16.39

Bundesrätin Sonja Zwazl (ÖVP, Niederösterreich): Frau Präsident! Frau Bundesminis­terin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich zu dem für uns erfreulichen Be­richt komme – erfreuliche Daten sind einfach immer ganz wichtig, damit man schwierige Situationen mit Kraft und Zuversicht bewältigen kann –: Herr Kollege Bernard, du stellst dich hierher und sagst Sachen, die nicht stimmen! Herr Mag. Kaweczka ist einer, der wirklich für die Unternehmerinnen und Unternehmer rennt. Sag bitte, wie die Situation ist! Der Unternehmer, den du angesprochen hast, hat sich bei uns in der Kammer nicht beschwert. Wenn mir so etwas passieren würde, kannst du sicher sein, dass ich mich beschweren würde.

Jetzt zur Sache: Der ist Untermieter bei dir. Du weißt ganz genau, dass er sich erst am 3.10. selbstständig gemacht hat, dass er in die Wirtschaftskammer, in die Bezirksstelle Mistelbach, gekommen ist, dort eine Unterstützung aus dem Härtefallfonds haben wollte. Da hat es geheißen, die gibt es für ihn nicht, weil er erst am 3.10. angefangen hat, und man hat ihm gesagt, dass er eine Investitionsprämie haben kann. Der von dir gesagte Ausspruch ist aber nicht getätigt worden, und es wird auch eine Konfrontation mit dem Unternehmer geben.

Eines sage ich dir: Unsere Mitarbeiter sind großartig, und gerade in Situationen, so wie es sie jetzt gibt, sind sie ständig für uns Unternehmerinnen und Unternehmer da. Ich verbitte mir das, und ich finde es nicht in Ordnung, jemanden, sogar wenn er es gesagt hätte, hier, wo er nicht antworten kann, coram publico so zu diffamieren. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Ich sage noch einmal ein herzliches Dankeschön. Ich denke, dass wir uns heute alle die Bedeutung der KMUs für unsere Wirtschaft entsprechend in Erinnerung gerufen haben. Das ist für mich als Unternehmerin ganz einfach wichtig. Es ist eine schwierige Situation, und die gilt es zu bewältigen. Da ist es schon wichtig, dass man weiß: Welche Kraft steckt denn in uns drinnen?

Wir haben schwierige Situationen immer bewältigt. Wenn ich an die Finanzkrise denke: Da war gerade wichtig, wie wir aufgestellt sind, es war der Mix, den es in unserer Wirt­schaft gibt: die Kleinst- und Kleinbetriebe, die Mittelbetriebe und natürlich auch die Leit­betriebe – auch die brauchen wir. Wir in der Wirtschaft sind verbundene Gefäße. Das macht es aus, das macht unsere Stärke aus, dass wir sehr flexibel und rasch auf verän­derte Situationen reagieren können.

Natürlich braucht es in solchen Situationen, wie es sie jetzt gibt, Unterstützung. Da kann man sich ganz einfach nicht aufgrund seiner unternehmerischen Fähigkeiten alleine herausziehen. Ich sage ein herzliches Dankeschön für die Initiativen, die gesetzt werden.

Ich muss sagen, weil heute auch die Familienbetriebe angesprochen wurden: Ja, das stimmt; in einem Familienbetrieb gibt es aber nicht nur einen, der die ganze Familie rundherum ernährt, sondern die Kinder haben meistens auch andere Berufe. Es ist aber ganz einfach so, dass in den Familienbetrieben anders gedacht wird. Da wird eben auf Nachhaltigkeit geschaut. Da gibt es eine flachere Hierarchie. Ich freue mich, dass die Hälfte schon in der zweiten Generation geführt wird. Wenn wir uns anschauen – weil du auch die Situation der Frauen angesprochen hast –, wie es mit den Übernahmen aus­schaut: Die Hälfte der Übernahmen wird durch Frauen durchgeführt.

Die Familienbetriebe zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie eine ungeheure Wert­schätzung und eine tolle Kultur haben. Das heißt, der gute Kontakt mit den Mitarbeiterin­nen und Mitarbeitern ist ganz selbstverständlich, und es zeigt sich auch, dass man sich in schwierigen Situationen natürlich nicht sofort von einem Mitarbeiter oder von einer Mitarbeiterin trennt, sondern dass man schaut, dass man das gemeinsam übersteht. Da geht es vor allem wirklich um Nachhaltigkeit und nicht um schnelle Gewinnmaximierung.

Ich habe mir auch angeschaut: Gerade in Familienbetrieben sind Frauen häufiger in der Geschäftsleitung vertreten. 18 Prozent unserer Familienbetriebe werden von Frauen ge­führt, und in 14 Prozent der Betriebe sind Männer und Frauen gleich, also 50 : 50, in der Geschäftsleitung beschäftigt.

In den Familienbetrieben sind ein ungeheurer Teamgeist und eine höhere Mitwirkung und Loyalität der Mitarbeiter da.

