Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 156

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selbst beziehungsweise bei den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen liegt, inwieweit die Angebote an Weiterbildung auch angenommen werden.

Dieser Bericht zeigt nämlich, daß die Annahme nach beruflicher Weiterbildung im letzten Jahrzehnt nur ganz wenig gestiegen ist. Das heißt, daß bislang nur ein Viertel der Berufstätigen überhaupt Weiterbildung annimmt. Das Statistische Zentralamt hat vor kurzem veröffentlicht, daß nur drei Prozent der Österreicher und Österreicherinnen zwischen 15 und 25 Jahren außerschulische Weiterbildung für die berufliche Weiterbildung heranziehen. Das ist überhaupt nur etwa ein Prozent der Bevölkerung.

Wenn wir jetzt über die Absicherung der Lehrlingsplätze diskutieren, dann muß uns klar sein, daß das Motto: "Karriere mit Lehre" immens wichtig ist und nicht nur ein Schlagwort sein darf. Wir müssen uns wirklich mehr denn je ernstlich damit beschäftigen und auch Taten setzen. Denn es macht schon sehr nachdenklich, wenn man sieht, wie wenig von den Angeboten angenommen wird und wie wenig danach gestrebt wird, wirklich eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung zu bekommen.

Gravierend ist auch, daß jeder fünfte Jugendliche nach wie vor keine abgeschlossene Berufsausbildung hat: Ich möchte die Frage in den Raum stellen: Woran liegt das? – Auch in diesem Fall müßten beide Seiten aktiver werden. Es ist eine logische Folgerung, daß wir für bessere Rahmenbedingungen sorgen müssen. Aber wir können nicht alles vorgeben. Rahmenbedingungen schaffen, das heißt, daß die Betriebe ihre unternehmerischen Aufgaben wahrnehmen können, die sie wahrnehmen müssen, und das auch ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, seien sie jetzt ganz jung oder auch schon älter oder vor der Pensionierung, vermitteln.

Ich glaube auch, daß etwas wesentlich sein wird, was wir manchmal noch nicht genügend ernst nehmen: gesteigerte Information und Transparenz bezüglich all der Möglichkeiten, die es für Weiterbildung gibt. Die veraltete Aufspaltung zwischen allgemeiner und beruflicher Bildung sollte eigentlich der Geschichte angehören, und das lebenslange Lernen muß im Mittelpunkt stehen.

Wenn wir von beruflicher Weiterbildung sprechen, dann muß ich sagen: Ich glaube, daß eine zu enge Erstausbildung sicher nicht zielführend ist. Wir müssen uns die Frage stellen: Welche Erstausbildung brauchen die jungen Menschen eigentlich? – Darüber diskutieren wir ja. Wir sollten mehr Erfahrungen einbringen, nicht nur im Kopf, sondern auch im mechanischen Bereich.

Wir müssen darüber reden, wie die Bildungsfinanzierung in Zukunft vor sich gehen soll – wer bezahlt was, wie wird zugeteilt, wie wird umgeschichtet? –, und auch über eine bessere Bildungsökonomie.

Ziel ist eine stärkere Vernetzung, und ich glaube, daran müssen wir alle arbeiten. Es müssen Akzente gesetzt werden, Fachwissen sollte mit Praxis gepaart sein – das geht mir manchmal sehr stark ab. Ich glaube auch, daß es besser ist, nicht so viel zu lamentieren und zu jammern, sondern zu schauen, daß wir weiterkommen. Denn 70 Prozent der Jobs werden sich bis zum Jahr 2000 verändern, und das erfordert mehr denn je ein Umdenken für alle: für die Arbeitgeber, die Unternehmer, für die Arbeitnehmer und auch für die dritte Seite, die Anbieter.

Wenn man sieht, was sich diesbezüglich im Ausland schon tut, so meine ich, daß zwar sicher nicht alles nachvollziehbar ist, aber doch einiges machbar wäre. Wir müssen darangehen, einiges zu verändern – Kollege Öllinger hat das in der Diskussion auch angesprochen –, sei es jetzt ein Sabbatjahr – egal ob zwei oder drei Monate –, sei es die Arbeitszeitflexibilisierung, sei es ein Jahresarbeitszeitmodell und vieles mehr in der Richtung, wovon wir schon sehr, sehr lange sprechen, was wir aber noch nicht umgesetzt haben. Das liegt natürlich auch ein wenig bei den Sozialpartnern – ich sage ganz bewußt ein wenig –, weil es nottut, daß da etwas weitergeht.

All dies wäre einzubringen, und wenn wir einen Berufsbildungsbericht 1996 zur Begutachtung bekommen, der hoffentlich nicht erst fast ein Jahr später vorliegt, so müßte einiges darin als verbessert aufscheinen, was heute noch nicht zufriedenstellend ist. Aber ich glaube, das geht nur


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