Bundesrat Stenographisches Protokoll 643. Sitzung / Seite 32

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hochstehenden Leistungen. Nicht zuletzt hat das Burgtheater bei jedem Berliner Theatertreffen wie auch bei vielen anderen internationalen Theaterevents Preise und Auszeichnungen gewonnen, und auch die Staatsoper, die Volksoper und das Akademietheater sind führende Bühnen im deutschsprachigen Raum. Hunderte Touristen kommen extra wegen dieser kulturellen Einrichtungen zu uns nach Wien und nach Österreich. Ich denke, das sollte man auch einmal lobend erwähnen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Dennoch sehe ich in der heute zu beschließenden Ausgliederung eine Reihe von Vorteilen, die zum Teil auch vom Herrn Staatssekretär angesprochen wurden. Mit der organisatorischen Einteilung in vier Gesellschaften mit beschränkter Haftung beziehungsweise in drei Bühnengesellschaften und eine Theaterservicegesellschaft, die von zwei Geschäftsführern, einem künstlerischen und einem kaufmännischen, geleitet wird, kommt es zu viel größerer Eigenverantwortung. Und das ist eigentlich das, was wir in den letzten Jahren immer wieder gefordert haben: Strukturen zu schaffen, die die Eigenverantwortung der leitenden Mitarbeiter, der Direktoren in den einzelnen Häusern unterstützt.

Gleichzeitig können die Direktoren auch verstärkt autonom entscheiden und agieren. Es gibt mehr finanzielle Gestaltungsmöglichkeiten, und die Managementqualität dieser leitenden Angestellten wird dadurch zweifellos mehr gefordert sein.

Die Strukturierung in Gesellschaften mit beschränkter Haftung ist eine nicht unübliche Form. Der Herr Staatssekretär hat schon darauf hingewiesen, daß es vor allem im deutschsprachigen Ausland bereits die Regel ist, daß große Bühnen in Gesellschaften mit beschränkter Haftung umorganisiert werden, um eine Reihe von Vorteilen zu nutzen, die ich dann im Anschluß noch kurz ansprechen möchte.

Die Neustrukturierung der Bundestheater bedeutet allerdings nicht, daß sich der Staat vor seiner Verantwortung drücken möchte – schon gar nicht vor der finanziellen Verpflichtung, wie das Kollegin Mühlwerth angesprochen hat. Ganz im Gegenteil: Es gibt in diesem Gesetzentwurf ein klares Bekenntnis des Staates, weiterhin die Verantwortung für die Bundestheater zu übernehmen, und zwar nicht nur in einer rhetorisch allgemeinen Form, sondern auch in Form einer finanziellen Zusage, in der von ungefähr 1,8 Milliarden Schilling pro Jahr die Rede ist.

Es ist, wie ich meine, eine wirklich epochale Leistung, die wir uns in vielen anderen Kulturbereichen wünschen würden, daß eine Basisabgeltung vorgesehen ist, mit der die Schaffenden, die Tätigen im Kulturbereich rechnen und mit der sie auch entsprechend disponieren können.

Die Neuorganisation der Bundestheater ermöglicht mehr Eigenverantwortung, mehr wirtschaftliche Selbständigkeit und mehr Effizienz. Weitere Vorteile dieses Modells bestehen in der Ausgliederung aus dem Stellenplan – wieder verbunden mit den entsprechenden Dispositionsmöglichkeiten der Direktoren – sowie in der Einjährigkeit des Bundesbudgets. Auch das haben wir in der letzten Zeit immer wieder gefordert: daß die Möglichkeit bestehen soll, über einen längeren Zeitraum hinaus planen zu können, damit die Direktoren die Möglichkeit haben, Kulturschaffende, insbesondere sogenannte Stars, wegen derer das Publikum oft in die Häuser kommt, mit Verträgen an das Haus zu binden.

Aber nicht nur finanzielle Überlegungen spielen in dieser Vorlage eine Rolle. Auch die Wahrung der künstlerischen Autonomie und die Definition des kulturpolitischen Auftrages werden darin behandelt. Effizienz und Wirtschaftlichkeit sind für einen Kulturbetrieb wichtig, insbesondere dann, wenn er von der öffentlichen Hand finanziert wird, aber es ist mindestens ebenso wichtig, diesen Bühnen, den Bundestheatern, auch einen kulturpolitischen, einen inhaltlichen Auftrag mitzugeben.

In der Vorlage ist eine Reihe von Punkten angeführt, die ich für sehr wichtig und auch für bahnbrechend erachte, was die weitere Tätigkeit der Bundestheater betrifft. Ich denke hiebei an die verstärkte Pflege der zeitgenössischen und innovativen Entwicklungen im Theaterbereich, an die Förderung von Spielplänen mit pluralistischem Angebot, an die Förderung der Kunstver


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