13.45

Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie Ing. Norbert Hofer: Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte mich zuerst herzlich dafür bedanken, dass es einen breiten Konsens zu diesen beiden Maßnahmen, zur Änderung der Artikel 50 und 56 und zur Kooperation zwischen der Europäischen Union und der Schweiz im Bereich der Weltraumtechnik, gibt.

Zu ICAO wurde alles gesagt. Ich möchte, wenn Sie erlauben, ein bisschen darstellen, was im Bereich der Luftfahrt in den nächsten Monaten und Jahren auf uns zukommen wird.

Es wurde jetzt eine persönliche Erfahrung erwähnt, nämlich eine Verspätung auf einem Flughafen. Ich denke, fast jeder von Ihnen, der in den letzten ein, zwei Jahren unter­wegs war, hat irgendwann einmal eine Verspätung erlebt. Das letzte Jahr war das Re­kordjahr, es gab noch nie so viele Verspätungen. Wir haben uns angesehen, ob das vor allem bei den Billigfluglinien oder auch bei den renommierten Fluglinien, die einen sehr hohen Qualitätsanspruch haben, vorkommt. – In beiden Bereichen haben wir ähn­liche Werte erhoben. Es gibt extreme Engpässe personeller Natur bei der Flugsiche­rung, Engpässe bei den Piloten, beim Kabinenpersonal und bei den Kapazitäten. Das heißt, wir müssen damit rechnen, dass das nächste Jahr wieder ein Rekordjahr sein wird, was Verspätungen anbelangt; in etwa jeder dritte Flug könnte betroffen sein.

Das heißt, wir müssen jetzt intensiv danach trachten, diese Kapazitäten zu erhöhen, auch die technischen Voraussetzungen zu schaffen, damit die Flugsicherung und die Flugüberwachung noch besser funktionieren. Wir haben in Österreich zum Beispiel mit der Firma Frequentis ein Unternehmen, das an der Weltmarktspitze ist und großartige Leistungen erbringt. Eine Leistung aus Österreich, die man verkaufen kann, ist zum Beispiel: Wenn man einen Flughafen überwacht, muss man nicht mehr selbst am To­wer sitzen. Frequentis ermöglicht, dass man sogar in einem anderen Land sitzen kann. Es gibt eine Auflösung, mit der der gesamte Luftraum überwacht werden kann. Man kann in hoher Auflösung sehen, welches Flugzeug reinkommt, mit Kennung, mit Ge­schwindigkeit, mit welcher Höhe, und zwar auch in der Nacht. Wir haben, wie gesagt, Unternehmen hier in Österreich, die sehr zur Flugsicherheit beitragen.

Was das Personal anlangt, so bin ich fest davon überzeugt, dass wir es jungen Men­schen einfacher machen müssen, im Bereich der Luftfahrt Fuß zu fassen. Es sind oft die ganz kleinen Vereine, die in allen Bundesländern vertreten sind, die kleinen Klubs mit den vielen Ehrenamtlichen, die dafür Sorge tragen, dass junge Menschen zur Se­gelfliegerei kommen, einen Motorseglerschein machen, eine Privatpilotenlizenz erhal­ten, eine Multi-Engine-Lizenz, Schleppberechtigungen, irgendwann den Berufspiloten­schein, den Linienpilotenschein. Das ist der Weg. Wir brauchen ganz, ganz dringend Personal – und das ist jetzt auch mein Aufruf an alle, die zuhören: sich zu trauen, sich in der Luftfahrt zu bewerben, vor allem auch Frauen. Wir haben einen sehr geringen Frauenanteil bei den PilotInnen, und wir wissen aus eigener Erfahrung, dass Frauen beim Fliegen oft noch viel mehr Fingerspitzengefühl haben, als das bei uns Männern der Fall ist. Also wir brauchen dringend Personal.

