Bundesrat Stenographisches Protokoll 712. Sitzung / Seite 48

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Lieber Kollege Konecny! Sie haben gemeint, bei den Nobelpreisträgern schauen wir ja auch nicht aufs Familienleben oder sonst wohin. Einschränkend möchte ich erwähnen: Von den Sozialdemokraten, von einigen zumindest, wurde bei Konrad Lorenz, der auch Nobelpreisträger war, doch ziemlich am Portepee herumgetrampelt. – Das nur als kleine Einschränkung zu Ihren doch bedenkenswerten Aussagen.

Zu den Ausführungen über Oberst Bernardis. – Es ist natürlich für uns als Soldaten heutzutage anders, als es vor dem Krieg war, aber die Dienstvorschrift eines Soldaten sah sowohl in der Republik Österreich Nummer 1 als auch im Deutschen Reich das Verbot einer Mitgliedschaft in einer Partei vor. Das ist ein Faktum! Es wurde vielfach übergangen – das wissen wir –, und manche wurden sogar gemaßregelt, nachdem sie ins Dritte Reich, in die Wehrmacht übernommen worden sind und meinten, sich damit brüsten zu können, dass sie schon im Soldatenring tätig waren. – Sie wurden vor stehender Truppe abgemahnt.

Aber bezüglich Oberst Bernardis und ob er, wie Kollege Konecny schreibt, eine Verpflichtung gegenüber der Heimat hatte, wäre doch zu hinterfragen, welche Heimat der Oberst Bernardis hatte. Aber nehmen wir es einmal großräumig an. Es war halt eine Heimat im großen Sinne, die unter einer Diktatur litt. Die Offiziere damals waren mehr als heute herkunftsgeprägt – viele zumindest –, erziehungs- und berufsbedingt geprägt und stellten natürlich für sich den Eid als eine besondere Hürde dar. Das war etwas, was ganz wenige, vielleicht nur besonders Auserwählte überspringen, über­winden konnten. Die Hürde des Eides – das war eine anerzogene Situation. Wir sind uns dessen heute nicht mehr so bewusst, wenn wir einen Eid ablegen. Das nimmt man fast etwas zu leicht.

Wir hören, dass in diesen Tagen der Rütli-Schwur in der Schweiz, am Platz, durch ein Theater aus Deutschland aufgeführt wird. Da kommt ja dieser Satz auch vor: Das Land vom Tyrannen befreien. – Das war die Absicht jener Leute: Sie wollten das Land vom Tyrannen befreien, ohne Rücksicht darauf, ohne zu bedenken, was eigentlich nachher weiter geschehen sollte. Soll es eine Republik Österreich geben? – Das haben die wenigsten, glaube ich, vorgehabt. Sie wollten einfach ein anderes System.

Oberst Bernardis hat dazu in einem Vortragsmanuskript – und das sei nur der Ordnung halber und nicht der Vollständigkeit halber angeführt; Vollständiges ist hier heute nicht möglich – ausgeführt, nachzulesen im Militärarchiv des Deutschen Bundesarchivs, der Gegner Deutschlands in seinem Kampf um eine Neuordnung Europas, um die Sicherstellung seines Lebensraumes und der Lebenskräfte seines Volkes sei das Judentum. – Auch das muss hier gesagt werden! Inwieweit das damals zeitgeistig war oder Überzeugung, das lässt sich von mir hier nicht darstellen.

Im Übrigen zur geplanten Ehrung – die Oberösterreicher, insbesondere die Linzer, werden es wissen –: Es gibt ja schon seit dem Jahr 1994 in Linz eine Bernardis-Straße. Also insofern ist schon eine große Verkehrsfläche dem Oberst Bernardis gewidmet. Es ist nicht meine Absicht, den Oberst Bernardis hier heruntermachen, sondern ich will, wie wir alle gemeinsam, ihn sozusagen ein bisschen ausleuchten. Er war ein tüchtiger Offizier, sonst hätte er es nicht zu einer guten Position in der Wehr­macht gebracht.

Es gibt einige Herren, die heute hier erwähnt worden sind, aber es gibt einen, den zu erwähnen mir ein persönliches Anliegen ist. Der wurde noch nicht erwähnt. Er war Offizier und wurde im Jahr 1938 ausgemustert, hat den Polen-Feldzug und den Frankreich-Feldzug mitgemacht und wurde dann auf Grund dessen, dass er Prinz war, aus dem Heer relegiert – das war der so genannte Prinzen-Erlass –, weil man mit jedem gefallenen Prinzen restaurative Begräbnisse befürchtete.

 


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