Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 158

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Zeit, in der man mit Lehrlingen das große Geld verdient hat, ist längst vorbei, sonst wäre der Trend nicht so, wie er jetzt ist.

Ich möchte auch noch etwas zur Berufsschule sagen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es gibt fallweise noch das Modell des eintägigen Berufsschulbesuchs. Ich glaube, dieses Modell ist out. Es ist der Blockunterricht von 10 Wochen sicherlich die bessere Lösung, und ich glaube, diese sollte man auch anstreben. Aber um bei den Kosten zu bleiben: Ein Lehrling, der wöchentlich einen Tag in die Schule geht, hat keine Kosten. Bei einem, der 10 Wochen lang in die Schule fährt, zahlen entweder die Eltern oder der Schüler selber oder der Lehrberechtigte 6 000 S bis 8 000 S. Das ist im Schnitt immerhin die eineinhalbfache Lehrlingsentschädigung.

Es gäbe dazu eine Menge zu sagen, und ich möchte noch einmal an Sie appellieren: Ich bitte wirklich um ein ruhiges Klima hier, um ernsthafte Gespräche, die getragen sind vom gegenseitigen Verständnis. Ich möchte mich auch bei allen Lehrlingen bedanken für den Mut, einen Lehrberuf gewählt zu haben, und bei allen Ausbildnern, daß sie Geduld haben. Ich wünsche ihnen, daß sie ein Erfolgserlebnis haben, wenn sie einen jungen Menschen in der Berufsausbildung begleiten und dann sehen, daß er ein guter Nachfolger in ihrer Branche ist. – Ich danke Ihnen schön. (Beifall bei der SPÖ.)

21.29

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Großruck. – Bitte, Sie haben das Wort. 7 Minuten.

21.29

Abgeordneter Wolfgang Großruck (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Den Chinesen sagt man sehr weise Sprichwörter nach. Und einer der weisen Sprüche der Chinesen heißt: Es ist egal, ob die Katze schwarz oder weiß ist: Mäuse muß sie fangen können.

Was hat das mit der Lehrlingsproblematik zu tun? – Ich möchte damit sagen: Es ist egal, von welcher Seite man dieses Problem angeht, von welcher Seite man dieses Problem sieht, ob von seiten der Unternehmer, ob von seiten der Lehrlinge: Zufriedenstellende Lösungen für die Jugendlichen werden gebraucht. Und ich glaube, alle Kollegen hier herinnen machen dieselben Erfahrungen, wenn zu Sprechtagen verzweifelte Jugendliche kommen, die keine Lehrplätze, keine Lehrstellen finden, Jugendliche, deren Erfolgserlebnisse sich in Grenzen halten.

Ab und zu gelingt es, einem Jugendlichen doch zu helfen. Und ich möchte nicht das Wort "verdammte Pflicht" strapazieren, sondern ich möchte sagen: Wir haben die heilige Pflicht, unseren Jugendlichen Optimismus und Bildungschancen zu geben! (Beifall bei der ÖVP.)

Wir haben die Pflicht, unseren Jugendlichen die Chance zu geben, sich im Beruf oder in der Weiterbildung entfalten zu können. Und darum geht es bei dieser ganzen Problematik. Es ist nicht nur Aufgabe der Unternehmungen, nicht nur der Betriebe, sondern der gesamten Gesellschaft, unseren Jugendlichen entsprechende Ziele zu geben.

Die Ursachen, warum wir vor dieser Problematik stehen, die in Relation zu anderen Staaten – wie schon erwähnt – viel weniger tragisch ist als anderswo, sind verschiedenartig, und eine Schwarz-Weiß-Malerei wäre falsch. Einige Ursachen sind schon erwähnt worden.

Es hat zum Beispiel in Oberösterreich – ganz aktuell – am 24. September 1996 ein Lehrlingshearing stattgefunden. Ich möchte Ihnen nur einiges von dem zur Kenntnis bringen, wovon die Lehrlinge gesagt haben, daß es verbessert gehört. Es sind keine gigantischen Forderungen, es sind da und dort nur kleine Akzente, die gesetzt werden müssen – auch in der Optik, auch in der Chemie: eine weitere Attraktivitätssteigerung der Lehre. Und Beispiele beweisen uns, daß Lehrlinge es auch zu Generaldirektoren gebracht haben.

Wichtig sind eine Verbesserung der Berufsinformation, damit die Jugendlichen sich nicht immer nur für einige wenige klassische Lehrberufe entscheiden, die Entwicklung neuer Berufsbilder, vor allem in den Bereichen High-Tech und Informationstechnologien, eine Durchforstung der


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