15.45

Bundesrat Thomas Schererbauer (FPÖ, Oberösterreich): Herr Präsident! Herr Vize­kanzler! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Zur zwischenzeitlichen Nervenberuhi­gung widmen wir uns ein paar Minuten dem Sport. Der EU-Arbeitsplan 2017 bis 2020 für den Sport weist folgende Schwerpunkte und Prioritäten auf: Neben der Integrität des Sports, der wirtschaftlichen Dimension und dem Kampf gegen Doping wird speziell auch der Zugang zu organisiertem Sport für Menschen mit geringeren Möglichkeiten und Behinderungen eine wichtige Rolle spielen.

Diese Sportlerinnen und Sportler mit Beeinträchtigung haben uns und ganz speziell mich letztes Jahr im Juni bei den Sommerspielen im oberösterreichischen Vöcklabruck sehr beeindruckt. Mehr als 1 500 Athleten mit den unterschiedlichsten körperlichen Einschränkungen haben dort für eine unglaublich emotionale Veranstaltung mit abso­luten Spitzenleistungen gesorgt. Also ich kann nur sagen: allerhöchsten Respekt vor diesen wirklich bewundernswerten Menschen!

Das Sportland Oberösterreich hat in vielerlei Hinsicht eine Vorreiterrolle und setzt be­reits einige Themen um, die im EU-Arbeitsplan priorisiert sind. Neben den Eltern als Vorbild und Förderer sind es vor allem auch die Schulen und Vereine, die ein wichtiges Fundament für den Breiten- und Leistungssport bilden. Hierzu gibt es die Angebote der Sportvereine, wo gut geschulte Trainerinnen und Trainer mit den Schulen hervorra­gend zusammenarbeiten. Mit Schulbeginn 2018/2019 startete in Oberösterreich erst­mals ein Unterstufenmodell für den Leistungssport. Im Georg-von-Peuerbach-Gymna­sium können junge Sportlerinnen und Sportler ab dem Alter von zehn Jahren eine ei­gene Sporttalenteklasse besuchen. Die Schüler haben wöchentlich bis zu 8 Sportstun­den, in der Oberstufe steht auch das Unterrichtsfach Sportkunde auf dem Lehrplan.

Sport ist eine Lebensschule. Durch den Sport lernt man, mit Siegen und noch mehr mit Niederlagen umzugehen, sich zu motivieren, durchzubeißen und nicht aufzugeben.

Mit der Gründung des Vereins Talentezentrum Sportland Oberösterreich ist eine wichti­ge Maßnahme der neuen Sportstrategie OÖ 2025, die Weiterentwicklung des Nach­wuchsleistungssportmodells, umgesetzt und zugleich auch eine Vorgabe des Bundes erfüllt worden. Wir müssen den Menschen klarmachen: Bewegung steigert nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Fitness und ist ein wesentlicher Baustein für ein gesundes Leben. Für Kinder und Jugendliche muss die Bewegung eine tägliche Selbstverständlichkeit in der Schule und auch später im weiteren Leben sein.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, und genau da gibt es noch sehr großen Auf­holbedarf. Laut einer Studie der EU-Statistikbehörde Eurostat machen fast 30 Prozent der Arbeitnehmer in der EU neben dem Job gar keinen Sport. Österreich liegt in die­sem Ranking leicht über dem Durchschnitt. Ich darf in diesem Zusammenhang einen der erfolgreichsten Sportler Österreichs und mehrfachen Olympiasieger, Felix Gott­wald, zitieren, der in einem Interview gesagt hat: „Es geht ums Tun, um Commitment und den Fokus. Solange wir den Fokus auf die 0,1 Prozent richten, die das Zeug zum Weltmeister haben, und nicht auf jene 99,9 Prozent der Gesellschaft, die ihre Welt zu meistern haben, so lange werden wir eine Schnitzel- und Spritzernation bleiben. Wenn Sport und Bewegung in unserer Gesellschaft so normal wird, wie Schnitzel gegessen und Bier und Wein getrunken wird, dann haben wir es geschafft. Meiner Auffassung nach sind unsere gesellschaftlichen Herausforderungen wie Bildung, Gesundheit, Inte­gration und Migration nur mithilfe des Sports zu meistern.“

