mehrfach erwähnt worden. Ich möchte mich bei den Vorrednern dafür bedanken, daß sie auf verschiedene Änderungen näher eingegangen sind.
Eine Anmerkung möchte ich mir aber zu den Ausführungen des Kollegen Payer erlauben, der das Überspringen von Klassen in der Volksschule etwas relativ gesehen hat. Ich begrüße diese Regelung. Sie können mir unterstellen, daß es etwas eigennützig ist, ich habe vor 45 Jahren eine Schulstufe übersprungen, mein Enkel hat vor einigen Jahren im ersten Jahr die 1. und 2. Schulstufe absolviert. Die Möglichkeit des Überspringens von Klassen ist aus meiner Sicht zu begrüßen.
Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Ich möchte mich in meinem Redebeitrag nur mit § 18, mit dem heiß umkämpften § 18, beschäftigen und einige persönliche Erfahrungen einbringen. Es geht um die Leistungsbeurteilung. Vor einigen Wochen titelte eine große Tageszeitung: "Anfang vom Ende der Noten". Diese bei Gott nicht neue Diskussion erlebte ich hautnah in der Vorzeigeschule des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Die sogenannte Laborschule des Hartmut von Hentig in Bielefeld umfaßt alle Schultypen vom Kindergarten bis zur Hochschule. Eine lange Schulstraße verbindet auch lokal die einzelnen Schultypen unter einem Dach und mit einer gemeinsamen Pausenhalle.
Die äußerst engagierten Lehrer waren neben anderen Schwerpunkten besonders stolz darauf, ohne Ziffernnoten auszukommen. Die Diskussion stockte allerdings bei der Frage, wie das bei einem Wohnungswechsel oder einem Übertritt der Schüler in andere Schulen funktioniert. Man mußte einbekennen, daß in diesen besonderen Fällen das Übertrittszeugnis mit Ziffernnoten versehen wird. Und das ist der springende Punkt: Bei Ein- und Übertrittsphasen wird es ohne ziffernmäßige Festlegung nicht gehen. Wohl aber halte ich eine Ergänzung durch eine Leistungsbeschreibung für sehr sinnvoll. Ich bin sicher, jeder von Ihnen könnte ein Beispiel nennen, wie er sich in seiner Schulzeit durch eine Ziffernnote ungerecht beurteilt fühlte.
Ich darf aus meiner Erinnerung etwas sagen: Die Mathematik-Schularbeit wurde nur deshalb mit einem "Gut" beurteilt, weil die Ergebnisse nicht doppelt unterstrichen waren. Oder: Meine Physik-Note im Maturazeugnis lautet heute noch auf "Gut", weil sich der Klassenvorstand beim Abschreiben aus dem Katalog um eine Zeile geirrt hat. (Heiterkeit.) Ich muß allerdings auch dazusagen, daß sich seither niemand mehr für meine Physik-Note interessiert hat. Es hätte mich damals ungemein beruhigt, wenn dies durch die schriftliche Aussage: "Ihre Fähigkeiten und Leistungen liegen über den Anforderungen der Jahrgangsstufe" ergänzt worden wäre. Wie ich zu dieser Formulierung komme? – Sie ist vom Mai dieses Jahres. Ich habe sie vom Übertrittszeugnis meines Enkels abgeschrieben. (Die Rednerin zeigt eine Kopie des Zeugnisses.) Er besucht die 4. Klasse Grundschule in Bayern, wo es zu den Ziffernnoten noch ein pädagogisches Wortgutachten gibt – oben stehen die Ziffernnoten, unten ein pädagogisches Wortgutachten.
Sehr geehrte Damen und Herren! In dieser Diskussion soll es nicht darum gehen, Ziffernnoten ja oder nein, sondern um jene Maßnahme, die die Leistungen des Kindes, des Schülers, der Schülerin am zutreffendsten beschreiben kann. Ziffernnoten geben in der Regel die Klassensituation wieder: Schüler mit "1" und "2" sind die guten Schüler, mit "3" die mittleren, mit "4" und "5" die schlechten. Ich habe 36 Jahre lang Schülerleistungen mit Ziffern beurteilt, ich weiß also, wovon ich rede. In die Ziffernnoten wird manchmal zuviel hineingepackt, was nicht hineingehört, zum Beispiel das Unterstreichen von Rechenergebnissen oder das Verhalten.
Es geht in erster Linie darum, jenen Kindern zu helfen, deren Leistung einer Ziffernnote nicht gerecht wird. Dabei kann es sich um leistungsstarke, aber auch um leistungsschwache Kinder handeln. Daher wird eine Leistungsbeschreibung eine Leistung beschreiben müssen und nicht den Rang in der Klasse. Es wird auch nicht gehen, daß es heißt: ",Maxi gehört zu den besten Schülern der Klasse", sondern: "Sachverhalte sowohl im sprachlichen als auch im mathematischen und sachlichen Bereich erfaßt der Schüler durchwegs sehr schnell, genau und in Einzelheiten." Und da muß ich jetzt die Klassenlehrerin meines Enkels im nachhinein dafür um Erlaubnis bitten, daß ich diese Formulierung zitiert habe.
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