Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 60

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politischen Diskussion nicht damit zu rechnen ist, daß es in der nächsten Zeit zu einer Anerkennung dieser Schulen kommen wird. Ich halte dieses Verhalten aus der Sicht des Konsumentenschutzes, aus der Sicht der Redlichkeit dem Bürger, dem Konsumenten gegenüber im höchsten Maße für unredlich, und ich bin daher sehr dafür und begrüße es außerordentlich, daß diesem Verhalten hier ein Riegel vorgeschoben wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte aber eines auch nicht verhehlen: Die Patienten empfinden gelegentlich, daß schulmedizinische Behandlung gleichzusetzen ist mit einem Defizit an Menschlichkeit, mit einem Defizit an Gefühl, mit einem Defizit an Zuwendung. Das ist doch bitte der Boden, auf dem die Skepsis gegen Schulmedizin wächst. Auch das müssen wir eingestehen, und auch hier ist der Hebel anzusetzen.

Wir brauchen sicher keine Kurpfuscher, wir brauchen sicher keine obskuren Heilversprechen, wir haben genug zu leiden unter dem politischen Obskurantismus, den es in diesem Lande gibt. (Abg. Dr. Frischenschlager: Reichlich!) Wir brauchen einfühlsame Zuwendung, wir brauchen Menschlichkeit! Aber diese einfühlsame Zuwendung und diese Menschlichkeit und dieses Eingehen auf die Nöte des Menschen, das müßte durch voll ausgebildete medizinische Professionisten erfolgen. (Abg. Dr. Krüger: Die Menschlichkeit haben wir gestern von dir vermißt!) Das ist der Standpunkt, den wir in diesem Zusammenhang haben. Und dazu wird hoffentlich auch die Reform des Medizinstudiums beitragen.

Ich möchte auch nicht verhehlen, daß es eine Entwicklung gibt, der wir durchaus mit Sympathie gegenüberstehen. Während sich früher Schulmedizin und naturheilkundliche Verfahren als Feinde unversöhnlich gegenübergestanden sind, gibt es nun Annäherungen – nicht zuletzt die Frau Bundesministerin war in diesem Bereich sehr bemüht.

Es gibt in allen Ärztekammern – weil ich dort oben auf der Galerie den Herrn Kammeramtsdirektor sehe – meines Wissens Referate für Komplementärmedizin. Es hat unlängst der Oberste Sanitätsrat einen Arbeitskreis eingerichtet, der unter der Vorsitzführung des Innsbrucker Pharmakologen Dr. Hans Winkler steht. In diesem Arbeitskreis wird versucht, ein Gespräch zwischen der sogenannten Schulmedizin und den Naturheilkundlern herbeizuführen.

Das Ziel dieses Gespräches, das natürlich ein langer Prozeß sein wird, ist es, Feindbilder abzubauen, die Spreu vom Weizen zu trennen, zu schauen, was können wir in der Schulmedizin einbringen, was die Naturheilkunde längst kann. Ich glaube, daß das ein sehr wichtiges, sehr ambitioniertes, sehr ehrgeiziges Unterfangen ist. Das Ziel ist es, Feindbilder abzubauen, denn sie nützen niemandem, am allerwenigsten dem Patienten – und nur um den Patienten muß es uns letztlich gehen. (Beifall bei der SPÖ.)

12.12

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Dr. Krüger. – Herr Abgeordneter, ich erteile es Ihnen.

12.12

Abgeordneter Dr. Michael Krüger (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich eingangs meiner Wortmeldung kurz auf Herrn Kollegen Guggenberger und seinen Debattenbeitrag über die Vorsitzführung im Gesundheitsausschuß eingehen.

Ich habe mir von meinem Kollegen Dr. Pumberger die Mitschrift besorgt und festgestellt, daß Sie im Gesundheitsausschuß allen Ernstes die Auffassung vertreten haben, der Vorsitzende des Ausschusses möge sich doch mit dem Moderieren des Ausschusses zufriedengeben und nicht reden. (Abg. Mag. Guggenberger: Nicht nur!)

Sie bestätigen jetzt diesen Sachverhalt. Herr Kollege Guggenberger! Ich darf Ihnen sagen, da haben wir einen unterschiedlichen Zugang zu den parlamentarischen Instrumentarien. Ein Vorsitzender hat doch selbstverständlich das Recht und sogar die Pflicht, wenn er es für notwendig erachtet, in der Sache Ausführungen zu treffen. (Abg. Mag. Guggenberger: Er muß sich aber nicht als erster zu Wort melden!) Ja, wollen Sie denn einen Vorsitzenden entmündigen? (Abg.


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