Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 119. Sitzung / 53

Ich möchte auch darauf zurückkommen, daß Sie von den vielen Anträgen der Liberalen gesprochen haben. Sehr verehrte Frau Kollegin Schaffenrath! All Ihre Anträge könnte man mit einem Satz, in einem Antrag zusammenfassen. Es hängt nicht von der Vielzahl ab, sondern vom Inhalt, und da geht es sehr wohl auch anders! (Beifall bei der ÖVP.) Jedenfalls werden wir am 3. Juni darüber diskutieren. (Abg. Schaffenrath: Freut mich!) In einem Punkt kann ich Sie beruhigen: Bereits bei Einbringung dieser Anträge im Dezember hatten wir zum Einstieg eine lange Diskussion, und wir werden am 3. Juni weiterdiskutieren.

Ich möchte Sie darauf hinweisen - sehen Sie sich das an! -, was im Nationalen Beschäftigungsplan enthalten ist: Darin wird genau ausgeführt, daß die Vorlehre für Jugendliche mit persönlichen Vermittlungshindernissen gedacht ist. Für sie soll eine Alternative geschaffen werden, dabei soll es sehr wohl die Möglichkeit zu einem Abschluß nach zwei Jahren geben, aber auch die Anrechnung dieser Zeit auf weitere Ausbildungsschritte. Es geht dabei nicht nur um Jugendliche, die pubertäre Schwierigkeiten haben, sondern es gibt auch Eltern von behinderten Kindern, die es gerne hätten, daß diese Kinder nicht nur in geschützten Werkstätten arbeiten können, sondern auch die Möglichkeit bekommen, eine Art Lehre zu machen, sodaß sie im normalen Arbeitsleben ihren Mann oder ihre Frau stellen können. Es ist ein weites Feld, das wir mit der Vorlehre beschreiten wollen, ein Feld, das für weitere Ausbildungsmaßnahmen durchgängig sein soll. Das wird mit der Vorlehre beabsichtigt. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, daß es auch in der Schweiz ein Lehrlingsproblem gibt. Dort besteht zum Beispiel insoweit ein Ausbildungsproblem, als derzeit 7 000 junge Menschen keinen Ausbildungsplatz haben. Auf jeden Lehrbetrieb in der Schweiz entfallen durchschnittlich 7,8 Bewerbungen. Die Wirtschaft steuert dort umgerechnet zirka 13,6 Milliarden Schilling zur Lehrlingsausbildung bei. Kritisiert wird vor allem der Mangel an qualifizierten Lehrstellenbewerbern. In dieser Hinsicht verhält es sich dort also gleich wie in Österreich.

Dazu kann ich Ihnen folgendes sagen, Frau Kollegin Schaffenrath: Sie wissen selbst, daß wir versucht haben, allen Jugendlichen, die vielleicht noch vor zehn Jahren einen Hilfsarbeiterjob angenommen hätten, die Möglichkeit einer Ausbildung im Lehrlingsbereich zu verschaffen. Dadurch gibt es qualitative Unterschiede und Qualifikationsunterschiede. Teilweise ist da oder dort auch nicht der Wille vorhanden, eine Lehrstelle oder einen Lehrberuf anzutreten. Wir versuchen jetzt, dem gegenzusteuern, und wir werden ja sehen, was wir in dieser Richtung noch erreichen können. Es ist dies aber sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung.

Meine Damen und Herren! Ich freue mich darauf, zu dem Ziel zu kommen, das Herr Abgeordneter Nürnberger genannt hat, als er sagte, daß wir die Weiterentwicklung des Unternehmergeistes vorantreiben sollen. Es wird uns sehr freuen, wenn dies Platz greift, denn es ist keineswegs einfach, Unternehmer zu sein. Wenn sich die Sozialdemokraten jetzt verstärkt dieses Themas annehmen, werde ich mich besonders darüber freuen, daß sich dann vielleicht mehr Menschen selbständig machen. Denn das ist auch die Chance für die Zukunft.

Ich möchte Ihnen kurz einen Artikel aus dem "Wall Street Journal" vom 19. März 1998 wiedergeben. In der Überschrift heißt es: "European entrepreneurs flex their muscles". Darin ist das sehr interessante Faktum nachzulesen, daß es eine neue Gruppe von aufs schnellste wachsenden Unternehmen gibt, die in Europa auf sich aufmerksam machen. Die US-Amerikaner weisen uns darauf hin, daß die Politiker sich diese Unternehmen ansehen sollten, um zu erkennen, worin der Grund dafür liegt, daß zum Beispiel die 2 000 in den neunziger Jahren am schnellsten wachsenden Unternehmen 600 000 neue Arbeitsplätze geschaffen haben. Von ihnen könnte man lernen, wie es möglich ist, Beschäftigungspolitik zu unterstützen.

In diesem Artikel heißt es unter anderem, daß nach verschiedenen Kriterien eine Rangliste der am schnellsten wachsenden Unternehmen in Europa angefertigt wurde. Das am schnellsten gewachsene ist ein spanisches Unternehmen, das Pizzas zustellt. Dieses Unternehmen hatte 1991 - für unsere Begriffe ist es damit schon ein Großbetrieb - 960 Mitarbeiter; 1996 aber waren es bereits fast 7 000. Dem entspricht exakt die Ausbildung zum Gastronomiefachmann. Es zeigt sich auf diese Weise, daß es Bereiche gibt, die man noch nicht hinreichend kennt und in denen es durchaus Chancen gibt.


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