Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 119. Sitzung / 25

Ich darf Ihnen sagen, daß ich bei meinen Auslandsreisen im Dienste der österreichischen Exportwirtschaft immer zwei Fragen vorgelegt bekomme, zu denen man Informationen haben will. Die erste Frage lautet: Wie läuft bei uns die erfolgreiche Berufsausbildung, warum haben wir so gut ausgebildete junge Leute und Facharbeiter? Zweitens wird auch immer gefragt: Wie funktioniert die österreichische Sozialpartnerschaft? - Das sind die zwei wichtigsten Fragen, die uns in jedem Land gestellt werden. Das zeigt auch, daß man sich dafür interessiert und daß man diesbezüglich durchaus Gutes über unser Land hört. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Wenn Sie in allen Ländern der Welt in Spitzenpositionen Österreicher finden, die in unserem Lande ihre Berufsausbildung genossen haben - auch eine duale Berufsausbildung -, dann freuen Sie sich darüber, denn das ist auch ein Beweis dafür, daß unsere Ausbildung gut ist und daß sie anerkannt wird. (Beifall bei der ÖVP.)

Zahlreiche erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer beweisen, so glaube ich, auch in aller Welt mit ihren Erfolgen die hohe Qualität unserer Ausbildung. Qualität ist also das eine, die Unterbringung aller Interessenten auf entsprechenden Lehrplätzen ist das andere. Damit haben wir uns zu beschäftigen, und das haben wir in diesem Falle auch getan.

Wir wissen jedenfalls, daß die Jugendausbildung im dualen System - unsere Lehrlingsausbildung - einen hohen Beschäftigungseffekt hat. Österreich ist nicht zuletzt bei der Quote der Jugendarbeitslosigkeit das Land mit den günstigsten Werten. Trotzdem ist jeder arbeitslose Jugendliche, meine Damen und Herren, der lernen will, zuviel! Das ist gar keine Frage. Damit haben wir uns zu beschäftigen, und in diesem Punkt sind sich, so glaube ich, alle Fraktionen und auch alle Sozialpartner völlig einig.

Wir haben im Rahmen des Lehrlingspakets 1997 mit Kostenentlastungen einen ersten Schritt in die richtige Richtung gesetzt. Wir haben das heute auch schon gehört. Die durchschnittliche Ersparnis ist es durchaus wert, hier angeführt zu werden. Aber was noch wichtiger ist, sind die Verbesserungen der Rahmenbedingungen. Es hat einige Verbesserungen bei den neuen Bestimmungen gegeben, wenn auch nur erste Schritte - ich sage das sehr deutlich -, aber Schritte in die richtige Richtung. Die Steigerung der Zahl der Lehranfänger mit Ende 1997 um 8 Prozent zeigt jedenfalls, daß es sich im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt macht, wenn wir gemeinsam ernsthaft nach Lösungen suchen und solche erarbeiten, und das haben wir zu tun versucht.

Ich begrüße ebenso wie Präsident Verzetnitsch die diesbezügliche Ö3-Aktion. Alle diejenigen, die etwas tun können, um für die Jugendbeschäftigung etwas Positives zu leisten, sind gefragt und gefordert. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Mit dem Lehrlingspaket 1998 des Nationalen Aktionsplans können wir unseren Betrieben ihr Engagement für eine zeitgemäße Berufsausbildung sicherlich etwas erleichtern, und das ist natürlich wichtig und wesentlich.

Die Kostenentlastung kann nur eine von mehreren Maßnahmen sein. Ich gebe mich nicht der Illusion hin, daß die Betriebe die Kosten für die Lehrlingsausbildung auch nur annähernd hereinbekommen werden; das verlangen sie auch gar nicht. Sie verlangen nur Unterstützung und Hilfe in der Kostenfrage und natürlich auch bei den gesamten Arbeitsbedingungen, bei den Rahmenbedingungen.

So gesehen ist der im Nationalen Aktionsplan vorgesehene Freibetrag für jeden Lehrling im ersten Lehrjahr sicherlich ein Fortschritt. Er ist ein deutliches Signal dafür, daß der Staat die Leistungen der Betriebe für die Lehrlingsausbildung auch anerkennt, und das ist wichtig und wesentlich.

Es gibt außerdem hohe Ersparnisse der öffentlichen Hand durch eine funktionierende Lehrlingsausbildung. Denn wenn alle in die Schule gingen, dann würde sich die Belastung völlig anders auswirken. Wenn man diese Seite auch betrachtet, also diese Ersparnisse durch eine funktionierende Lehrlingsausbildung, so kann man sagen, daß dieser Freibetrag, der vereinbart wurde - so glaube ich -, ein gut angelegtes Geld für die Zukunft ist.


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