Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 105. Sitzung / Seite 67

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verlängerten Wochenende, also am 6., 7. und 8. Dezember, kamen vier Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben.

Ich glaube, das allein müßte für die großen Zweifler, die es noch immer in diesem Parlament gibt, Anlaß sein, nicht mehr darüber zu diskutieren, ob es sinnvoll oder nicht sinnvoll ist, die Promille-Grenze zu senken. Es müßte für alle bereits eine Selbstverständlichkeit und eine unumgängliche Notwendigkeit sein, daß endlich die Alkoholgrenze auf 0,5 Promille gesenkt wird. (Abg. Dr. Pumberger: Suchtmittel!)

Meine Damen und Herren! Sie wissen, glaube ich, genausogut wie ich, daß in Österreich jährlich 25 000 Kinder im Alter von bis zu 15 Jahren bei Verkehrsunfällen zu Schaden kommen. Von diesen 25 000 Kindern jährlich sind viele Opfer von Verkehrsunfällen, die durch alkoholisierte Lenker verursacht worden sind.

Der Tod der drei Schüler aus Baden bei Wien muß Anlaß genug sein, die Promille-Grenze jetzt endlich zu senken.

Es ist für mich unverständlich, warum sich die Vertreter der Weinwirtschaft, die Vertreter der Alkoholindustrie, die Vertreter der Gastronomie noch immer gegen diese Absenkung wehren. Sie sagen, wenn jemand essen oder zum Weinbauern geht, dann trinkt er ja nur ein Glas Wein zum Essen, und das soll man ihm doch nicht verwehren.

Meine Damen und Herren! Das wird ihm auch in Zukunft nicht verwehrt sein, aber zwischen einem Achtel Wein und der Alkoholisierung stehen einige Gläser Wein oder anderer Alkohol. Und ich denke mir, wer das Geld hat, sich zu betrinken, der sollte auch noch so viel erübrigen können, um mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu fahren. Und wenn kein öffentliches Verkehrsmittel vorhanden ist, dann müssen eben die Gastronomen bereit sein, Busse anzubieten, mit denen sie ihre Gäste nach Hause fahren. Da gibt es genug Möglichkeiten. Man müßte nur etwas Phantasie aufwenden, und das Problem wäre gelöst. (Beifall bei den Grünen.)

Es ist unverantwortlich, daß man die Interessen jener, die mit Alkohol Geld machen, noch immer in den Vordergrund stellt, aber nicht daran denkt, wie es den Opfern geht, wie es jenen geht, deren Angehörige von Lenkern unter Alkoholeinfluß getötet wurden.

Meine Damen und Herren! All jene, die noch immer ihre Zweifel haben, daß die Absenkung wichtig ist, mögen sich doch bitte einmal die Mühe machen, in eines der vielen Rehabilitationszentren, die wir in Österreich haben, zu fahren und mit den Leuten, die dort als Rehabilitanten sind, zu sprechen. Dann würden sie nämlich draufkommen, daß eine hohe Anzahl jener Menschen, die monatelang, ja oft jahrelang in Rehabilitationszentren leben, Opfer von Autofahrern unter Alkoholeinfluß sind oder selbst unter Alkoholeinfluß gefahren sind.

Wenn Sie die Folgekosten für Menschen, die aufgrund von Alkohol am Steuer behindert sind, kennen, dann wissen Sie auch, daß die Kosten ein unsägliches Problem darstellen und sich die ganze familiäre Situation dadurch verändert. Ich wünsche niemandem von Ihnen, daß Sie diese Situation kennenlernen müssen.

Es ist nicht leicht für die Mutter eines achtjährigen Buben, der im Straßenverkehr durch einen Alkolenker schwer verletzt wurde. Das schwerbehinderte Kind hat nicht die Möglichkeit zu einer Rehabilitation, eben weil es keine Rehabilitationszentren für Kinder mit Schädel-Hirn-Trauma gibt. Die Mutter hat Schwierigkeiten, für ihr behindertes Kind Pflegegeld zu bekommen, sie hat kaum eine Chance, ihr behindertes Kind in einer Integrationsklasse unterzubringen, geschweige denn eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz für ihr Kind zu bekommen.

Die Kosten, die Eltern für aufgrund von Unfällen mit alkoholisierten Lenkern behinderte Kinder erwachsen, meine Damen und Herren, wären zu einem hohen Prozentsatz reduzierbar, wenn endlich die Bereitschaft vorhanden wäre, daß sich im Straßenverkehr etwas ändert. Die Absenkung von 0,8 auf 0,5 Promille schließt einen großen Risikobereich aus, in dem Unfälle verursacht werden. Das zeigen sehr viele Studien. Und all jene, die noch immer nicht erkennen


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