BundesratStenographisches Protokoll751. Sitzung / Seite 307

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Ich habe den Verdacht, die beiden Seiten des Hauses applaudieren aus sehr unter­schiedlichen Gründen. (Allgemeine Heiterkeit.)

Wir haben dabei zumindest einmal – und das stelle ich außer Zweifel – in der Person der Kollegin Haselbach eine weise und vorausschauende Entscheidung getroffen.

Eine weise Entscheidung war das deshalb, weil Kollegin Haselbach eine hervorragen­de Vizepräsidentin und Präsidentin war, die immer dann, wenn es kritische Situationen gegeben hat, und die hat es auch früher in diesem Haus gegeben (Bundesrat Bierin­ger: Nicht so arg!) – gut, im Rückblick schaut das alles milder aus, lieber Kollege, wir haben das damals aber doch sehr ernst genommen, auch du –, die richtigen Worte ge­funden hat, um zu kalmieren, um die Würde des Hauses auch gegen die Heißsporne zu verteidigen und dafür zu sorgen, dass wir unserer verfassungsgemäßen Aufgabe mit der notwendigen Würde und Seriosität nachgekommen sind.

Vorausschauend deshalb, weil klar war, dass hier eine Beschreibung, eine Definition einer Funktion stattfindet, die in dieser Art und Weise Kollegin Haselbach eben als Erste innegehabt hat.

Diese Auflösung einer Doppelfunktion hat bedeutet, dass jeder Teil der ehemaligen Funktion neu zu definieren war. Und die Definition, die Anneli Haselbach dieser Funk­tion des Vizepräsidenten gegeben hat, war nicht nur dieses ausgleichende Moment, war nicht nur der menschliche Umgang mit allen Mitgliedern dieses Hauses, sondern vor allem auch die Hinzufügung einer ganz besonders wichtigen internationalen Di­mension.

Anneli Haselbach – was nicht alle Kolleginnen und Kollegen in diesem Haus in diesem Umfang miterlebt haben dürften – war in vielfältigen Aufgaben in Vertretung des Herrn Bundespräsidenten, in Vertretung des Nationalratspräsidenten/der Nationalratspräsi­dentin bei vielen Tagungen und Konferenzen, hat im Einvernehmen mit dem jeweiligen Präsidenten viele der internationalen Aufgaben des Bundesrates wahrgenommen. Und es war nicht nur in China so, wie mir berichtet wurde, dass man von Gesprächspart­nern in den entlegensten Winkeln der Welt gefragt wurde, wie es denn Kollegin Hasel­bach gehe. Das heißt, sie hat bei all diesen Tagungen nicht nur für ihren Standpunkt, sondern auch für unser Land und für unsere Kammer um Sympathie, um Verständnis, um Bündnisse geworben, und diese Bündnisse waren tragfähig und erfolgreich.

Man kann mit gutem Recht von einer großen Parlamentarierin sprechen, die heute mit dieser Sitzung – korrekt gesprochen mit der nächsten – ihre Tätigkeit im Bundesrat be­endet. Ich darf hinzufügen, dass wir in gleicher Weise davon sprechen können, dass damit eine große Sozialdemokratin aus diesem Haus ausscheidet, denn Anneli Hasel­bach hat nicht nur in ihrer ganzen Biographie und ihrer Familiengeschichte diese Ver­ankerung in der großen sozialdemokratischen Bewegung mitbekommen, sie hat sie vor allem auch gelebt. Sie hat Politik nicht nur als parlamentarische Tätigkeit verstanden, sondern sich in einer Vielzahl von Aktivitäten, in ihrer Bezirksorganisation, in der Wie­ner SPÖ, in vielfachen Aktivitäten und eben auch im Bundesrat persönlich eingebracht.

Dass ich dir namens unserer Fraktion ganz besonders danke, versteht sich, und die anderen Kolleginnen und Kollegen bitte ich, das zu verstehen. – Anneli, wir danken dir dafür, was du für unsere Fraktion, für unseren Bundesrat, für die Republik geleistet hast. Das ist mit höchsten Anerkennungen und Auszeichnungen auch vom Herrn Bun­despräsidenten anerkannt worden, und ich weiß, dass dich das gefreut hat. Aber über diese sichtbare und tragbare Anerkennung hinaus hast du dich in unseren Herzen und in unserer Erinnerung verankert, und das werden wir behalten.

 


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