Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 87

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dauer beim Kunstgeschichte-Studium zehn Semester beträgt, aber andererseits 2 800 Studenten lediglich zwei Professoren zur Verfügung stehen, dann kann man sich ausmalen, daß es niemandem oder kaum jemandem gelingen wird – es sei denn, er ist ein Genie –, das Studium in der Mindeststudiendauer oder auch nur mit einer tolerierbaren Nachfrist zu absolvieren. Denken Sie etwa auch an das Studium der Rechtswissenschaften: Mindeststudienzeit 8 Semester, durchschnittliche Studiendauer 14 Semester. Im Bereich der Architektur ist es besonders arg. 75 Prozent der Architekturstudenten überziehen die Mindeststudienzeit um mehr als fünf Semester. Bei der Bodenkultur sind es 55 Prozent, die die Mindeststudienzeit um mehr als fünf Semester überziehen. Dort beträgt die durchschnittliche Studienzeit 15,5 Semester. In der Medizin sind es 33 Prozent, die die Mindeststudienzeit um mehr als fünf Semester überziehen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Man kann doch nicht hergehen so wie Klubobmann Khol und sich ins Fernsehen setzen und in der Sendung "Zur Sache" ganz einfach sagen: Wir sagen den Bummelstudenten den Kampf an! Es krankt am System, wenn in derartig vielen Studienbereichen, in derartig vielen Fächern Überziehungen der Mindeststudiendauer im gigantischen Ausmaß stattfinden. Hier krankt es am System und sicher nicht an der Qualität der Studenten! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Denn was nützt es den Studenten, wenn sie mit Eifer studieren wollen, wenn sie keine geeigneten Plätze in den Hörsälen vorfinden, wenn sie keine Plätze in den Übungen bekommen und wenn sie den Professoren monatelang nachlaufen müssen, damit sie überhaupt einen Prüfungstermin bekommen?

Sehr geehrte Damen und Herren! Das akademische Personal an den Universitäten und Hochschulen ist durch das Belastungspaket gleichfalls arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Der akademische Mittelbau, die Assistenten haben Gehaltseinbußen im Ausmaß von rund 20 Prozent hinzunehmen. Die Forschungszulage wurde gekürzt. Ja, meine Damen und Herren, wenn man die Assistenten und den akademischen Mittelbau an unseren Universitäten zwangsweise vertreibt, dann kommt es naturgemäß zu einer negativen Auslese. Sie, Herr Bundesminister, werden dann die Verantwortung dafür nicht tragen können, wenn diese derartig negative Auslese zu einem Defizit in der Ausbildung der Studenten geführt hat. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Weil so viel von Nullohnrunden die Rede ist: Wir haben das Phänomen zu beklagen, daß hier keine Nullohnrunde stattgefunden hat, sondern eine Minuslohnrunde. Aus diesem Grund hat auch der Rektor der Johannes Kepler Universität in Linz, Herr Professor Hengstschläger – er dürfte vor allen Dingen dem rechten Reichsviertel, also der ÖVP, bekannt sein, denn er war ja ihr Obmannkandidat –, davon gesprochen, daß es einmalig in der Geschichte der Zweiten Republik ist, den Universitätsassistenten eine Minuslohnrunde aufzuzwingen. Meine Damen und Herren! Ich frage mich, wieso Sie die Interessen dieser für Österreichs Bildung, für die Jugend, für die Studierenden so wichtigen Berufsgruppe derart mit Füßen treten.

Präsident Mag. Dr. Willi Brauneder: Herr Abgeordneter! Bitte den Schlußsatz!

Abgeordneter Dr. Michael Krüger (fortsetzend): Meine Damen und Herren! Wenn Sie dieses Paket, von dem Sie versprochen haben, daß es zugeschnürt bleibt, nicht doch in diesem wichtigen Bereich wieder aufschnüren, dann prophezeie ich Ihnen eines: das Ende des offenen Hochschulzuganges! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

20.42

Präsident Mag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Klara Motter. – Bitte, Frau Abgeordnete. (Abg. Ing. Meischberger: Jetzt kommt das Kontrastprogramm!)

20.42

Abgeordnete Klara Motter (Liberales Forum): Herr Präsident! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Dr. Krüger! Ich habe mich eigentlich auf Ihre Ausführungen gefreut, nachdem Sie ja ein Pendant zum Minister für Bildung und Kultur sind. Ich habe erwartet, daß von Ihnen Vorschläge kommen, wie dieses Sparpaket – ich erinnere Sie an Ihren Schlußsatz – aufgeschnürt werden soll, welche Verbesserungen Sie für die Hochschulen,


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