BundesratStenographisches Protokoll759. Sitzung / Seite 96

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Kunst und Kultur diese Messgrößen, die immer wieder herangezogen werden, nicht zusagen. Es ist immer wieder das Suchen, diese Landesausstellung habe die letzt­jährige übertrumpft und so weiter und so fort. Man macht halt fünf Standorte mehr, und wenn man den Ticketverkauf bei jedem Standort zählt, wird natürlich die vorher­gehende übertrumpft werden, weil ja dort vielleicht die Besucher nur ein Haus besichtigt haben. Da sind sie gezwungen, fünf zu besichtigen, und schon hat man mal fünf übertrumpft.

Das bringt irgendwie keine qualitative Debatte. Und eine Debatte, die wir halt in Österreich beobachten, ist sicherlich – da gibt es große Sorgen, und viele leiden darunter –, dass die Großen immer mehr Anteil des Budgets bekommen und jene, die im nichtinstitutionellen Rahmen, in der freien Szene, in den freien Bereichen sind, eigentlich immer weniger. Dazu kommt – und meine Fraktion hat hier wahrscheinlich dasselbe Scherflein beizutragen wie die derzeitigen beiden Regierungsparteien –, dass es in Österreich keine qualitative Diskussion darüber gibt, dass wir dort, wo sich quasi öffentliche Budgets zurückziehen, in bestimmten Bereichen das private Sponsoring und das private Mäzenatentum brauchen.

Ich rede hier von Kunstrichtungen wie zum Beispiel der Bildhauerei und der Malerei, denen es ganz schlecht geht. Die Musik und das Theater schaffen es noch, da gibt es immer wieder Möglichkeiten, aber die Malerei und die Bildhauerei sind extrem darauf angewiesen, dass es Private gibt, die helfen. Wir haben nach wie vor ein System, wo wir anders als zum Beispiel im benachbarten Deutschland einfach die Ohren ver­schließen und die Entwicklung der Zeit nicht wahrnehmen, nicht sehen und es keine Möglichkeiten gibt, das auch steuerlich abzuschreiben. Es ist ja eine Leistung, die Private erbringen – eine Leistung für öffentliches Schaffen, für kulturelles Schaffen in einem Land.

Das stimmt mich irrsinnig traurig, weil ich sehe, welche Möglichkeiten diesbezüglich woanders vorhanden sind, während es in Österreich seit zwei Jahrzehnten eine Debatte darüber gibt, die sich immer und immer im Kreis dreht und wo dann immer Schluss ist. Gleichzeitig zieht sich die öffentliche Hand gerade in Bezug auf die Szene, die es betrifft und die es braucht, zurück.

Dabei muss man sagen: Mich würde in einem Kulturbericht – hier in der föderalen Kammer – auch die Verteilung innerhalb der Bundesländer interessieren. Es gibt Bundesländer, die sehr viel Lärm mit dem machen, was sie tun, obwohl sie eigentlich das kleinste Budget haben. Es gibt wiederum Bundesländer, wo die Werbewirkung größer ist als das, was tatsächlich ausgeschöpft wird. Und dann gibt es ein Bun­des­land –  aus diesem kommt zum Beispiel der Kollege Kneifel –, das nicht einmal jenes Geld einnimmt, das es einnehmen könnte, das aber sein eigenes Kulturbudget sogar immer wieder erweitert. Letztlich steht das Land Oberösterreich, was zum Beispiel die Musikausbildung betrifft, einsam in ganz Österreich da. Wenn Sie heute schauen, werden Sie sehen: Alle Orchester in diesem Land sind letztlich abhängig davon, wer in Oberösterreich im Musikschulwesen ausgebildet wird.

Was ich hier so elegant gemeint habe, ist Folgendes: Obwohl Oberösterreich, so wie übrigens auch Vorarlberg, diesen Teil auf die ORF-Gebühren nicht einhebt, wird trotzdem dort aus eigener Kraft dieses Musikschulwesen weitergetrieben.

Ich muss sagen: Die Wiener Philharmoniker, die Wiener Symphoniker, das RSO, all diese Orchester können sich bei Oberösterreich dafür bedanken, dass es seit 30 Jahren die Musikgrundausbildung Österreichs aus eigenen Mitteln macht. Das ist großartig. Und das sollte man auch einmal sagen. (Demonstrativer Beifall bei der ÖVP.)

 


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