10.21

Bundesrätin Dipl.-Ing. Andrea Holzner (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Geschätzte Kolleginnen und Kolle­gen! Werte Zuseher auf der Galerie und vor den Bildschirmen zu Hause! Und heute, an diesem besonderen Tag für unser Bundesland: Liebe Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher! Vor ein paar Tagen ist das Sturmtief Sabine über uns hinweggefegt, und ich möchte an dieser Stelle den Feuerwehrleuten für über 1 300 Einsätze danken. Überhaupt ist es großartig, dass in unserem Bundesland so viele Menschen ehren­amtlich tätig sind. (Allgemeiner Beifall.)

Über 56 Prozent der Oberösterreicher über 16 Jahre setzen sich freiwillig für unsere Gesellschaft ein und machen unser Land somit lebens- und liebenswerter. Wie die Seer in „Hoamatgfühl“ singen: „es is des Land des san die Leut“.

Geschätzter Herr Landeshauptmann! Dies ist eine gute Gelegenheit, unser Bundes­land Oberösterreich heute im Bundesrat zu präsentieren. Herzlichen Dank, dass du zu uns gekommen bist. Oberösterreich ist nun gewissermaßen für ein halbes Jahr Sprachrohr der Bundesländer, und ich bin mir sicher, dass unser Herr Landeshaupt­mann als überzeugter Föderalist diese Aufgabe engagiert und zielorientiert wahrnimmt.

Wir gestalten miteinander Zukunft. Dabei stellt der Bundesrat eine Schnittstelle zwi­schen Bund und Ländern dar. Wir Bundesräte kennen unser Zuhause, unsere Ge­meinden, unsere Regionen, und wir bringen die Interessen unserer Länder in die Bun­desgesetzgebung ein.

Ich darf mein Oberösterreichbild aus Sicht einer Grenzgängerin zeichnen. Ich komme aus dem Bezirk Braunau mit den Grenzflüssen Inn und Salzach zum benachbarten Bayern. Ich bin Bürgermeisterin in der Gemeinde Tarsdorf, ich habe an der TU München, Weihenstephan, Agrarwissenschaften studiert und dort meinen Mann kennengelernt. Wir haben zu Hause eine Tischlerei gegründet. Ja, es war für ihn gar nicht so einfach, mitzugehen, in ein Land, das damals noch nicht in der Europäischen Union war, in einen Bezirk, der strukturschwach ist, aber er ist trotzdem mitgegangen. Braunau ist dann zum 5b-Fördergebiet geworden – das kann man sich heute gar nicht mehr vor­stellen –, wodurch der Bezirk und überhaupt das ganze Innviertel eine beispiellose Aufholjagd hinlegen konnte. Heute sind unsere Firmen mit Hightechprodukten oft Vor­reiter auf dem Weltmarkt – und das in einem starken Bundesland, das der Wirt­schafts­motor der Republik ist. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Schererbauer.)

Wie der Herr Landeshauptmann schon gesagt hat: Wir sind Industriebundesland. Linz ist eine der saubersten Industriestädte in ganz Europa. Das geht nur in einem Mitei­nander von großen und kleinen Unternehmen, Arbeitgebern, Politik, Forschung und Wissenschaft. Passend dazu der Leitspruch unserer Kammerpräsidentin Doris Hummer: „Wirtschaft ist unteilbar.“ Es kann uns nur in einem Miteinander gelingen, den Standort auch für Zeiten abzusichern, in denen die Konjunktur vielleicht nicht ganz so rosig ist.

Es kann nur miteinander gelingen – mit Ballungszentren und ländlichem Raum –, und ich freue mich sehr, dass heute die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirt­schafts­standort bei uns im Bezirk ist und meine Bürgermeisterkollegen trifft – ich selber kann leider nicht dabei sein –, denn unsere Betriebe brauchen eine gescheite Infra­struktur, Straßen, Verkehrslösungen und Datenverbindungen. Nur bei entsprechender Lebensqualität auf dem Land werden wir die Mitarbeiter in unseren Betrieben halten können. Auch wir Menschen auf dem Land wollen an gesellschaftlichen Entwicklungen teilhaben und diese aktiv mitgestalten.

Wir Bürgermeister sind ja in gewisser Weise Seismografen: Wir spüren sehr schnell, was für die Menschen wichtig und notwendig ist und welche Änderungen es gibt. So begrüßen wir das Maßnahmenbündel der Bundesregierung und des Landes Ober­österreich, um ein Altern in Würde sicherzustellen, sowie die Initiativen im Gesund­heitsbereich – Kollege Reisinger hat es schon skizziert –, zum Beispiel die Primärver­sorgungszentren, von denen wir uns sehr viel versprechen, sehr.

Auch noch ein paar Worte zur Landwirtschaft: Oberösterreich liegt bei der Erzeugung von Milch sowie von Rind- und Schweinefleisch österreichweit an erster Stelle, Ober­österreich ist somit auch Agrarbundesland. Unsere Bäuerinnen und Bauern pflegen nachhaltig unsere schöne Kulturlandschaft – mit ein Grund, warum sich Gäste aus dem In- und Ausland in unserem Genussland Oberösterreich sehr wohlfühlen.

Oberösterreich ist Tourismusland, Industrieland, Agrarland, Kulturland und auch noch Lehrlingsland. Sie sehen, Oberösterreich ist vielfältig, und es ist gute oberöster­reichi­sche Tradition, wie meine Vorredner schon festgestellt haben, einen gemeinsamen Weg zu suchen. Da lernt man, sich zu vernetzen, und das ist eine gute Grundlage, um Vertrauen zu bilden und Neues zu wagen. Es wird zum Beispiel durch die digitale Transformation – da stecken wir eh schon mitten drinnen –, durch künstliche Intelligenz oder durch den Klimawandel noch einiges auf uns zukommen.

Ich darf abgewandelt und sinngemäß einen Schweizer Professor für Biolandbau zitie­ren: „Die einzig unerschöpfliche Ressource ist nämlich das menschliche Gehirn und Wissen. Dazu gehört die jahrhundertealte [...] weiter gegebene Erfahrung. Gleichzeitig auch das explodierende Wissen aus der Forschung.“

Seien wir deshalb traditionell und topmodern gleichzeitig, wenn wir neue Antworten auf neue Fragen suchen! „Hoamatgfühl“: wissen, wo wir herkommen, wer wir sind, und dass wir miteinander gut gerüstet in die Zukunft gehen. – Das ist es, was ich uns allen wünsche. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP, bei BundesrätInnen der SPÖ sowie des Bundesrates Schererbauer.)

10.27

Präsident Robert Seeber: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag.a Bettina Anna Lancaster. Ich erteile ihr dieses.