Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 119. Sitzung / 67

der Anpassungsfähigkeit durch viele Maßnahmen, die heute schon erwähnt worden sind, zu fördern, da dies die wichtigsten Voraussetzungen sind, um jungen Menschen eine Zukunftsperspektive zu bieten. Es geht ja bei Ausbildung und Arbeit nicht nur um Erwerb und Lohn, es geht nicht nur um das Recht zur existentiellen Absicherung, sondern es geht auch um Selbstverwirklichung, es geht um Unabhängigkeit, und es geht um das Gefühl, auch etwas für die Gesellschaft zu leisten.

Ich möchte heute neuerlich betonen - nachdem ich es schon einmal in einem Debattenbeitrag erwähnt habe -, daß die Belastung, über keine Ausbildung zu verfügen und keine Arbeit zu haben, bei Jugendlichen besonders in ihrer schwierigen Phase zwischen Kindsein und Erwachsenwerden zu massiven Ängsten, Frustration und Resignation führt. Damit wird eine Negativspirale in Gang gesetzt, die nicht nur den Betroffenen, sondern auch deren gesamtem Umfeld zum Schaden gereicht. Immer wieder führt diese Spirale zur Flucht in eine andere Welt - in eine Welt der Gewalt, in eine Welt der Intoleranz oder auch in eine Welt der Sucht und der Drogen.

Allerdings nützen die schönsten und innovativsten Maßnahmen nichts, wenn das Geld dafür nicht vorhanden ist. Auch das wird im NAP betont, und dies deutet darauf hin, daß wir vor einer grundlegenden Systemreform, vor einer Strukturreform stehen, die vor allem eine Reform des Steuersystems bis zum Jahr 2000 vorsieht. Ich hoffe, daß diese durchsetzbar sein wird. Ich nenne dafür nur zwei Bereiche, die Ressourcenbesteuerung und die Ökosteuer sowie die Entlastung des Faktors Arbeit. Ich könnte mir außerdem vorstellen, die Debatte über eine Wertschöpfungsabgabe weiterzuführen. Es müßte auch einen internationalen Gleichklang geben in bezug auf die Besteuerung des Vermögens und vor allem bezüglich der Besteuerung des anonymen Aktienkapitals.

Viele Aktionen und Maßnahmen sind bereits erwähnt worden. Mir ist das Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz besonders wichtig. Zu diesem zeitlich befristeten Auffangnetz für 4 000 Jugendliche möchte ich allerdings erwähnen, daß Auffangnetze in diesem Ausmaß nicht notwendig gewesen wären, wenn die Wirtschaft sich stärker für Lehrplätze und für die Schaffung von Lehrausbildung einsetzen würde. Denn letztlich profitiert ja die Wirtschaft von gut ausgebildeten Leuten! (Beifall bei der SPÖ.)

Wichtig ist mir eine Koordinierung vieler politisch verantwortlicher Unternehmerinstitutionen zur Realisierung der Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit, und zwar mit dem Ziel, Jugendliche stark zu machen, stark gegen Aggressionen, stark gegen Intoleranz und stark gegen Sucht. Denn dadurch kann das Ziel erreicht werden: Der Jugend eine Chance, der Arbeitslosigkeit keine Chance! - Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

22.22

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Rada. - Bitte.

22.22

Abgeordneter Dr. Robert Rada (SPÖ): Sehr geschätzte Frauen Bundesministerinnen! Hohes Haus! Am Ende einer sehr ausführlichen Debatte zum Nationalen Aktionsplan für Beschäftigung möchte ich noch zwei, drei Gedanken zu dem Bereich "Lehrlingsausbildung, schulische Ausbildung und: Was kann Schule insgesamt leisten?" einbringen.

Es wurde heute sehr viel darüber gesprochen, was die Berufsschule sowie die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen im dualen Ausbildungssystem leisten können, aber es herrscht meines Erachtens immer noch sehr viel Unwissen darüber, was die anderen Schulen bereits leisten. Immer wieder ist in den Medien nachzulesen, daß unsere jungen Menschen viel zuwenig auf den Einstieg ins Berufsleben vorbereitet sind. Es ist ja klar: Je besser ausgebildet jemand ist, desto früher wird er einen entsprechenden Lehr- und Arbeitsplatz finden.

Ich möchte aber trotzdem daran erinnern, daß es noch gar nicht lange her ist, daß wir hier im Hohen Haus die Berufsvorbereitung für alle Unterstufenformen beschlossen haben. Vor allem möchte ich in Erinnerung rufen, daß es die Polytechnische Schule gibt und daß sie insbesondere im Bereich der Berufsvorbereitung Enormes leistet. War es vor 20 Jahren fast noch undenkbar, daß es dort berufspraktische Tage und Wochen gibt, so ist das heute der Normalfall.


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