13.08

Bundesrat Günther Novak (SPÖ, Kärnten): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Damen und Herren, die Sie hier im Sitzungssaal und zu Hause zuhören! Wir haben den Grünen Bericht be­sprochen und reden jetzt über den Bericht über die Tourismus- und Freizeitwirtschaft, weil es ja einen unmittelbaren Zusammenhang gibt: Das eine kann es meiner Meinung nach ohne das andere nicht geben. Angesichts der Tatsache, dass wir heute über das Jahr 2018 reden, sage ich aber: Wenn die Tourismus- und Freizeitwirtschaft heute darüber reden würde, was sie 2018 getan hat und wohin es geht, dann wäre sie wahrscheinlich schon pleite.

Tatsache ist, dass die dynamische Entwicklung und das weltweite Wachstum erneut stärker ausgefallen sind – das hat die Welttourismusorganisation so eigentlich nicht ge­sehen. Wir liegen ja 2018 bei 150 Millionen Nächtigungen. Kollegin Zwazl hat ja schon auf das Jahr 2019 verwiesen, in dem es 153 Millionen Nächtigungen gab. Es ist also wiederum – von 3,7 Prozent – eine zusätzliche Steigerung um 2 Prozent gekommen. Da kann man wirklich nur jenen gratulieren, die in diesem Tourismusbereich arbeiten.

Tatsache ist aber auch: Vor zehn Jahren gab es rund 124 Millionen Nächtigungen. – Das ist also schon eine gewaltige Entwicklung, die wir da sehen. Dass vor allem auch der Städtetourismus zugelegt hat, ist bemerkenswert. In Wien war es im Vorjahr eine Steigerung um 6,8 Prozent. Wien liegt schon an der dritten Stelle, Tirol und Salzburg liegen mit jeweils 50 und 30 Millionen Nächtigungen noch davor; also der Städtetouris­mus boomt in jedem Fall. Wir müssen auch wissen, dass der Hauptherkunftsmarkt immer noch der deutsche Markt ist; rund 37 Prozent der Gäste sind aus Deutschland.

Heute ist schon einmal ein bisschen kritisch angemerkt worden – Kollege Schreuder, glaube ich, hat das gesagt –, dass es vielleicht irgendwann einmal den Aufstand der Bereisten geben wird. Das ist ein Spruch, den es schon seit zehn oder 15 Jahren gibt. Wir alle wissen, wenn wir uns Venedig, Barcelona und so weiter anschauen, was dort los ist. Das ist bei uns noch nicht der Fall, aber in einzelnen Gebieten, wenn man an die Salzburger Altstadt oder an Hallstatt denkt, könnte das unter Umständen auch in diese Richtung gehen. Man sollte das auf jeden Fall beachten und in die zukünftigen Überlegungen miteinfließen lassen.

Was meiner Meinung nach auch richtig und wichtig ist, ist nicht nur die Zahl der Nächtigungen, sondern sind vor allem die Gesamteinnahmen. Frau Zwazl hat ja auch schon gesagt, die Zunahme von nominell 5,2 und real 2,2 Prozent ist schon sehens­wert und herzeigenswert – was der Tourismus in Österreich in diesem Bereich leistet. Das macht immerhin 8,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Zusammen mit der Freizeitwirtschaft erwirtschaftet der Tourismus einen BIP-Anteil von 15,3 Prozent – wie auch immer, das hat schon seinen Rang und seinen Namen in der österreichischen Wirtschaft.

Und – das wurde vorhin auch erwähnt – der Tourismus ist ein Beschäftigungsmotor; mein Kollege Rudi Kaske wird das dann näher beleuchten. Ich frage mich persönlich schon auch, wenn man sagt, dass es einen Fachkräftemangel gibt, ob das nicht auch damit zusammenhängt, dass Menschen halt am Wochenende freihaben wollen, dass sie keine geteilte Arbeitszeit haben wollen, am Vormittag und am Nachmittag. Wie ich höre, gibt es noch genug Köche – die auch nicht so schlecht verdienen, muss man bei dieser Gelegenheit sagen –, die aber trotzdem nicht greifbar sind; oder sind sie einfach nicht von einem Bundesland ins andere verschiebbar? Die Qualitätsgastronomie muss da bluten, nachlassen und kann ihr Angebot nicht mehr so weiterführen, wie es bis jetzt gemacht worden ist.

Der Frauenanteil liegt bei 50 Prozent, das ist auch gewaltig in diesem Bereich. Wir beschäftigen immer mehr Ausländerinnen und Ausländer. Das sollte man im Grunde genommen auch wissen.

