Bundesrat Stenographisches Protokoll 735. Sitzung / Seite 84

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Ich weiß, das ist jetzt nur einmal ein erster Schritt, die Fachgruppen, die Innungen an­ders zu gestalten. Beispielsweise möchte ich auf die Innung der Tischler verweisen. Es gibt weit über 1 000 Tischler in Oberösterreich und, so denke ich, auch in Niederöster­reich, von denen die meisten Ein-Personen-Unternehmungen sind. Diese wickeln ihre Aufträge ab. Ich denke, diesem Umstand muss man Rechnung tragen. Dafür brauchen wir eine Wirtschaftskammer, die ein starker Lobbyist für diese Menschengruppe ist!

Es gibt vier Bereiche in der Wirtschaftskammer, die wir vollziehen: Der erste Bereich ist das in Oberösterreich so genannte Wissensmanagement, das vom WIFI, so denke ich, auch österreichweit ganz gut gehandhabt wird. Der zweite Bereich ist der Lobbyismus, wo es da und dort noch Aufholbedarf gibt. Ein weiterer Bereich umfasst die gesetz­lichen Aufgaben, die Gesetzesbegutachtung und ein letzter die Berufsausbildung. Be­züglich der Gesetzesbegutachtung – das ist der Kammer gesetzlich zugewiesen – würde ich mir wünschen, dass man da oder dort wirklich dem Rechnung trägt, was draußen in den Betrieben verlangt wird.

Mir hat es nicht gefallen, dass heute so auf die AK „hingepeckt“ wurde. Es ist nicht sehr sozialpartnerschaftlich, zu sagen, dass die AK einen so großen Reformbedarf hätte.

Ich kann nur eines sagen: In Oberösterreich war die Arbeiterkammer vorne, als es dar­um ging, ein Callcenter, Servicecenter einzurichten. Das hat man ganz gut übernom­men: Man hat die ganzen Best-practice-Modelle, Balanced Scorecard und so weiter sozialpartnerschaftlich über die Oberösterreichische Gebietskrankenkasse einge­bracht. Es gibt das System inzwischen auch in der oberösterreichischen Wirtschafts­kammer. Das hat dazu geführt, dass sich die OÖGKK das dann sogar als Wort-Bild-Marke hat schützen lassen – das ist also alles nachvollziehbar. Sie von den Regie­rungsparteien reden von Sozialpartnerschaft und zeigen dann aber hin und sagen: Die sind nicht gut! – Schaut euch bitte einmal die Homepage und das alles an!

Folgendes möchte ich schon sagen: Auf Grund dieser Wirtschaftspolitik haben die Arbeiterkammer in allen neun Bundesländern und der Bundesarbeitstag leider sehr viel Arbeit bekommen. Im Jahr 2005 sind die Insolvenzen nämlich um 11,7 Prozent, von 6 318 auf 7 056 angestiegen, und was noch viel dramatischer ist: Jene Insolvenzen, die mangels Masse abgewiesen werden mussten, wo eigentlich nichts mehr da war, sind um 15,2 Prozent gestiegen. Was es heißt, die vielen Mitarbeiterinnen und Mitar­beiter zu betreuen, das kann ich jedem hier „anheim stellen“.

Wenn wir diese Zahlen dann auf den Tisch legen, sagt Ihr Ressortkollege Bartenstein: Das sind diese ganzen Gründer und so. – Das stimmt ja nicht! Das sind zum Teil Be­triebe, die schon viele Jahre auf dem Markt sind, die aber in einem immer härteren Wettbewerb stehen. (Zwischenruf des Bundesrates Mayer.)

Wenn in der Wirtschaftskammer viele zur Vernunft gekommen sind und dafür gesorgt haben, dass man sich in der Dienstleistungsrichtlinie vom Herkunftslandprinzip verab­schiedet hat, dann muss ich sagen: Das ist ein Segen für diese kleinen und kleinsten Betriebe, denn diese hätten da nicht mehr mithalten können. (Zwischenruf des Bun­desrates Tiefnig.)

Insgesamt ist diese Novelle des Wirtschaftskammergesetzes sicherlich ein Schritt zu mehr Demokratie, zu einer Veränderung in einer Form, wie sie auch andere öffent­lichen Interessenvertretungen bereits vollzogen haben, aber ich denke, es hindert uns nichts, noch gescheiter zu werden. Ich denke, es muss ein ständiger Prozess werden, die Serviceleistungen, die Einbindung der Mitglieder zu verbessern.

Wir werden dem zustimmen, aber ich bitte Sie auch, das alles ein bisschen selbstkri­tisch zu hinterfragen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

13.04

 


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