Heute haben wir schon sehr viel von den EPUs gesprochen. Ja, da gibt es einen Frauen­anteil von 42 Prozent. Du hast im Wirtschaftsausschuss angesprochen, dass die Frauen häufiger nach drei, vier, fünf Jahren ihre Betriebe schließen. – Ja, das stimmt, aber sie schlittern nicht in den Konkurs, sondern die Frauen sind ganz einfach kaufmännisch vorsichtiger. Wenn sie das Gefühl haben, ihr Konzept funktioniert noch nicht so ganz, dann schließen sie ihre Betriebe, was sehr gescheit ist, und überlegen sich, wie sie sich besser aufstellen können, beziehungsweise sind viele hybride Unternehmerinnen. Auf der anderen Seite ist es auch so, dass es aufgrund der familiären Situation für Frauen oft mehr oder minder nicht möglich ist, die Unternehmen zu führen.

Wichtig ist mir aber auch, zu sagen, dass es vonseiten der Wirtschaft gerade für Frauen sehr viele Unterstützungen gibt. Meine Bitte ist auch, dass ihr die Leute darauf aufmerk­sam macht. Es gibt die Betriebshilfe: Wenn eine Unternehmerin ein Baby bekommt, dann kriegt sie eine Betriebshilfe kostenlos zur Verfügung gestellt, oder wenn ein Unternehmer aus einem Kleinstunternehmen ausfällt, hat er die Möglichkeit, für 72 Tage im Jahr eine Betriebshilfe zu bekommen.

Weil die EPUs immer so hingestellt werden: Ich habe große Hochachtung vor Einperso­nenunternehmen. Das sind für mich Solisten. Die müssen gut sein, sie müssen kaufmän­nisch gut sein, sie müssen fachlich hervorragend sein. Wenn man sich das anschaut, sieht man: Bei den EPUs gibt es die höchste abgeschlossene Ausbildung. 35 Prozent haben einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss, und drei von zehn haben eine Lehre absolviert. Ich sage immer wieder: Auch Coca-Cola ist als Einmannbetrieb ge­gründet worden. Ein EPU beginnt einmal, manche wollen von vornherein alleine bleiben, das ist ihr Konzept, und andere entwickeln sich. Die EPUs sind ein wesentlicher und wichtiger Faktor in unserer Wirtschaft. (Beifall bei der ÖVP und bei BundesrätInnen der Grünen.)

Ein wichtiger Punkt ist die Ausbildung und die Weiterbildung unserer Jugend. Da sage ich dir ein herzliches Dankeschön, Frau Minister, weil ich weiß – und ich weiß das von vielen Veranstaltungen –, dass du da sehr dahinter bist. Ich danke auch für die Aner­kennung der jungen Leute, die eine duale Ausbildung machen, die eine Lehre machen.

Es ist auch so, dass die Sozialpartner immer schauen, dass unsere Jugend wirklich eine gute Ausbildung bekommt. Weil sich die Wirtschaft ändert, müssen auch die Berufsbilder angepasst werden. Es gibt jetzt – in dem Zeitraum 2018, 2019 – 35 neue Berufsbilder. Natürlich ist es auch so, dass geschaut wird, dass aufgrund der Digitalisierung, die einen ungeheuren Anteil an unserem Wirtschaftsleben hat, die digitale Kompetenz auch in die Berufsbilder eingearbeitet wird.

Herr Kollege (in Richtung Bundesrat Pisec), wir zwei reden noch einmal über die Wirt­schaftskammer. Wenn du in Klosterneuburg bist, kannst du mich besuchen, weil wir zwei diese Rechnung noch offen haben.

Du hast angesprochen, dass Österreich nicht gerade ein Land ist, in dem die jungen Leute zum Unternehmertum drängen. Dazu muss ich ganz einfach sagen: Ja, das stimmt, aber auch da macht die Wirtschaftskammer sehr viel. In den Ferien machen wir drei Wochen etwas für die Jugend, für die Kinder. Wir haben Businessweeks, 14 Tage, in denen Unternehmerinnen und Unternehmer sich, ihren Beruf, ihren Betrieb vorstellen und mit den Kindern arbeiten, und wir haben eine Kids Academy, bei der in unserer NDU die Kinder – sie sind zehn bis 14 Jahre alt – sozusagen einen Minimeisterbrief bekom­men und man ihnen in den Werkstätten die Möglichkeit gibt, selbst zu arbeiten.

Ich denke, das sind wirklich sehr gute Beispiele, weil es nur über Ausbildung und Wei­terbildung geht. Die wird bei uns im Land großgeschrieben, da gibt es großartige Unter­stützungen.

Ich bedanke mich bei dir, Frau Minister, recht herzlich für den ungeheuren Einsatz für unsere Wirtschaft. Das ist ganz wichtig. Ich weiß, dass wir mit der Unterstützung auch diese schwierige Zeit, die wir jetzt erleben – und wir müssen ganz einfach alle durch –, meistern werden. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei BundesrätInnen der Grü­nen.)

16.49

Vizepräsidentin Mag. Elisabeth Grossmann: Inzwischen ist Frau Bundesministerin Elisabeth Köstinger eingetroffen. Seien Sie herzlich begrüßt und willkommen geheißen! (Allgemeiner Beifall.)

Zu einer weiteren Stellungnahme hat sich Herr Bundesrat Bernard gemeldet. – Bitte sehr, Herr Kollege.