Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 48. Sitzung / Seite 201

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Ich möchte jetzt doch noch über die Lage der Frauen, die wirklich nicht erfreulich ist, kurz berichten. Die Lage der Frauen ist in dem Bericht, den wir heute zu diskutieren haben, dargestellt.

Frauen haben noch immer nur 68 Prozent des Durchschnittseinkommens der Männer, Frauen sind nach wie vor die Mehrfachbelasteten im Familienverband durch Erwerbstätigkeit, Kinderbetreuungspflichten und überwiegende Führung des Haushaltes. Immer noch sind es die Frauen, die die Pflege von älteren Angehörigen übernehmen. Frauen haben nach wie vor einen wesentlich geringeren Einfluß auf politische und wirtschaftliche Entscheidungen. (Abg. Dr. Graf: Wer regiert denn dieses Land?) Frauen sind immer noch kaum in führenden Positionen des öffentlichen Lebens vertreten. Kurzum: Frauen tragen in überdurchschnittlichem Maße volkswirtschaftliche Verantwortung, bekommen diese Verantwortung aber in einem unterdurchschnittlichen Maß honoriert. (Abg. Ing. Meischberger: Wovon wollen Sie uns überzeugen?) – Ich brauche Sie nicht zu überzeugen! Das sind Fakten, und diese Fakten müssen wir zur Kenntnis nehmen. So ist es! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Graf: Seit 26 Jahren sind die Sozialisten an der Macht!)

Weil es aber nicht so bleiben kann, daß Frauen, nur weil sie als Frauen zur Welt gekommen sind, diskriminiert werden, und weil unsere Gesellschaft nicht nach dem Recht der falschen Geburt funktionieren kann und darf, ist es notwendig, daß der Gleichbehandlungsgedanke in jede Art der Gesetzgebung einfließt.

Jetzt kommt wieder etwas für Sie Wichtiges (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wir sind ohnedies da!): Bundesarbeitskammer und ÖGB stellen fest, daß es durch den Beitritt Österreichs zum EWR beziehungsweise zur EU zu einer Verstärkung des Gleichbehandlungsgedankens in der Gesetzgebung gekommen ist.

Für besonders wichtig ist das meiner Meinung nach in all jenen Bereichen, in denen die Gesetzgebung sehr sensibel vorgehen muß, weil intimste Belange der Frauen betroffen sind, etwa im Zusammenhang mit der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz. Der Gleichbehandlungsbericht zeigt auf, daß Beratungen in diesem Zusammenhang häufiger stattfinden. Ich hoffe, daß der Grund dafür nicht ist, daß die sexuellen Belästigungen im allgemeinen zunehmen, sondern daß die Frauen mutiger geworden sind, sich wehren und aufzeigen, in welcher Lage sie sich befinden, daß sie etwas gegen belästigende Männer unternehmen wollen, um andere Frauen vor diesen und deren Annäherungsversuchen zu bewahren. (Abg. Dr. Graf: Deshalb wählen auch immer mehr Frauen die Freiheitlichen!)

In jedem Fall aber ist der Arbeitsplatz einer sexuell belästigten Frau gefährdet, egal, ob sie die Belästigung duldet oder sich dagegen wehrt. Erschwerend kommt dabei hinzu – wie schon erwähnt –, daß sich Frauen als Praktikantinnen, ausländische Arbeitnehmerinnen oder Hilfskräfte oft in sehr schwachen Positionen auf dem Arbeitsmarkt befinden und somit umso mehr das Ziel von Übergriffen durch Männer sind. Gerade aus diesem Grund sind stärkere rechtliche Instrumentarien zur Durchsetzung der Interessen von belästigten Frauen, etwa die Kompetenzerweiterung der Gleichbehandlungsanwaltschaft in Richtung Klagslegitimation, und der stärkere rechtliche Schutz, wie etwa Kündigungs- oder Versetzungsschutz, dringend notwendig. (Beifall bei der SPÖ und beim Liberalen Forum.)

Ich meine, daß jene, auf die das Augenmerk gerichtet ist – damit meine ich jetzt beispielsweise auch uns Abgeordnete –, mit gutem Beispiel vorangehen sollten. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und beim Liberalen Forum.)

22.12

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Edeltraud Gatterer. Sie hat das Wort.

22.12

Abgeordnete Edeltraud Gatterer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Ich weiß zwar nicht, was der Slogan "Wien ist anders" besagen soll, Sie werden mir vielleicht auch einmal erklären, was "Erst kommt die eine dran und dann die andere und dann die andere!" heißt. – Sicher ist, daß jede Frau in ihrer Erfahrung in einer anderen Welt lebt: Jede kann hier im


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