Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 81. Sitzung / Seite 166

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kann. Ich hätte dem Kollegen Lafer gerne gesagt, daß auch Bewußtseinsbildung und nicht nur Kontrolle wichtig ist.

Meine Damen und Herren! Worum es mir aber vor allen Dingen geht, ist, daß wir für unsere Jugend ein Signal setzen, nämlich daß Motorrad- und Mopedfahren in Verbindung mit Alkoholkonsum kein Kavaliersdelikt darstellt. Gerade hier gilt es, ein ganz deutliches Signal zu setzen, denn spätestens seit dem Fall Goldberger kennen wir die "bsoffene Gschicht", die leider manche auch noch für lustig halten.

Meine Damen und Herren! Laut einer deutschen Studie war bei 15 Prozent der tödlichen Autounfälle, die Personen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren verursachten, Alkohol im Spiel. Eine österreichische Untersuchung belegt, daß bei jungen Menschen das Unfallrisiko mit 0,8 Promille noch höher ist als bei älteren Personen, und zwar fünfmal so hoch.

Die positive Wirkung auf Fahranfänger hat sich bereits mit der Einführung des Probeführerscheins und mit der damit verbundenen 0,1-Promille-Grenze gezeigt. So sank die Zahl der Alkoholunfälle bei dieser Gruppe um 30 Prozent, was wohl ein deutlicher Beweis dafür ist, daß eine bloße Grenzwertsenkung bereits Ergebnisse in der gewünschten Richtung bringt.

Wir wissen auch, daß 50 bis 55 Prozent aller tödlichen PKW-Unfälle bei den unter 25jährigen unter Alkoholeinfluß geschieht, und zwar überwiegend bei Blutalkoholwerten bis 0,8 Promille, während bei älteren Fahrern die Werte über 1,1 Prozent liegen. Das heißt einerseits, daß durch eine Absenkung der Grenze gerade bei jungen Lenkern das Unfallrisiko wesentlich verringert werden kann und daß es andererseits für die älteren Fahrer höchste Zeit wird, mit gutem Beispiel voranzugehen.

Meine Damen und Herren! Ich habe hier bewußt die männliche Form gewählt, denn es ist ein Faktum, daß 96,2 Prozent der alkoholisierten Autofahrer Männer sind.

Sehr geehrte Damen und Herren! Es geht meiner Meinung nach bei dieser Diskussion aber auch um wesentliche Aspekte eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Gesundheit und um sinnvolle Suchtprävention. Wir müssen uns alle dessen bewußt sein, daß Alkohol in unserem Land die Droge Nummer eins ist, denn mit einem Verbrauch von 10 Litern Alkohol pro Kopf und Jahr liegt Österreich im europäischen Spitzenfeld. Angesichts dieser Tatsache ist sicher die Frage erlaubt, wie man jungen Leuten einerseits Verantwortungsbewußtsein im Umgang mit Drogen vermitteln soll, wenn man andererseits aus Wirtschaftsinteressen heraus dem Alkoholmißbrauch im Straßenverkehr nicht einen Riegel vorschiebt.

Eine gewisse Diskrepanz liegt auch darin, daß gerade jene Kolleginnen und Kollegen, die erst kürzlich hier im Hohen Haus wieder härtere Strafen für Drogendelikte gefordert haben, heute genau das Gegenteil tun.

Ich möchte noch auf einige Argumente eingehen, die von Gegnern der Absenkung immer wieder gebracht werden. Die Tatsache, daß die meisten Alkoholunfälle bei einem Grenzwert von über 1,5 Promille passieren, wurde in einer Studie erhoben, die bereits vor mehreren Jahren, als die Exekutive nur auf Verdacht hin Kontrollen vornahm, durchgeführt wurde. Und wenn auch nur 5 Prozent aller Unfälle zwischen 0,5 und 0,8 Promille passieren, sind das immerhin 10 bis 15 Tote im Jahr. Und das gilt es zu verhindern! (Beifall beim Liberalen Forum, bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Um auch jene zu beruhigen, die durch die Absenkung um ihr Geschäft bangen und sogar eine Gefährdung von 1 000 Arbeitsplätzen ins Treffen führen, wie es die Wirtschaftskammer in einem Schreiben tat, möchte ich sagen, daß es ja nicht darum geht, hier das Trinken zu verbieten. Ich möchte auch nicht einer in Österreich gewachsenen Weinkultur entgegentreten, denn auch ich bekenne mich zu einem guten Glas Wein (Abg. Scheibner: Aha!) bei einem guten Essen, bei lieben Freunden. Aber müssen wir uns dann hinters Lenkrad setzen, um fröhlich nach Hause zu fahren, Herr Kollege Scheibner? – Ich glaube nicht. (Beifall beim Liberalen Forum, bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)


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