Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 116. Sitzung / 37

deutet in der Landwirtschaft größere Einheiten, und das bedeutet natürlich, daß Arbeitsplätze im Bereich der Landwirtschaft verlorengehen.

Wir haben immer wieder auf eine Studie hingewiesen, die von einem Wirtschaftsinstitut kommt, das unverdächtig ist, gegen die Gentechnik zu sein, nämlich vom Schweizer Wirtschaftsinstitut Prognos in Basel. Prognos hat ganz eindeutig für die deutsche Bundesregierung zur Gentechnologie festgestellt - ich zitiere -: Unter dem Strich kommen mit Sicherheit keine Arbeitsplätze heraus. Ein neues Arbeitsplatzpotential für Deutschland wird im Segment Nahrungsmittel derzeit nicht erwartet. Vergleicht man, wieviel Arbeitsplätze durch Bio- und Gentechnik geschaffen und wieviel überflüssig würden, so stellt man fest, sie wäre unter dem Strich ein Arbeitsplatzvernichter. - Ein Arbeitsplatzvernichter, Frau Abgeordnete Rauch-Kallat! Das sagt Dr. Gerhard Becher, Studienautor und Vizedirektor der Prognos AG.

Wir haben diesen Studienautor nach Österreich eingeladen und allen Abgeordneten der SPÖ und der ÖVP angeboten, mit ihm zu diskutieren. Seine Studie ist zwar schriftlich auf dem Tisch gelegen, wir haben sie im Ausschuß zitiert, aber man hat uns immer gesagt, das sei falsch, außerdem würden wir nur einen Teil zitieren. Darauf haben wir gesagt: Wir bringen den Herrn hierher, und Sie sind alle eingeladen, mit ihm zu diskutieren. - Alle waren eingeladen. Von der SPÖ hatte leider kein einziger Abgeordneter Zeit, von der ÖVP hatte auch leider kein einziger Abgeordneter Zeit, sie hat einen Mitarbeiter geschickt. Vertreter der Industriellenvereinigung, mit denen wir diesbezüglich auch Kontakt aufgenommen haben, haben mit diesem Studienautor gesprochen, und sie haben uns nachher wenigstens zugestanden, nicht mehr öffentlich mit dem Arbeitsplatzargument zu agieren, weil sie in dieser Diskussion eingesehen haben, daß dieses Argument schlichtweg falsch ist.

Trotzdem kommen Sie hier heraus - und das ist blanker Populismus - und sagen, das sei eine Technologie, die Arbeitsplätze schaffe. (Beifall bei den Grünen.) Nein, das ist sie nicht! Das ist eine Technologie, die in den Bereichen, um die es uns hier heute geht, nämlich in den Bereichen Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie, Arbeitsplätze vernichtet und nicht Arbeitsplätze schafft.

Der Forschungsaspekt wurde hier auch zitiert. Das finde ich besonders kühn nach den Diskussionen im Sonderausschuß zur Gentechnik. Eines hat sich nämlich in diesen Beratungen deutlich gezeigt: daß aufgrund der fehlenden Forschungsmittel von seiten des Staates eigentlich fast alle Professoren, Wissenschaftler in diesem Land, die in verschiedenen Universitätsinstituten im Bereich Gentechnik forschen, nur mehr mit den Mitteln der Gentechnikindustrie forschen können, weil eben öffentliche Mittel dafür nicht zur Verfügung stehen. Und die Professoren, die sehr oft im Dienste der Gentechnikindustrie forschen, mit deren Mitteln sie überhaupt nur ihre Labors und ihr Uniinstitut aufrechterhalten können, werden doch nicht gegen ihre Brotgeber, auch nicht im Ausschuß, diskutieren und argumentieren.

Es hat sich gezeigt, daß es in Österreich einen fatalen, einen wirklich fatalen Zusammenschluß der Gentechnikwissenschaftler und der Gentechnikanwender gibt. Und fast jeder Wissenschaftler in Österreich, der auf Uniinstituten arbeitet, ist gleichzeitig ein Gentechnikanwender, bezieht Mittel aus der Gentechnikindustrie, um seinen Forschungsbereich aufrechterhalten zu können. Was notwendig wäre, wenn wir über Forschung in diesem Bereich diskutieren, ist, endlich die staatlichen Mittel für Forschung aufzustocken. Ich bin sehr dafür, daß hier geforscht wird. Viel mehr muß noch geforscht werden, weil es sich eben um eine Risikotechnologie handelt und weil wir so vieles in diesem Bereich noch nicht wissen. Es ist ja richtig, daß vieles noch völlig offen ist, nur haben wir viele Indizien, daß es gerade beim Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft im ökologischen Bereich zu großen Problemen kommen wird.

Wir haben aus einigen Studien sowie aufgrund von Forschungsergebnissen vorwiegend aus dem Ausland erkennen können, daß es Risken gibt - das Umweltbundesamt hat da sehr gute Arbeit geleistet, ebenso wie das Umweltministerium -, daß es natürlich Risikofaktoren gibt, aber die Aufstockung von Mitteln zur Forschung im staatlichen Bereich wurde ja nicht diskutiert.


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