Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 31. Sitzung / Seite 217

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selbst überlassen. Ich möchte das nicht tun. (Abg. Kiss – in Richtung Freiheitliche –: Sie werden es nicht mehr lange machen!) Da bin ich deiner Meinung! Das ist nicht immer so, aber in diesem Fall schon.

Einige Gedanken zur Tourismuspolitik. Meine Damen und Herren! Im Wirtschaftsbericht 1996, der uns heute vorgelegt worden ist, steht im Punkt 4/8 betreffend Tourismuspolitik, daß die Aufwendungen für Tourismus- und Freizeitwirtschaft 1995 400 Milliarden Schilling ausgemacht haben, wovon 38,5 Prozent von den ausländischen Gästen und 61,5 Prozent von den Österreicherinnen und Österreichern aufgebracht wurden.

Zum zweiten habe ich im letzten Monatsbericht des Wifo – sinngemäß etwa – gelesen, daß die negative Entwicklung im Tourismus nicht nur auf Sonderfaktoren, die wir alle kennen, wie zum Beispiel: deutsche Wiedervereinigung, Abwertung in Konkurrenzländern, billige Flugpreise et cetera, zurückzuführen ist, sondern auf erhebliche Strukturschwächen. Weiters steht im Wifo-Bericht, daß viele Anzeichen dafür sprechen, daß es großer Anstrengungen und eines radikalen Überdenkens der bisher angewandten Strategien bedarf, um den immer noch relativ hohen Marktanteil zu halten.

Meine Damen und Herren! Ein Artikel des ausgeschiedenen Bundesministers Ditz in der Jubiläumsausgabe der ÖGZ trägt den Titel "Der Tourismus, das unbekannte Wesen". Ein ressortzuständiger Minister muß sozusagen zugeben, daß die Bundeskompetenz im Tourismus und in der Freizeitwirtschaft jahrelang vernachlässigt wurde und daß der Tourismus eine der wichtigsten Branchen der heimischen Wirtschaft, ein "unbekanntes Wesen" geblieben ist.

Meine Damen und Herren! Drei Beiträge, die ich angesprochen habe, die ein Bild über die Situation im Tourismus in der heutigen Zeit darstellen; viele Vorschläge sind gemacht worden. Kollegin Rossmann hat die ganze Latte "heruntergebetet", Kollege Peter hat die Anzahl der Betten, die aus dem Markt genommen werden sollen, mittlerweile von 300 000 Betten auf 400 000 Betten gesteigert. (Abg. Mag. Peter: Nicht genommen werden! Das geht ganz von selbst!)

Herr Bundesminister! Sie haben heute auch einige meiner Ansicht nach sehr wichtige und überlegenswerte Vorschläge zur Tourismuspolitik gebracht.

Ich darf in diesem Zusammenhang nur einige wenige Überlegungen der Sozialdemokraten hier noch einmal erwähnen. Ich meine, meine Damen und Herren, daß strukturelle Reformen im Bereich der Bundesförderung notwendig sind. Es sollte etwa zur Stärkung und Förderung von Kooperationen kommen, um mehr Qualität statt Quantität zu erzeugen. Ich habe immer Einmalzuschüsse statt Zinsenzuschüsse in den Vordergrund meiner Forderungen gestellt, weil ich auch davon überzeugt bin, daß das eine Maßnahme zur Stärkung der Eigenkapitalbasis darstellt, die – zusätzlich zum Modell der "ewigen Hypothek", das Herr Bundesminister Farnleitner eingebracht hat – eine sinnvolle Ergänzung bilden könnte.

Wir haben auch grundlegende Reformen der Berufsausbildung vorgeschlagen. Ich meine, daß wir in diesem Bereich unbedingt einen Schritt weiterkommen müssen. Und auch die Schaffung von Ganzjahresarbeitszeitmodellen, die aus saisonbeschäftigten Arbeitskräften langjährige Mitarbeiter mit entsprechenden Kompetenzen und sozialen Rechten machen, müssen wir forcieren.

In Gesprächen bei einer Tagung in Vorarlberg, an der Experten aus allen Bereichen des Tourismus, nämlich Bund, Länder, Regionen und der Bereich der Betriebe – teilnahmen, haben wir uns auf ein Modell geeinigt, das davon ausgeht, daß regionale Tourismusorganisationen und die damit in Verbindung stehenden Aktivitäten als zukünftiges Föderungsprojekt zu verstehen sind. Diese regionalen Tourismusorganisationen sollen die Vernetzung von touristischer Infrastruktur auf betrieblicher, auf örtlicher und kommunaler Ebene koordinieren und ein Angebot erstellen, das auf die einzelnen Regionen und Zielgruppen abgestellt ist.

Meine Damen und Herren! Ich bin davon überzeugt, daß wir in Zukunft Tourismuspolitik als einen integralen Bestandteil einer umfassenden Freizeitpolitik verstehen müssen, und ich bin auch davon überzeugt, daß der Qualitätsbegriff der Zukunft nichts mehr mit Quantitäten zu tun


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