Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 102. Sitzung / Seite 117

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Schwemlein: Sie meint die Filme, die im Radio kommen! – Heiterkeit bei der SPÖ.) Ich glaube, da muß man aufpassen, daß man nicht in die falsche Gasse gerät.

Es gibt meines Erachtens zwei Möglichkeiten: Die Referenzfilmförderung sagt, wir haben in Österreich natürlich auch wirtschaftlichen Erfolg, gemessen an der Kinokarte, zu fördern. Okay! Das ist gut so. Der österreichische Film ist zahlenmäßig nicht so groß, da kann man auch sagen, man fördert den wirtschaftlich erfolgreichen Film, aber es geht natürlich auch um ästhetische Kategorien.

Andreas Gruber, ein durchaus angesehener und bekannter Filmemacher Österreichs, kritisiert an der Filmförderung, daß die ästhetischen Kategorien verlorengehen. Er meint, Film sei – und da muß man vorsichtig sein, um zu verstehen, wie er das meint – Weltanschauung. Das stimmt, denn Filme zu machen, ohne die Welt anzuschauen, wäre natürlich schwierig. Es geht bei Filmen aber auch darum, zu messen, wie sich Filmbilder in der Wirklichkeit wiederfinden: Wird es dem Zuschauer möglich, durch den Film die Wirklichkeit für sich handhabbarer zu machen, wird respektvoll mit der Wirklichkeit umgegangen, und erhält der Zuschauer auch die Möglichkeit, das im Film Gesehene anhand seiner eigenen Realität zu überprüfen?

Das sind meines Erachtens ästhetische und wichtige Kategorien für den Film, und die sind natürlich auch in der Referenzfilmförderung enthalten, weil – das ist der zweite Teil, für den wir uns auch entschieden haben – Filmförderung nicht nur nach wirtschaftlichen Prinzipien, sondern auch nach künstlerischen Prinzipien erfolgen wird. Und das finde ich auch in Ordnung so.

Ein weiterer Punkt: Wir haben uns entschieden – und ich finde das nicht so negativ wie Kollege Morak –, 15 Prozent der Nachwuchsfilmförderung zu sichern. Das finde ich völlig in Ordnung. Der österreichische Film hat meines Erachtens noch nicht genug Filmschaffende, sodaß man sagen könnte, der Nachwuchs interessiert uns nicht. Und auch bei dieser Nachwuchsfilmförderung geht es darum, die ästhetischen Kategorien anzuwenden. Ich finde, das ist eine durchaus interessante Diskussion, bei der man wahrscheinlich sehr viel lernen kann – auch über die eigenen Wirklichkeiten, über verschiedene Möglichkeiten der Weltanschauung.

Ich möchte nun noch auf Ihre Kritik eingehen, Herr Krüger, weil ich das, was Sie gemeint haben, nicht verstanden habe. Zum einen haben Sie gesagt, der Direktor werde in seiner Macht einzementiert und das fänden Sie furchtbar. Auf der anderen Seite wünschen Sie sich ein Intendantenprinzip. (Abg. Dr. Krüger: Aber keinen "Kunstbeamten"!) Zum dritten kritisieren Sie, daß die Verantwortlichkeiten ungeklärt sind, weil die Auswahlkommission inhaltlich ausmacht, was gefördert wird, und der Direktor die Höhe der Förderung festlegt. Also dieses Modell steht dem, was Sie unter Einzementierung von Macht verstehen, nämlich auf eine Person allein konzentriert, die alles entscheidet, entgegen. Daher ist mir Ihre Kritik unklar.

Wir haben ein Modell, das vorsieht, daß die Auswahlkommission inhaltlich festlegt, was gefördert wird, und der Direktor die Höhe dieser Förderungen festlegt, auch mit klaren Verantwortlichkeiten, und das finde ich gut so.

Die Grünen sagen wiederum, das sei ein Intendantenprinzip durch das Hintertürl. Das stimmt nicht. Ich glaube – und damit komme ich zum Ende –, daß es sich dabei um eine gute Konstruktion handelt, wie Film gefördert wird. Ich gebe Ihnen aber durchaus recht, daß es möglicherweise in Zukunft darum gehen wird, zu diskutieren, womit man fördern soll. Man soll nicht unterschätzen, wir haben auch die Filmförderungssumme um 20 Millionen auf 120 Millionen Schilling erhöht, was zwar ein großer Erfolg ist, aber es ist, das gebe ich schon zu, zu wenig.

In Großbritannien, so haben wir erfahren, hat die Filmindustrie aufgrund von Zuwendungen der nationalen Lotterie einen Boom erlebt. Innerhalb kürzester Zeit stieg die Zahl der Filme von 30 auf 300 jährlich. Es gibt dort auch ein Abkommen mit Channel 4, daß jährlich sechs Nachwuchsfilme von Channel 4 gefördert werden. Auch das hat den Nachwuchsfilm hervorragend gepusht.


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