Aber das Entscheidende – ich habe das ja damals miterlebt – war der Brief des Bundesministers Lacina, der einem Staat, der ein stehendes Heer von 2,5 Millionen Mann oder mehr unterhält und rundherum Krisengrenzen hat, gesagt hat: Ihr könnt Kanonen und alles haben, nur nicht dann, wenn ihr es braucht, dann bekommt ihr nichts mehr.
Das muß man alles offen sagen! Man darf nicht nur sagen, wir gehen mit dem Palmzweig, so wie es der Olof Palme getan hat, man muß auch den Arbeitern dann sagen: Weil wir mit dem Palmzweig gehen, habt ihr nichts zu tun. Diesen Zusammenhang muß man, wenn man ehrlich ist, offen darlegen. Und das muß man den Steyrern auch sagen. (Abg. Dr. Khol: Er hat aber seine sozialdemokratischen Skrupel leicht überwunden!)
Wenn es ums Heer geht – ich habe nur mehr vier Minuten –, dann sehe ich das Hauptproblem darin, daß es bei diesem unseren Bundesheer, das seine Ansprüche, was die Zahl an Soldaten anlangt, in den letzten Jahren ohnehin außerordentlich weit zurück geschraubt hat und wie man hört, schon wieder dabei ist, von 120 000 auf 80 000 oder 90 000 Mann herunterzugehen, noch immer viel zuviele Häuptlinge und viel zuwenig Indianer gibt.
Denn tatsächlich ist es so, daß es an einem vor allem fehlt: natürlich an Geld. Aber vor allem fehlt es auch an Grundwehrdienern. Es ist ein Tauziehen zwischen den einzelnen Einheiten, die Soldaten brauchen und sie nicht alle in ausreichender Anzahl bekommen können. Denn es sind geburtenschwache Jahrgänge. Es ist in Zeiten, in denen die jungen Leute schon Moped und ähnliches fahren, so, daß sie in das wehrpflichtige Alter kommen und schon invalid oder krank sind. Und dann ist die Zivildienstregelung ja derzeit so gestaltet, daß wirklich nur mehr ein Freiwilliger zum Heer kommt. Nur wer es wirklich will, landet beim Heer. Jeder andere ist ohnehin schon irgendwo anders. Und das führt dazu, daß wir beim Heer einen wirklich einschneidenden Mangel an Soldaten haben.
Wir erleben das auch bei den Manövern, wo man viel zu geringe Mannschaftsstände zusammenkratzt, bunt gewürfelt aus einer Reihe von Einheiten. Es wird in 14 Tagen, beim Abschlußmanöver der Militärakademie, nicht anders sein. Die ausländischen Attachés werden sich ganz genau notieren, woher die überall kommen, und sie können dann ihre Einschätzungen sehr richtig treffen.
Es ist tatsächlich so, daß der Wachdienst nahezu österreichweit nicht mehr ordentlich vollzogen werden kann, weil es einfach die Leute dazu nicht gibt.
Dazu kommt, daß bei den Einheiten im Wiener Bereich die Zahl der Soldaten, die frisch eingebürgerte Österreicher sind und die nicht zum Wachdienst herangezogen werden können, so groß ist, daß man schon überhaupt nicht mehr weiß, wie man die Dinge bewachen soll, und daß jene, die in der Lage sind, zu bewachen, nicht nachkommen mit zusätzlichen Diensten.
Es ist so, daß ein Teil der Soldaten mit Sperrvermerken versehen ist, weil sie aus Ländern kommen, wo man annimmt, daß sie möglicherweise glauben, daß sie das Maschinengewehr, das sie bewachen sollen, besser irgendwo einsetzen können in der Gegend, woher sie sind, oder es dort hinbringen können – durchaus aus idealistischer Gesinnung natürlich.
Und dann gibt es andere, die kommen zwar nicht aus solchen Ländern, haben daher keinen Sperrvermerk, können aber so wenig Deutsch, daß man ihnen nicht erklären kann, was sie bewachen sollen.
Das sind die Probleme, die nicht in der Zeitung stehen, die das Heer aber hat. Es hat zu wenig Soldaten. Und die, die es hat, kann es zum Teil nicht brauchen. Daher wird man sich vor allem darum kümmern müssen, daß es genug Grundwehrdiener gibt, und man wird vor allem danach trachten müssen, daß man den Frauen, die kommen wollen, die Möglichkeit eröffnet, kommen zu können. Denn wir brauchen sie! Das ist nicht etwas für die Zeitungen, wo man irgendein Mäderl zeigt, wie es in die Uniform steigt und einen Stahlhelm aufsetzt oder ähnliches mehr. Wir brauchen die Frauen: Wir brauchen sie in der Wirtschaft, wir brauchen sie in der Verwaltung, wir brauchen sie auch beim Heer. Und daher ist es unverantwortlich, wenn man verhindert, daß sie