Im Bereich der Weltraumtechnik hatten wir erst vor wenigen Tagen eine sehr, sehr interessante Konferenz in Graz. Österreich investiert direkt und über Umwege, auch über die Europäische Union fast 100 Millionen Euro jährlich in den Bereich der Welt­raumtechnik. Was wir im Rahmen der Programme der Europäischen Union investieren, kommt fast punktgenau Cent für Cent wieder nach Österreich zurück. Das heißt, wir profitieren direkt von den Mitteln, die wir dort einsetzen.

Erst jetzt haben wir, ein Team der TU Graz rund um Professor Koudelka, einen Rie­senerfolg erzielt. Es wurde ein Nanosatellit gebaut – das sind Satelliten, die nicht viel größer sind als dieses Mikrofon hier, die aber großartige Leistung erbringen –, und dieser Nanosatellit made in Austria hat eine Nova beobachten können, und zwar in einer noch nie dagewesenen zeitlichen Auflösung. Dieser Satellit wurde eigentlich ge­baut, um zwei Jahre, glaube ich, zu senden, und arbeitet jetzt schon mehr als die dop­pelte Zeit. Das ist eine großartige Leistung aus Österreich. Wir haben sehr viele Fir­men, die da wirklich auch Tolles leisten.

Eines habe ich noch zu sagen vergessen, das wollte ich beim ersten Punkt erwähnen. Es gab im Bereich der Luftfahrt immer so zeitliche Spannen, in denen es disruptive Entwicklungen gegeben hat: Lilienthal war der Erste, der mit einem Gleiter geflogen ist; dann der erste Flug mit Motor der Gebrüder Wright; dann eine sehr rasche Entwicklung bei der Motorentechnik; und dann plötzlich das Jetzeitalter mit den Strahlturbinen, die die Luftfahrt, die Geschwindigkeiten völlig verändert haben – und dann war eigentlich lange Zeit nichts. Sieht man sich die Boeing 747 aus den Sechzigerjahren an, so muss man sagen, sie ist nicht viel anders als Flugzeuge, die wir heute kennen – ja, bessere Triebwerke, weniger Verbrauch.

Aber jetzt kommen die Drohnen, elektrisch betriebene Luftfahrzeuge, und diese Droh­nen ändern wieder alles. Sie alle kennen diese ganz kleinen Drohnen. Ich bin diese Woche mit einer manntragenden Drohne geflogen, in der man drinnen sitzt, die vom Boden aus gesteuert wird. Man glaubt, das ist alles Zukunftsmusik. Wir haben in Wien einen Testflug in einem Stadion gemacht – es funktioniert. Reichweite: 40 Kilometer, man gibt das Ziel ein, den Waypoint, wo man hinwill, und man wird transportiert. Die Firma FACC – diese Drohnen werden in Österreich gebaut werden – sagt, mit den neuen Batterien wird man 100 Kilometer fliegen können. Das heißt, das wird die Art und Weise, wie wir uns fortbewegen, völlig verändern, vor allem im urbanen Raum, we­niger Stau. Ein Immobilienentwickler hat mir erzählt, er baut seine Gebäude bereits so, dass er Drohnenlandeplätze am Dach miteinplant. In wenigen Jahren sind wir tatsäch­lich so weit, da das autonome Fliegen bei den Drohnen viel einfacher umzusetzen ist, als das bei den Autos der Fall ist.

Ich sehe das als riesige Chance. Österreich ist mit den tollen Unternehmen, die wir ha­ben, mit dabei. Wir sichern damit Arbeitsplätze im sehr hochwertigen Bereich, und ich bedanke mich bei allen, die an diesen Entwicklungen mitarbeiten, bei den tollen Unter­nehmen, bei den Forschungsförderungsgesellschaften, aber auch bei der Politik, quer durch alle Lager, auf Bundesebene, Landesebene, die diese Entwicklung auch erst möglich gemacht haben. – Vielen Dank. (Allgemeiner Beifall.)

13.51