Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 120. Sitzung / Seite 38

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auf taube Ohren gestoßen bin. (Vizekanzler Dr. Schüssel spricht mit dem an der Regierungsbank stehenden Abg. Murauer.) Ich möchte Sie um uneingeschränkte Aufmerksamkeit für 4 Minuten bitten, Herr Außenminister.

Es geht um die Frage der Festlandrasse des Kormorans, einer Vogelart, die an der Nord- und Ostsee lebt und in den Wintermonaten unsere heimischen Gewässer besucht, und das in den letzten drei Jahren mit einer derart explodierenden Population, daß das Aussterben heimischer Fischarten nicht nur eine Bedrohung, sondern bereits Realität geworden ist. Der Kormoran ist in der Lage, in Fischwässern bis zu 98 Prozent des Bestandes – das sind wissenschaftlich gesicherte Daten – innerhalb kürzester Zeit zu eliminieren.

Die Bonner Konvention bietet nunmehr einerseits den sinnvollen Schutz dieser Arten. In den Anhängen sind jene Arten angeführt, die auch in Österreich Schutzbedarf haben, das ist selbstverständlich zu unterschreiben. Die Bonner Konvention gibt aber auch die Möglichkeit, wenn entsprechende wissenschaftliche Daten zur Verfügung stehen, wonach die Populationen Mengen überschritten haben, die eine Gefährdung der Rasse ausschließen, Tiere aus diesem Anhang 1 zu entlassen. Und genau diese Passage der Konvention sollte in nächster Zeit zum Tragen kommen. Ihnen, Herr Außenminister, ist möglicherweise die Entschließung vom 3. April vor zwei Jahren zu dieser Kormoran-Problematik im EU-Parlament bekannt, die nur in Österreich verschlafen wird.

Deutschland hat längst mit einem geeigneten Gesetz reagiert. Die Bonner Konvention wurde bereits 1983, unmittelbar nach der Unterzeichnung, zu einem Bundesgesetz gemacht. Österreich schläft seither vor sich hin. Die EU gibt durch die Herausnahme des Kormorans aus den Vogelschutzrichtlinien seit zwei Jahren den Ländern die Möglichkeit, nationale Regulative vorzubereiten. Gemeint ist nicht ein Halali auf diese imposanten Vögel, sondern es sollte in einem Management vor Ort EU-weit reagiert werden und entsprechende Zählungen stattfinden. Vor allem sollte eines geschehen, und das verschlafen nicht nur der Bund, sondern auch die Länder: In einer Art Katastrophenfonds sollten Gelder bereitgestellt werden, um eine Revitalisierung vorzubereiten.

Wir haben da bundesweit Handlungsbedarf. Ihr Kollege Molterer hat mir noch vor einem Monat geschrieben – und man möge sich diese Aussage auf der Zunge zergehen lassen –, daß die Unterzeichnung der Bonner Konvention zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tiere in den Zuständigkeitsbereich der Länder fällt. Also das, was wir in Kürze beschließen werden – auch die Freiheitlichen werden der Unterzeichnung der Bonner Konvention zustimmen –, verlagerte der Herr Landwirtschaftsminister noch vor einem Jahr in den Bereich der Länder. In Föderalismushysterie wurde alles, was Tierschutzprogramme betrifft, hurtig auf die Länderebene verlagert, um ja nicht tätig werden zu müssen.

Ich hoffe, daß die Unterzeichnung der Bonner Konvention diesem Übel – und es ist ein solches geworden – abhelfen wird. In den Wintermonaten der letzten beiden Jahre haben uns etwa 8 000 dieser Vögel besucht. Es gibt keine historischen Belege, daß jemals Kormorane in dieser Zahl in unserem Alpenbereich waren. Sie haben Schäden in der Höhe von mehr als 200 Millionen Schilling verursacht, allein auf Basis von Besatzfischkosten. Und deswegen eignet sich das Thema nicht dazu, Frau Rauch-Kallat, daß man in Wunden rührt, wie Sie es gestern bei einem vergleichbaren Betrag so lustvoll getan haben. Geschädigt sind durch Kormorane etwa 400 000 österreichische Fischer, etwa 10 000 österreichische Fischereiwasserpächter, etwa 1 500 österreichische Fischereiwasserrechtsinhaber – es ist also ein enormer Schaden entstanden. (Abg. Dr. Petrovic: War das auch der Rosenstingl?)

Ich verstehe Ihre Sichtweise auch, Frau Kollegin Petrovic. Es geht nicht nur darum, diese Personen zu schützen, sondern es geht darum, die Vögel in einer verträglichen Größenordnung zu erhalten – und das nicht durch ein Halali, um es zu wiederholen, sondern durch entsprechendes Management vor Ort und durch eine Herausnahme des Kormorans aus Anhang 1. Das ist unser Anliegen. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

11.17

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Parfuss. – Bitte.


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