Die Qualitätssteigerung in der Hotellerie ist, glaube ich, auch ein wichtiges Thema. Wir wissen alle, dass Zwei-Stern-Betriebe mehr oder weniger auf der Strecke bleiben, gute Drei-, Vier- und Fünf-Stern-Betriebe natürlich in weiterer Folge zulegen. Wir wissen auch von der Tourismusbank, dass gerade in diesem Bereich das Geld dafür zur Verfügung gestellt wird, mit allen Maßnahmen, die möglich sind, um da tätig zu werden. Gerade die Vier- und Fünf-Stern-Betriebe erbringen eine Wirtschaftsleistung, die bei einer Eigenkapitalquote von 30 Prozent liegt.

Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man in den letzten Wochen die Zeitungen gelesen hat, dann hat man ja auch gesehen, dass es doch einige Dinge gibt, über die man vielleicht nachdenken sollte: zum einen – das ist zwar meiner Meinung nach eine Falschmeldung gewesen –, dass man gesagt hat, ein Teil des Gebietes des Pitztaler und des Ötztaler Gletschers sollte weggesprengt werden, damit man diese zusammenführt. – Das ist so nicht richtig, wie das in den Medien verbreitet worden ist. Wir wissen aber alle, dass das ein Großprojekt ist und dass es dort, wenn man in dieser Größenordnung in die Tourismus- und Freizeitwirtschaft, in diesem Fall ins Skifahren, weiter investiert, UVP-Verhandlungen gibt, also dass diese mitberücksichtigt werden müssen – das ruft natürlich auch den ÖAV, also den Alpen­verein, die Naturfreunde und den WWF auf den Plan –, damit das in weiterer Folge begutachtet wird. Weitere NGOs wurden ja ausgeschlossen. Es wurde ja mit der letzten Gesetzesänderung, die unter Schwarz-Blau eingebracht worden ist, leider Gottes beschlossen, dass diese keine Stellungnahmen mehr abgeben können. (Bun­desrätin Mühlwerth: Letzte gute Tat!)

Was mir in letzter Zeit aufgefallen ist – ich weiß nicht, ob Ihnen das auch aufgefallen ist –, ist, dass man das Thema Alkohol beim Skifahren in den Vordergrund spielt. Gesundheitsarbeiter erleben sozusagen täglich die direkten und indirekten Folgen davon – mit Gesundheitsarbeiter sind die Ärzte gemeint. Sie sehen, was Alkohol auf Pisten anrichtet, sie fordern, dass man von diesem Alkoholkonsum wegkommen sollte. Ich bin aber der Meinung – und das ist eher positiv gedacht –, dass den Gastronomen in keinem Fall die alleinige Schuld am Alkoholkonsum auf den Hütten angelastet werden kann. Man muss nur Mühe walten lassen und versuchen, die Menschen mit Erklärungen dorthin zu bringen, wo wir auch schon in der Vergangenheit waren.

Noch etwas war für uns in Kärnten sehr wichtig, um im Tourismus weiterarbeiten zu können: Es wurde die Markenphilosophie, das Standortmarketing verändert. Wir haben ja in der Vergangenheit Urlaub bei Freunden propagiert, zum Schluss Lust am Leben. Da haben sich die Industrie, die Wirtschaft und der Tourismus endlich zusam­men­geschlossen, um unter dem Titel – und das, glaube ich, ist eine große Chance – It’s my life! zu reüssieren. Wir hoffen, dass sich da auch das Standortmarketing besonders in Verbindung mit dem Tourismus super auswirken wird.

Kärnten als solches war in den letzten Jahren auch erfolgreich und hat aus 3 245 000 Ankünften 13 Millionen Nächtigungen erwirtschaftet. Unser Geschäftsführer der Kärnten Werbung Christian Kresse stellt auch immer fest, das, was uns fehlt, sind die qualitativ guten Betten. Wir haben im Bereich der Zwei- und Drei-Stern-Hotellerie gewaltig verloren; dieses Segment ist ja, wie wir wissen, auf dem Markt nicht mehr zu verkaufen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Bericht zeigt einmal mehr, dass der Tourismus eine sich rasch ändernde Branche ist. Erfolge der Vergangenheit – deswegen habe ich gemeint, dieser 2018er-Bericht ist überholt – sind keine Garantie für die Erfolge der Zukunft. Es bedarf ständiger, ja fast monatlicher, Anpassungen und Veränderungen. Wie sensibel dieser Markt reagiert, ist derzeit am Coronavirus und seinen Folgen zu sehen, denn der asiatische Markt boomt ja im Grunde genommen. Wenn ich heute durch Wien gehe, wo man vorher viele Asiaten gesehen hat, so sehe ich momentan keine, aber wir hoffen ja alle, dass man das wieder in den Griff be­kom­men wird.

Ich wünsche mir natürlich wieder positive Zahlen und hoffe, dass der Bericht 2019 in zwei Monaten auf dem Tisch liegen wird, damit wir bald und nicht erst in zwei Jahren darüber sprechen können. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

13.19

Vizepräsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Mag. Reinhard Pisec. – Ich erteile es Ihnen.