Bundesrat Stenographisches Protokoll 679. Sitzung / Seite 349

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Über einen wesentlichen Fortschritt kann, so glaube ich, wohl auch die sozialdemokratische Fraktion nicht hinwegsehen, wenn wir hier ehrlich diskutieren: Tatsache ist, dass die Stellen in Zukunft nicht mehr an den Personen festgemacht sein werden, sondern dass die Universitäten einen Bedarf feststellen und dann in Eigenverantwortlichkeit das, was wir Personalentwicklung nennen, durchführen können. Das, meine Damen und Herren, ist schon ein wichtiger Schritt in Richtung Eigenverantwortung und, so möchte ich auch sagen, ein Schritt in Richtung Vollrechtsfähigkeit der Universitäten.

Das sollte man auch dazusagen, wenn man jetzt dieses Dienstrecht macht, denn es ist ein modernes, ein leistungsorientiertes Dienstrecht, und das ist eine große Verbesserung! Dies stellt ganz allgemein einen Schritt hin zu einer modernen Universitätsstruktur dar, die unsere Universitäten international wettbewerbsfähig macht und auch in Zukunft gewährleistet, dass für den akademischen Nachwuchs an den österreichischen Universitäten eine absolute Top-Ausbildung garantiert wird. Wir sind uns doch einig darin, dass uns das gerade als Österreicher auch im Wettbewerb der Standorte – darüber ist gestern so viel gesprochen worden – konkurrenzfähig macht, weil das eben etwas ist, was wir können. Das hat eine lange Tradition in Österreich!

Ich persönlich würde mir wünschen, dass wir vielleicht auch wieder einmal einen Nobelpreisträger haben. Vielleicht bekommen wir sogar demnächst einen: Professor Anton Zeilinger, ein Physiker, der in Wien tätig ist – das ist in einem der letzten Politikmagazine nachzulesen gewesen. Er ist übrigens ein Oberösterreicher, deshalb würde mich das besonders freuen. Wenn wir Glück haben – namhafte Experten geben ihm gute Chancen –, dann könnten wir also wieder einmal einen haben. So etwas ist ein Asset im internationalen Wettbewerb, und deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Universitäten auf diesen Wettbewerb vorbereiten.

Wenn wir uns heute die Rahmenbedingungen anschauen, unter denen unsere Universitäten den Wettbewerb bestreiten müssen, dann muss man sagen: Im Grunde haben wir gute Universitäten – 18 insgesamt, mit ungefähr 20 000 Bediensteten und 230 000 Studenten. Es gibt allerdings ein paar Dinge, die zu denken geben sollten:

Wir haben eine überdurchschnittlich lange Studiendauer. Sie beträgt im Durchschnitt 7,4 Jahre, während der OECD-Durchschnitt 4,7 Jahre ist. Wir haben eine höhere Drop-out-Rate. Wir haben bis jetzt – das wird jetzt korrigiert – ein Dienstrecht gehabt, das die Chancen für den Nachwuchs zumindest einschränkt. Wir haben generell eine Personalstruktur mit einem relativ großen Mittelbau, die problematisch ist. Wir haben einen starken internationalen Wettbewerb, nicht nur durch andere Universitäten, sondern auch durch alternative Angebote wie Fachhochschulen, aber auch Privatuniversitäten, Online-Bildungsangebote und so weiter.

Wir haben auch gute Chancen: Wir haben ein erhöhtes Bildungsbudget, und wir haben ein erhöhtes Forschungs- und Entwicklungsbudget. Wir liegen in diesem Bereich übrigens international gut: Wir befinden uns damit unter den OECD-Ländern an vierter Stelle! Das ist eine Leistung, die man auch anerkennen sollte – selbst dann, wenn man nicht den Regierungsparteien angehört. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der Freiheitlichen.)

Es gibt natürlich Unterschiede zwischen der Art und Weise, wie bei uns in Österreich studiert werden kann und wie an ausländischen Universitäten studiert werden kann. Ich selbst habe beides erlebt. Ich bin von meiner Grundausbildung her ein Jurist von einer österreichischen Universität und habe dann ein Wirtschaftsstudium in Toronto gemacht. Es gibt gravierende Unterschiede! Nicht alles, was im Ausland gemacht wird, ist unbedingt besser als das, was wir haben, aber es gibt Dinge, die könnten wir auch verbessern, indem wir uns an internationalen Vorbildern ein Beispiel nehmen. Das ist, so glaube ich, wesentlich.

Das ist auch das, was die Frau Bundesministerin sehr konsequent angegangen ist. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir die Leistungsfähigkeit in der Forschung und in der Lehre erhöhen, indem wir den Mitteleinsatz effizienter gestalten, dass wir ein schnelleres Studieren ermöglichen, dass wir Forschungsschwerpunkte bilden, dass wir die Vielfalt der Studien zwar beibehalten, aber trotzdem versuchen, Parallelstrukturen oder Doppelgleisigkeiten zu verhindern.


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