schimpfen, von dem Sie selbst am meisten Gebrauch machen! (Beifall der Abgeordneten Wabl und Dr. Gredler. – Abg. Dr. Maitz: Was ist denn das Grüne Kreuz?)
Niemand von Ihnen, der hier herinnen sitzt und eine Funktion als Bürgermeister, Altenheimerhalter oder Leiter einer Behindertenwerkstätte et cetera innehat, wird eine Ausnahme sein und auf Zivildiener verzichten. Sie alle nehmen Ihre Zivildiener in Anspruch, und Sie alle müssen froh darüber sein, daß wir in Österreich Menschen haben, die bereit sind, Zivildienst zu leisten. Wir könnten es uns in Österreich nicht leisten, 6 000 Personen zusätzlich im Sozialbereich anzustellen, weil die Mittel für diesen Bereich Jahr für Jahr drastisch gekürzt wurden. Jetzt den Zivildienern ihre Arbeitsbedingungen noch mehr zu vermiesen, halte ich schlichtweg für das falsche Signal.
Es kommt aber noch viel schärfer. Die Freiheitlichen fordern jetzt plötzlich einen Zwangsdienst auch für Frauen im Sozialbereich. Meine Damen und Herren! Wer im Sozialbereich tätig ist, der kann diese Arbeit nur machen, wenn er sie nicht unter Zwang erledigen muß. Sie können im Sozialbereich niemanden verpflichten, unter Zwang eine Tätigkeit auszuüben. Meine Damen und Herren! Dort geht es um Menschen, die Hilfe und Betreuung brauchen, und das kann jeder nur freiwillig tun. Dazu werden viele Menschen auch in Zukunft weiterhin freiwillig bereit sein, wenn man die nötigen finanziellen Voraussetzungen schafft.
Im Sozialbereich ist es nun einmal so, daß immer noch alle glauben, die Arbeit solle umsonst gemacht werden und keiner dürfe etwas dafür verlangen. Niemand von Ihnen hier ist bereit, seine Tätigkeit umsonst auszuüben! Aber im Sozialbereich müßte es nach wie vor alles gratis geben? – Meine Damen und Herren! So ist es nicht. Der Sozialbereich ist keine Gratisleistung an der Bevölkerung. Der Sozialbereich ist ein Bereich mit harter Arbeit, und diese gehört ordentlich bezahlt! (Beifall des Abg. Wabl. )
Wenn Sie heute hier hergehen und den Zivildienstbericht belobigen und sagen, die neue Zivildienstgesetz-Novelle sei ein Riesenfortschritt, dann sollten Sie auch wissen, daß alle Einrichtungen diese Ihre Ansicht widerlegen. Diese Novellierung war kein Fortschritt. Die Einrichtungen haben jetzt das Problem, daß sie vier Monate lang in ihrer Organisation mit Zivildienern doppelgleisig fahren müssen. Sie schöpfen in diesen vier Monaten zwar ihren Stand an Zivildienstplätzen aus, aber danach fehlt ihnen die Hälfte der Zivildiener. Es ist unzumutbar für jede Zivildienststelle, daß sie vier Monate mit der doppelten Anzahl von Zivildienern arbeiten kann und nach dieser Zeit ein Einbruch um die Hälfte erfolgt.
Was sollen wir denn im ambulanten Betreuungsbereich tun? Dort ist es unsere Aufgabe, die Zivildiener entsprechend auszulasten. Das versuchen wir, und das tun wir. Aber sollen wir, nur weil Zivildiener wegen der doppelten Überschneidung ungleichmäßig mit dem Dienst aufhören, plötzlich 20 oder 30 Leute nicht mehr betreuen, weil wir die Zivildiener dafür nicht mehr haben? – Die sind ja weg!
So geht das nicht, Herr Minister! Wir können uns nur eine Lösung derart vorstellen, daß die Überschneidung maximal zwei Monate dauert. Denn mit zwei Monaten Überschneidungszeit hätten wir im Sozialbereich die Chance, einen Monat dafür zu verwenden, die Zivildiener in der Einrichtung entsprechend einzuschulen. Drei Wochen sind sie auf Grundlehrgang, und damit wäre es möglich, sowohl die Anzahl der Betreuungen als auch die Anzahl der Zivildiener, die dann kontinuierlich verfügbar wären, zu halten. Aber unter den heutigen Bedingungen ist das ein Ding der Unmöglichkeit.
Unbedingt notwendig ist, daß sich die Zuweisungstermine zum Zivildienst entsprechend verändern. Die Einrichtungen können in dieser Form längerfristig nicht weiterarbeiten. Die bestehende Überschneidung ist zu hoch und kann von den Einrichtungen nicht in der Weise bewältigt werden, wie diese es gerne möchten.
Ich bin froh darüber, daß wir genug Zivildiener in Österreich haben, und ich bin persönlich stolz darauf, daß ich die erste weibliche Zivildienstbeauftragte in Österreich war. Ich bin auch stolz darauf, daß meine, daß unsere Zivildiener eine Krankenstandsrate von nur 0,017 Promille aufgewiesen haben. Das heißt, wer sich für den Zivildienst entscheidet, der weiß, was er tut, und