In völliger Übereinstimmung mit der Frau Bundesministerin meine ich auch, dass ein Bündel von weiteren Reformmaßnahmen in Angriff zu nehmen ist, wenn Österreich nicht gänzlich den Anschluss an internationale Standards verlieren will. Ich denke an das Dienst- und Besoldungsrecht im Hinblick auf die Schule der Zukunft. Ich denke auch an die gemeinsame Lehrerbildung: Sie ist unverzichtbar. Das ist eine Schlüsselfrage des gesamten Bildungssystems. Qualität von Unterricht hängt ja nicht nur primär mit bestimmten Institutionen zusammen, sondern vielmehr mit der Qualität, mit der Qualifikation von Personen, die im Schulwesen tätig sind. Ich denke auch an die Verwaltungsreform im Bildungswesen, wobei ich auch glaube, dass nicht diese Einsparungsmaßnahmen möglich sind, von denen gesprochen wird: 1 Milliarde €, die da von gewissen Bildungsexperten oder vermeintlichen Bildungsexperten oder selbst ernannten Bildungsexperten – da haben wir auch sehr viele in Österreich – genannt wird. Diese großen Volumina sind sicherlich nicht zu erreichen.
Tatsächlich befinden wir uns in einem enorm dynamischen weltweiten Bildungsprozess in einer globalisierten Welt. Bildung wird immer mehr zur Grundlage für Wohlstand, für Wertschöpfung, für Wettbewerbsfähigkeit, ist aber auch für die soziale Kohäsion entscheidend. Die Vermittlung von Spezialwissen, von Fachwissen gewinnt weniger an Bedeutung. Das heißt, neben einem festen Wissensschatz gilt es heute vielmehr Schlüsselqualifikationen zu vermitteln, dynamische Fähigkeiten, soziale Kompetenz, emotionale Kompetenz, eigenverantwortliches Lernen, Teamfähigkeit, vernetztes Denken und so weiter, um diesen künftigen Anforderungen und Aufgaben gewachsen zu sein.
Das heißt, erzieherische und persönlichkeitsbildende Aufgaben gewinnen immer mehr über die fachqualifizierende Funktion der Schule an Bedeutung. Dieses anspruchsvollere Lernen – es ist ein anspruchsvolleres Lernen! – braucht ein Mehr an Zeit, braucht ein Mehr an Lerngelegenheiten, ein Mehr an Erfahrungsmöglichkeiten, andere Erfahrungsräume, die gerade im Mittelstufenbereich momentan nicht zur Verfügung stehen. Die Vermittlung von Lehrinhalten erfolgt derzeit unter Zeitdruck, in diesen berühmten 50-Minuten-Einheiten, die irgendwo aus der Maria-Theresianischen Zeit herrühren.
Der Lernerfolg hängt, wie wir aus vielen Studien immer wieder lesen können, nicht unwesentlich vom Bildungsstand der Eltern, vom sozialen Status der Eltern, vom sozioökonomischen Hintergrund der Schüler ab. Wenn wir Chancengerechtigkeit für alle Schülerinnen und Schüler ernst nehmen und es wirklich in die Tat umsetzen wollen, dann muss meines Erachtens die Schule der Zukunft eine ganztägige Schulform sein und – meinem Geschmack nach – eine gemeinsame ganztägige Schulform sein, mit einer völlig neuen Rhythmisierung des Tagesablaufes von Unterricht, von Freizeit und Förderung. Und es muss eine Schule sein, wo alle Begabungen und Potentiale gleich geschätzt und gleich gefördert werden. Ob das handwerkliche sind, sportliche sind, kreative sind, intellektuelle sind, es müssen alle gleich geschätzt und gefördert werden.
Mit der Neuen Mittelschule sind wir sicher auf gutem Weg, dieses Ziel zu erreichen, wenn es dazu, Herr Kollege, einen gesellschaftlichen Konsens gibt. Aber den sehe ich noch nicht. In der Steiermark sehe ich ihn, aber sonst sehe ich ihn nicht. Und deswegen brauchen wir für diese neue Schule der Zukunft mit diesen anderen Anforderungen ein neues Dienstrecht, ein neues Besoldungsrecht. Es wird eines ganz klar sein: Der Lehrer wird in Zukunft mehr Zeit beim Schüler und mit dem Schüler verbringen müssen (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie des Bundesrates Mag. Ebner), wenn wir Individualisierung umsetzen wollen. Daran wird kein Weg vorbeigehen. (Zwischenruf des Bundesrates Perhab.)
Es geht nicht nur um ein neues Dienst- und Besoldungsrecht und einen gesellschaftlichen Konsens, Herr Kollege, sondern auch darum, dass das nötige Geld vorhanden ist! Man kann nicht mehr Qualität im Bildungssystem verlangen, aber die finanziellen
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