund der neuen Heeresorganisation in Katastrophenfällen schwieriger sein könnte, das Heer einzusetzen, als bisher.

Genau das Gegenteil ist der Fall. Warum? – Weil wir in Zukunft auch im infanteristischen Bereich eine teilpräsente Organisationsform und damit die Möglichkeit eines sofortigen, rasch wirksamen, effizienten Einsatzes unter einer effizienten Führung haben und das erstmals im Brigaderahmen erbringen werden können. Dies ist ein ganz großer Fortschritt, genauso wie es in der Vergangenheit einer war, nach all den Diskussionen, die geführt wurden, als man von den Landwehrstammregimentern zu den Jägerregimenten übergegangen ist. Es gibt heute niemanden im Bundesheer, der das nicht als ganz großen Fortschritt erkannt hätte. Der logische Fortsetzungsschritt dafür ist es, die Gliederung – bereits in der Friedensorganisation – in teilpräsente, infanteristische, das heißt, Jägerbrigaden vorzunehmen. Dieses Ziel werden wir nicht nur anstreben, sondern dessen Umsetzung auch durchführen. Das wird auch zur Folge haben, daß wir eben gerade bei der Bewältigung von Krisen oder Katastrophen noch effizienter vorgehen können, als es in der Vergangenheit der Fall war.

Es stellt sich weiters die Frage des Mobilmachungsrahmens. Ich möchte auch dazu ganz deutlich folgendes sagen: Wir sind bei der Heeresgliederung-Neu die ersten in Europa gewesen, die diesen Schritt damals gesetzt haben. Erinnern Sie sich nur an die Diskussionen zurück, was damals alles behauptet wurde, was die Konsequenz daraus wäre. In der Zwischenzeit haben alle anderen denselben Schritt unternommen, das heißt, deutliche Reduktionen des Mobilmachungsrahmen vorgenommen. Egal, wohin Sie blicken, werden Sie die gleiche Tendenz erkennen. Selbstverständlich werden wir den Schritt, den wir nun vorhaben, in enger Abstimmung zu den Erfordernissen machen; daher haben wir auch einen entsprechend großen


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