Ansprache des Präsidenten betreffend Maßnahmen im Umgang mit der Ausbreitung des Coronavirus

Präsident Robert Seeber: Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Österreich befindet sich derzeit in einer Ausnahmesituation. Der Bundesrat tritt nun zusammen, um jene Gesetze zu beschließen, die es ermöglichen, die sozialen Kontakte der Bevölkerung ab morgen auf das Notwendigste zu be­schränken.

Diese Maßnahmen sind notwendig, um die Anzahl der Neuerkrankungen durch das Coronavirus so weit wie möglich zu verringern und auch um eine Überlastung unseres Gesundheitssystems nach Möglichkeit zu vermeiden. Gerade wir Mandatarinnen und Mandatare sind in den nächsten Wochen aufgerufen, Vorbilder zu sein und mit gutem Beispiel voranzugehen.

Die Einschränkung von Kontakten ist heute schon an der Sitzordnung hier im Plenum sehr gut zu erkennen, die eine größtmögliche Distanz zwischen den Bundesrätinnen und Bundesräten schafft, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Die räumliche Dis­tanz, liebe Kolleginnen und Kollegen, muss aber weit darüber hinausgehen. Wir müs­sen unsere sozialen Kontakte in den nächsten Wochen auf das Allernotwendigste be­schränken und dabei unserer Vorbildwirkung in der Republik gerecht werden.

Alle Österreicherinnen und Österreicher sind nun aufgerufen, ihr soziales Leben größt­möglich einzuschränken. Ich appelliere an dieser Stelle insbesondere an die vielen Schülerinnen und Schüler sowie an die Studentinnen und Studenten: Passt eure Frei­zeitbeschäftigungen in den nächsten Wochen den Umständen an und bleibt zu Hause! Ihr tragt eine große Verantwortung dafür, die Ausbreitung des Virus, das für euch na­türlich weniger gefährlich ist als für andere, zu verhindern, es nicht an andere, die da­ran ernsthaft erkranken oder sterben könnten, weiterzugeben.

Wir werden auch jene Menschen, die für die Aufrechterhaltung eines geordneten Le­bens zuständig sind, noch dringend brauchen. Jeder Einzelne von ihnen, der in Qua­rantäne gehen muss, wird uns fehlen. Nicht zuletzt bedeutet die Weitergabe des Virus an gesundheitlich bereits stärker beeinträchtigte sowie ältere Personen für diese eine absolute Lebensgefahr. Ich appelliere daher noch einmal eindringlich, das nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Wer die Gesetze und Empfehlungen der Regierung miss­achtet, provoziert weitere einschränkende Maßnahmen, die letztendlich alle empfind­lich treffen werden. Lassen Sie es mich hier an dieser Stelle ganz deutlich sagen: Wer möchte denn schon damit leben müssen, seine Sorglosigkeit mit dem Leben anderer bezahlt zu haben?

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die nächsten Wochen werden für uns alle nicht ein­fach werden. Wir werden diese Krise – davon bin ich überzeugt – überwinden, wenn wir über die Parteigrenzen hinweg zusammenhalten. Das heißt für mich, parteipoliti­sches Kalkül hintanzustellen. Wir werden es schaffen – als ein Team mit einem ge­meinsamen Ziel, um den Österreicherinnen und Österreichern zu zeigen, dass wir der Verantwortung gewachsen sind und wir alle mitsammen unser Bestes geben.

Viele private Initiativen, die in den letzten Tagen entstanden sind, haben mich auch persönlich sehr beeindruckt und lassen mich trotz aller Besorgnis mit guter Hoffnung in die Zukunft sehen – Gruppen von Menschen etwa, die älteren Nachbarn Hilfe anbieten, oder die vielen anderen Freiwilligen und Ehrenamtlichen, die sich in den Dienst der ge­meinsamen Sache stellen. Sie und alle jene, die jetzt ihre berufliche Tätigkeit weiter­führen, stellen jenen Geist der Gemeinsamkeit unter Beweis, der unser Land so le­benswert macht und auf den wir zu Recht stolz sein können.

Ich danke an dieser Stelle allen, die sich nicht nur um sich selbst, sondern auch – auf welche Weise auch immer – um andere kümmern. Es gibt im Leben nichts Besseres und Erfüllenderes, als anderen zu helfen. Nützen wir diese Krise, um unser Leben und das unserer Mitmenschen auf diese Weise zu bereichern! Halten wir zusammen und befolgen wir strikt die Gebote der Regierung! Bundeskanzler Kurz und Vizekanzler Kogler haben das – wenn man kürzlich die Medien beobachtet hat, hat man das mitbe­kommen – eindringlich eingefordert, und auch ich möchte darum eindringlich bitten. – Ich wünsche uns allen zum Wohle der Republik alles Gute. (Allgemeiner Beifall.)