Meine Damen und Herren, auf dem Weg zur Sportnation, die auf jeden Fall unser An­spruch sein muss, ist es unausweichlich, aus der gewohnten Komfortzone auszubre­chen. Und das ist gar nicht so schwierig, es ist eine Kopfsache und erfordert lediglich eine gewisse Konsequenz: Ich fahre ein paar Kilometer mit dem Rad, gehe zu Fuß ein­kaufen oder nehme am Bahnhof ganz bewusst nicht die Rolltreppe, sondern die Stu­fen, und so weiter – da gäbe es ganz viele Beispiele. Irgendwann entwickelt sich dahin gehend eine Selbstverständlichkeit und motiviert vielleicht dazu, wieder mehr Fokus auf Sport und Bewegung zu legen. Kleine Schritte sind besser als keine Schritte.

Sport hat nicht nur eine große soziale und gesundheitsfördernde Komponente, auch die wirtschaftlichen Impulse des Sports sind von enormer Bedeutung, wenn man das Potenzial europaweit ausschöpft. Der Sport leistet in Österreich einen rund doppelt so hohen Beitrag zum BIP wie im europäischen Durchschnitt. Auch auf kleinräumiger, re­gionaler Ebene ist die Bedeutung des Sports enorm. Er ist ein Treiber der heimischen Wirtschaft. Im oberösterreichischen Ottensheim finden heuer von 25. August bis 1. September die Ruderweltmeisterschaften statt, eine Supersache für diese Region, denn diese Veranstaltung wird international für Aufmerksamkeit sorgen. Dadurch eröff­net sich die einmalige Chance, sich einem weltweiten Publikum zu präsentieren.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Leider hat uns in den letzten Wochen und Monaten ein Thema sehr beschäftigt, das dem Leistungssport alles andere als guttut, nämlich das Thema Doping. Doping ist der Feind des Sports, denn Sport lebt von Fairness und Chancengleichheit. Ich glaube, dass der extreme Erfolgsdruck, die ge­wachsenen Erwartungen von Wirtschaft, Medien und öffentlicher Meinung manchen Spitzensportler und auch manchen Betreuer in die falsche Richtung geführt haben. Ich möchte aber auch eine Lanze für die Mehrheit der Spitzensportler brechen, die ihre Leistungen ohne verbotene Mittel und Manipulationen erreicht haben beziehungsweise in Zukunft erreichen werden. (Beifall bei der FPÖ und bei BundesrätInnen der ÖVP.)

Für die wenigen schwarzen Schafe, die durch dieses unfaire Verhalten den Leistungs­sport in seiner Gesamtheit in ein schiefes Licht rücken, kann und darf es kein Pardon geben. Ich kann nur sagen: Dopen ist nichts anderes als künstliche Düngung beim Menschen!

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich bin selbst Leistungssportler, der 12- bis 24-Stunden-Läufe absolviert und für den Sport im Leben eine ganz wichtige Rolle spielt. Bei Wettkämpfen versuche ich immer, mein Bestes zu geben und erfolgreich zu sein, ich habe aber noch keine Sekunde darüber nachgedacht oder daran gedacht, zu unerlaubten Mitteln, zu leistungssteigernden Hilfsmitteln zu greifen. Das einzige Do­pingmittel, das ich zu mir nehme, ist ein gut gekühltes Weißbier. Da sind genügend Elektrolyte drinnen, es ist gesund, und vor allen Dingen ist es erlaubt. (Beifall bei der FPÖ sowie bei BundesrätInnen von ÖVP und SPÖ.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte mich bei allen bedanken, die tag­täglich mit viel Herzblut und Idealismus für den Sport tätig sind und dazu beitragen, un­serem Ziel, zur Sportnation aufzusteigen, ein Stück näher zu kommen.

Abschließend möchte ich Ihnen noch eines mit auf den Weg geben: Es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen man gar nichts machen kann: Der eine ist gestern, der andere ist morgen. Heute ist der beste Tag, sich zu bewegen. Ein sportliches Glück auf! – Vie­len Dank. (Beifall bei FPÖ, ÖVP und SPÖ.)

15.52

Vizepräsident Dr. Magnus Brunner, LL.M.: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Marlene Zeidler-Beck. Ich erteile es ihr.