Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 119. Sitzung / 59

den, die Handelsschule oder Fachlehrgänge der HTL zu besuchen, sondern sich sagen werden: Wenn ich 2 000 S bekomme, dann wähle ich lieber einen solchen Lehrgang. - Man muß wirklich in aller Offenheit diese Entwicklung abwarten. (Abg. Schaffenrath: Das ist nicht fair! Das ist nicht gerecht!) Ich vermute, daß die Entwicklung in die Richtung gehen wird, daß die Jugendlichen eher dort hingehen werden, wo sie 2 000 S bekommen. Das muß man abwarten, man darf nicht gleich alles schwarz sehen, vielleicht ist das ohnehin der richtige Weg. Ich bitte Sie aber wirklich darum, in Erwägung zu ziehen, diese Ausbildungslehrgänge auch an berufsbildenden Schulen zu installieren. - Ich bedanke mich. (Beifall bei der SPÖ.)

21.40

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Trinkl. - Bitte. (Abg. Madl: Er schreit nicht so, aber er träumt genauso! - Abg. Dr. Trinkl - auf dem Weg zum Rednerpult -: Noch träumt er nicht!) Woher wollen Sie übrigens wissen, was er träumt, Frau Abgeordnete? (Heiterkeit.)

21.40

Abgeordneter Mag. Dr. Josef Trinkl (ÖVP): Sehr geehrte Damen auf der Regierungsbank! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nur Betriebe schaffen Arbeitsplätze, die Politik hat lediglich die Rahmbedingungen so zu setzen, daß die Betriebe animiert werden, zu investieren und damit Arbeit zu schaffen.

Die Ausgangssituation ist tatsächlich nicht so schlecht: Gemäß Prognosen der Wirtschaftsforscher ist mit einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent zu rechnen. Im Nationalen Aktionsplan ist man bestrebt, diese positive Tendenz zu nutzen und das Beschäftigungsniveau in Österreich weiter zu verbessern. (Abg. Madl: Seit wie vielen Jahren versprechen Sie das schon?) Ich kann das nicht versprechen! Das ist Sache der Wirtschaft! In der Wirtschaft muß man positiv denken, investieren und damit das Rad der Wirtschaft weiterdrehen! Seien wir froh, daß diese Haltung in der Wirtschaft vorhanden ist!

Unsere ganze Sorge widmen wir der Beschäftigung von Jugendlichen. Denn es ist sehr abträglich, wenn ein Jugendlicher, der die Schule beendet hat, quasi keine Perspektive vorfindet und das Gefühl haben muß, nicht gebraucht zu werden. Neben dem Umfeld einer funktionierenden Familie ist eine sinnvolle Tätigkeit wohl die existentielle Grundlage für junge Menschen.

Das Lehrlingspaket I war erfolgreich. (Beifall bei der ÖVP. - Abg. Schaffenrath: Wieviel hat einer gekostet?) Frau Schaffenrath! Wir konnten erstmals den rückläufigen Trend bremsen.

Kollege Öllinger hat recht, wenn er sagt, daß das einiges gekostet hat. Das ist richtig! Es hat tatsächlich einiges an Überzeugungskraft gekostet, die wir aufwenden mußten, denn die Opposition hat alles nur schwarz gesehen. Und es hat auch einiges - das gebe ich gerne zu - an Geld gekostet. Aber es ist uns gelungen, Zeichen zu setzen, die den Betrieben signalisiert haben, daß wir sie brauchen und an ihren Leistungen als Ausbildungsbetriebe interessiert sind. Diesen Weg müssen wir konsequent weitergehen. Die duale Ausbildung ist für uns das Kernstück des österreichischen Ausbildungssystems. Immerhin haben 90 Prozent der Fachkräfte, 65 Prozent des gewerblich-industriellen Mittelbaus und 50 Prozent aller selbständigen Unternehmer eine duale Ausbildung absolviert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Schulabgänger 1998/99 stellen uns tatsächlich vor große Herausforderungen. Wir müssen daher konkrete Maßnahmen setzen, um die Vorschläge des Nationalen Aktionsplans mit Leben zu erfüllen. Es muß uns gelingen, jene Betriebe zurückzugewinnen, die sich von der Lehrlingsausbildung verabschiedet haben. Wir müssen tatsächlich die Frage stellen, warum sie sich verabschiedet haben. (Abg. Madl: Warum haben sie sich verabschiedet?) Es gibt gute Gründe dafür, das gebe ich gerne zu! (Abg. Madl: Erläutern Sie uns die Gründe!)

Daher ist es notwendig, daß wir die Vorlehre definieren, damit wir - wie meine Vorrednerin, Frau Kollegin Tichy-Schreder, ausgeführt hat - jenen Menschen, die sich schwerer tun, auch einen Abschluß ermöglichen. Wir müssen neue Berufsbilder - und in diesem Zusammenhang appelliere ich an die einzelnen betroffenen Ministerien - schnell umsetzen. Wir müssen sie zügig zu


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