12.39

Bundesrätin Claudia Hauschildt-Buschberger (Grüne, Oberösterreich): Sehr geehr­ter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolle­ginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Notwendige Anpassungen an das EU-Recht erlauben es uns, heute im Bundesrat unsere Aufmerksamkeit auf das Thema Tierversuche zu lenken. 250 000, eine Viertelmillion – an so vielen Tieren wurden im Jahr 2019 laut einer Statistik des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung Tierversuche durchgeführt. Rund 250 000 Mäuse, Ratten, Meerschwein­chen, Hunde, Katzen und viele andere Tiere waren Teil von Forschung. Dabei ist zu erwähnen, dass sich seit 1990 die Zahl der Tierversuche bereits halbiert hat, in den letz­ten Jahren aber hat sie sich konstant bei 250 000 eingependelt.

Die Frage, die sich mir nun stellt, die sich uns allen stellen sollte, ist: Sollte es im 21. Jahr­hundert nicht mehr Alternativen zu Tierversuchen geben? Die Potenziale, ohne Tierver­suche zu arbeiten, haben sich unter anderem durch computergestützte Simulationen vervielfacht. Es ist erfreulicherweise gelungen, das Förderbudget für die Ersatzmetho­denforschung 2020 von 290 000 auf immerhin 600 000 Euro anzuheben. In Zukunft wird es auch einen jährlichen Staatspreis für Forschungsprojekte, die zur Verringerung von Tierversuchen beitragen, geben. Der Ausbau des 3R-Zentrums wird jährlich mit 100 000 Eu­ro gefördert. Kurz zur Erklärung: 3R verweist auf die Termini replace, reduce und refine.

Ja, vielleicht noch ein paar Sätze zu Oberösterreich: Wir hatten in Oberösterreich im Mai beziehungsweise im Juni eine intensive Diskussion um das neu entstehende Tierver­suchslabor an der Medizinischen Fakultät der Johannes-Kepler-Universität. Der wissen­schaftliche Beirat äußerte in der Diskussion, dass die Möglichkeit, Tierversuche zu machen, zu jeder zukunftsorientierten, verantwortungsvollen medizinischen Fakultät ge­höre, vor allem dann, wenn sie Teil einer internationalen Kooperation werden wolle. Sei­tens der Uni will man sich aber stärker binden, als es das Tierversuchsgesetz vorsieht, und Maßstäbe dafür entwickeln. Es wurde ein offener Diskussionsprozess gestartet, in dem in einer ersten Runde unter anderem über den Einsatz von Computerchips, soge­nannten Multiorganchips, als Ersatz für Tierversuche debattiert wurde.

Sie sehen, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, es tut sich viel in der Welt der Wissenschaft. Daher ist es umso wichtiger, dass wir uns als Teil des legislativen Prozesses mit ihr mitbewegen und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Die Zahl der Tierversuche weiter zu reduzieren, muss unser erklärtes Ziel sein. Die techni­schen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts unterstützen uns dabei, adäquate Ersatzme­thoden zur Verfügung zu haben. – Danke. (Beifall der BundesrätInnen Holzner, Schreu­der und Steiner-Wieser.)

12.43

Vizepräsident Mag. Christian Buchmann: Als nächste Rednerin ist Frau Bundesrätin Ing.in Judith Ringer zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Bundesrätin.